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Mein Wecker riss mich am nächsten Morgen unsanft aus dem Land der Träume. Ich hätte beinahe mein Handy auf den Boden geworfen bei dem Versuch dem Brummen ein Ende zu setzen. Ich zog mir die Decke verärgert wieder übern Kopf und hoffte der nächste Wecker würde nicht mehr klingeln.
Auf einmal riss mir jemand die Decke vom Körper und ich kniff schmerzverzerrt meine Augen zusammen. Es war viel zu hell in diesem Raum und meinen Augen tat das weh.
„Madame! Steh auf!" herrschte mich Ayla's energische Stimme an.
Ich brummte nur irgendwas Unverständliches und tastete mit meiner Hand nach meinem Handy. 8:33!
„Du weißt, dass wir uns noch fertig machen, unsere Sachen vorbereiten und frühstücken müssen..." zählte Ayla die To Do Liste auf. Sie hatte keine Ahnung wie sehr mich das demotivierte. Aber als Charles sich in meinen Kopf schlich, war die nötige Lebensfreude da. Ich sprang aus dem Bett und warf einen kurzen Blick durchs Fenster nach draußen. Die Sonne schien freundlich und es war kaum eine Wolke am Himmel. Es scheinen also gute Wetterverhältnisse für das heutige Qualifying zu geben.

Ayla war schon dabei sich Schminke ins Gesicht zu klatschen, während ich mich gerade erst anzog. Mein Outfit war ein weißer dünner Pulli mit rundem Ausschnitt. Dieser war bauchfrei, was ich ja eigentlich weniger trage, aber irgendwie hatte ich die Kraft meine Selbstzweifel, was meinen Körper angeht heute etwas nach hinten zu schrauben. Zu dem Oberteil zog ich noch eine beige Jeans an und als Kopfbedeckung ein rotes Bandana.
Im Anschluss suchte ich meine Schminke raus und trug nur etwas Concealer, Puder, Mascara, Rouge und Lippgloss auf. Meine braunen lockigen Haare fielen offen über meine Schultern und würden mir später hoffentlich nicht zu heiß werden. Gerade wegen dem Bandana auf meinem Kopf...

Zufrieden betrachtete ich mich im Spiegel in dem plötzlich Ayla hinter mir erschien. Sie lehnte sich an mir an und trug ihre Sonnenbrille weit vorne auf ihrer Nase, um sehr sexy auszusehen. „Du siehst so toll aus!" schwärmte meine beste Freundin übertrieben und tat so, als würde sie schwitzen. Ich lachte verlegen.
Sie hob ihr Handy nach oben und kreischte nur „Cheeeese!" Ich griff noch schnell nach meiner Sonnenbrille und lächelte dann in die Kamera. Das Bild stellte sie im Anschluss in ihre Instagram Story und dann war es Zeit nach unten in das Hotelcafé zu gehen, um zu frühstücken. Mein Magen knurrte zwar, allerdings war ich so nervös wegen dem Tag auf der Rennstrecke, dass ich kaum Appetit hatte. Zudem wollte ich mich heute wohlfühlen, mit etwas im Magen ist mir das nur schwer möglich.

„Hmmm, was hole ich mir?", überlegte Ayla laut, als sie die Empfehlungen an der Tafel studierte. Ich stand nur etwas unbeteiligt daneben und betete innerlich, dass ich ohne Frühstück davonkomme.
„Ich hab's! Ich hole mir Hash Browns und ein Toast! Kanadisches Frühstück ist einfach so nice.", Ayla rückte vor zur Kasse und gab ihre Bestellung auf. Dann wendete sie sich an mich. „Und was isst du?" Ich zuckte mit den Schultern. „Ich habe eigentlich kein Hunger, bin viel zu aufgeregt wegen dem Qualifying." , murmelte ich vorsichtig. Ayla runzelte die Stirn und begutachtete mich für ein paar Sekunden skeptisch. „Wie bitte? Du willst nichts essen? Du weißt, dass wir dann lang nichts essen können." , hakte sie nach und ich nickte wissend. „Ich weiß, aber ich kotze, wenn ich jetzt was esse." log ich und hielt mir als Simulation meines Unwohlseins an den Bauch.
„Okay!" sie nickte verständlich und lächelte mir aufmunternd zu. Dann klopfte sie mir kurz auf die Schulter, „Dann wollen wir deinen Bauch ja nicht ärgern." Ich nickte heftig und war ihr in dem Moment so dankbar. Ayla ist ein verständnisvoller Mensch. Sie zwingt mich nicht ständig zu essen im Gegensatz zu meinen Eltern. Außer sie erfährt, dass ich den ganzen Tag nichts gegessen habe. Aber sonst akzeptiert sie, wenn ich es ablehne und das schätze ich wirklich sehr.

Während Ayla genießerisch ihr typisches kanadisches Frühstück aus Bratkartoffeln (auch Hash Browns genannt) und Toast verdrückte unterhielten wir uns über den heutigen Tag. Wir waren beide aufgeregt, weil es unser erstes F1 Wochenende ist. Wobei sich Ayla wesentlich besser mit dieser Szene auskennt als ich. Ich werde wahrscheinlich wie ein kleines Kind durch den Paddock laufen. Das könnte peinlich werden... Aber zum Glück ist Ayla als mentale Unterstützung da. Aber eben auch nicht den ganzen Tag, sondern nur bis 12:00, danach muss sie zu dem Heim, wo unter anderem das kranke Karibu untergebracht ist. Bis dahin bin ich hoffentlich schon bei Charles, sodass ich nicht völlig alleine bin.

Gegen viertel vor zehn holten Ayla und ich unsere Sachen für den Tag aus unserer Suite und setzten uns dann in die Hotellounge, wo Sam uns ja erwarten wollte. Nach fünf Minuten Wartezeit erkannte ich ihn mit einer Sonnenbrille auf der Nase im Eingang. Er hatte uns sofort gefunden und kam lächelnd auf uns zu. „Guten Morgen ihr zwei. Gehts euch gut?" , begrüßte er uns und reichte erst mir dann Ayla die Hand.
„Ja!" , antworteten wir synchron und musste daraufhin lachen. „Und dir?" , fragte ich lächelnd zurück. Der junge Mann nickte als Antwort. Während wir zu dritt ein paar Worte wechselten, machten wir uns zu Fuß auf den Weg zur Rennbahn. Der Straßenverkehr war so früh zum Glück noch nicht so schlimm und auch auf den Gehwegen war nicht viel los. In zwei drei Stunden wird das sicherlich ganz anders aussehen.

Wie von Sam angekündigt brauchten wir gerade mal knapp zehn Minuten bis zum Renngelände. Vor Eingang gab es eine große Art Schleuse. Sam reichte uns jeweils ein kleines Kärtchen in Form eines Reisepasses und erklärte uns, dass wir das nicht verlieren sollen, da wir damit hier jederzeit diese Wochenende hierherkommen dürfen. „Falls euch jemand kontrollieren sollte, zeigt ihr das einfach. Charles hat angekündigt, dass ihr dieses Wochenende zu ihm beziehungsweise Ferrari gehört.", fügte er noch hinzu, während er als erster durch die Schleuse schlupfte. Ich hielt auch meine Karte unter einen Scanner und konnte dann die Stahlrohre anschieben, sodass sie sich drehten und ich eintreten konnte. Ayla tat es neben mir gleich und halte sich dann bei mir unter. „Da vorne hinter dem Gebäude ist die Boxengasse. Geht da bitte nur hin, wenn gerade kein Training, Qualifying oder Rennen ist. Sonst kann es echt gefährlich sein." , er zeigte auf das, was vor uns lag. Ein riesiges Gebäude, was hier inmitten der ganzen Motorhomes sofort herausragte. Da ich in meiner Freizeit zuhause bereits ein paar Dinge über die Rennstrecke im Allgemeinen studiert hatte, wusste ich, dass sich in diesem Gebäude die Garagen der einzelnen Teams und Räumlichkeiten für Formel 1 Mitarbeiter und sämtliche Medienunternehmen befinden mussten. Ayla und ich nickten brav und folgten Sam weiter.

„Die Straße hier nennt man Pit Lane." erklärte Sam, als wir die Boxengasse erreichten. „Und die Garagen nennt man Box. Den Rest werdet ihr mit der Zeit noch lernen." , Sam drehte sich kurz zu uns um und grinste zuversichtlich.
„Ja sicher!" flötete Ayla ebenfalls bedenkenlos und ich nickte. Sam führte uns zu den Ferrariboxen und steuerte genau auf die mit der Nummer 16 und Charles' Namen drüber zu. Ich entdeckte dessen Auto in der Mitte der Garage. Sämtliche Ingenieure hantierten daran herum oder schauten sich auf Computern irgendwelche Statistiken an. Die meisten von ihnen grüßten uns mit überraschtem Blick, wobei manche auch ziemlich vertieft in ihre Arbeit waren und uns so gar keine Aufmerksamkeit schenkten.
Wir bogen um ein paar Ecken und kamen dann hinter den Werkstätten wieder raus. Hier war eine weitere Gasse die aber wesentlich breiter als die Pit Lane war. Wie eine Stadt waren die vielen Motorhomes der Teams angeordnet. Ich hätte nicht gedacht dass die so riesig sein können. Besonders weil sie alle vor ein paar Tagen umständlich aufgebaut wurden. Und das nur für ein paar Tage, danach muss alles wieder abgebaut werden.
Wir steuerten geradewegs auf das Motorhome von Ferrari zu, was mit der roten Farbe deutlich herausstach. Es fühlte sich surreal an, hier mitten im Gelände von einer Formel 1 Rennstrecke zu stehen. Niemals hätte ich vor ein paar Wochen hiermit gerechnet.

Sam drückte die Tür des Ferrari Reviers auf und führte uns zu einer Sofasitzecke. „Ihr könnt hier etwas Zeit verbringen. Ich muss kurz hoch zu einem Meeting. In etwa einer halben Stunde bin ich zurück. Baut keine Scheiße, ja?", Sam bedachte uns mit ernstem Blick.
„Wir doch nicht!" lachte Ayla und pflanzte sich grinsend auf eine Couch. „Ich vertraue euch einfach mal." mit den Worten ließ uns der Mann allein zurück und verschwand Sekunden später die Treppen hoch. Ich tat es Ayla gleich und setzte mich auf eine Couch, die sich sofort gemütlich anfühlte. Ich atmete die klimatisierte Luft hier drinnen tief ein und sah mich etwas um. Ayla und ich waren allein im unteren Stockwerk und es war gespenstisch still. So still wie ich nicht gedacht hätte, dass es hier mal sein könnte.

Melody of death | Charles Leclerc FFWo Geschichten leben. Entdecke jetzt