six ఌ

204 5 0
                                    

Noch immer aufgeweckt und durcheinander von dem Traum am Vortag, fuhr ich am nächsten Tag zur Arbeit. Wie bereits von Marlow angekündigt, war ich vorerst allein. Ich begrüßte Elmo, der schwanzwedelnd auf mich zugelaufen kam. Janett, die alte Dame bei der Elmo wohnt, bringt ihn jeden Morgen gegen 7:00 hier her, weil sie danach immer bis abends 19:00 in Nizza ist und arbeitet. Allerdings putzt sie morgens das Restaurant, weshalb sie als Gegenleistung ihren Hund hierlassen darf.

„Hey mein Süßer." , ich streichelte dem riesigen Wollknäuel lächelnd über den Kopf. Er genoss das, indem er seinen Kopf noch stärker gegen meine Hand drückte. „Komm, wir gehen eine kleine Runde Gassi." schlug ich vor und der Rüde verstand. Er wedelte mit dem Schwanz und lief schon zur Tür. Ich brachte meine Tasche noch schnell in den Mitarbeiterbereich, schnappte mir eine Leine und kehrte dann zu dem brav wartenden Hund zurück. Als ich die Tür öffnete und ihm das Go gegeben habe, rannte er (so gut es ein alter Hund eben kann) über den menschenleeren Strand. Morgens um 7:30 sind meistens noch keine Leute hier und wenn, dann nur Rentner, die die Sonne anbeten.

Elmo scheuchte spaßhabend eine Gruppe Möwen auf und peste ihnen hinterher. Manchmal lässt mich sowas vergessen, dass er schon zwölf ist und keine Zwei mehr.

„Elmo! Komm mal her." rief ich den Riesen zu mir und kniete mich runter. Er hörte auf's Wort und kam zu mir gelaufen. Ich kraulte ihm lobend durch sein Fell und animierte ihn anschließend dazu, mit mir umzudrehen. Immerhin musste ich noch das ganze Restaurant vorbereiten.

Ich gab Elmo in seinem Silber glänzenden Napf, etwas Wasser, was er mit lauten Geräuschen aufsog und sich anschließend in sein Plätzchen im Mitarbeiterbereich fallen ließ. Ich warf derweil einen Blick in die Küche. Annette und Jaques waren gerade dabei Brötchen zu belegen, Backwaren, die geliefert wurden einzusortieren und Kuchen zu schneiden. Die beiden sind für die Küche zuständig.  Nachdem ich also sichergegangen war, dass die beiden ihrer Arbeit nachgehen, stellte ich Blumen und Zucker auf die Tische, fuhr die Kasse hoch und beschriftete die schwarze Tafel mit den heutigen Empfehlungen. Diese hängte ich dann gut sichtbar für alle Gäste hinter mich an die Wand. Um 8:00 war es dann so weit und die ersten Gäste spazierten in das Restaurant. Ich lächelte freundlich und bat die Familie mit einem Baby und einem etwa vierjährigen Mädchen an einen Tisch mit Babysitz. Das Mädchen erinnerte mich an June, die eine Tochter von Mara. Sie hat dieselben dunklen, lockigen Haare wie das Kind, welches jetzt hier vor mir stand.

„Wissen Sie schon, was Sie trinken wollen?", fragte ich in die Runde und zückte einen Zettel und Stift.

„Zwei Latte Macciato und für sie einen Kakao.", bestellte der Mann, während er das Baby in den Sitz setzte. Ich nickte verstehend und schrieb alles auf.

„Kommt sofort. Haben Sie auch vor etwas zu frühstücken?" fragte ich vorsichtshalber nach. Ich wollte die Karten immerhin nicht umsonst durch den halben Laden tragen...

„Ja sehr gerne, gibt es eine Speisekarte?", die Frau warf mir einen freudigen und gleichzeitig forschenden Blick zu. Ich nickte heftig als Antwort auf die Frage. „Die bringe ich Ihnen gleich."

Damit kehrte ich der Familie den Rücken und nachdem ich ihr die Karten gebracht habe, machte ich die zwei Lattes und den Kakao.

Mit dem ähnlichen Programm nahm mein Vormittag seinen Lauf. Jedoch wurde es mit jeder zweiten Minute voller. Wahrscheinlich hatte sich halb Monte Carlo dazu entscheiden, genau heute wo ich allein als Kellnerin da bin, hier frühstücken zu kommen. Das verstärkte nur meine Frage, wo Clodine abblieb. Auf der anderen Seite überraschte mich ihr Fehlen auch nicht. Sie ist nicht die verlässlichste Person...
Sie sagt oft, dass sie einspringt und entweder vergisst sie es, oder sie entscheidet sich spontan dazu, es doch nicht zu tun. Allerdings sagt sie dann nicht wie ein normaler Mensch ab, sondern lässt ihre Kollegen unwissend allein arbeiten. Wie schön, oder?

Gegen 12:00 hatte ich dann endlich die erlösende Mittagspause. Also eigentlich hätte ich Pause, aber da ja kein sonstiger Kollege da war, fiel diese vor meinen Augen in Eimer. Wortwörtlich!

Ich war damit beschäftigt die Tische zu putzen, den Boden einmal durchzuwischen, dreckige Teller wegzuräumen und die Tafel neu zu beschriften. Schließlich hatten wir jetzt nicht mehr die Morgenskarte sondern die Mittagskarte. Unaufhaltsam entfernten sich meine freien Minuten ins Jenseits und am Ende blieben mir lediglich 10 Minuten, in denen ich kurz ungestört war. Ich verkroch mich in die Toilette, lehnte meinen Kopf gegen die kalte Steinwand und atmete aus. Ich war müde und erschöpft. Möge der zweite Abschnitt des Tages bloß angenehmer werden...

Ich betätigte die Spülung damit Annette und Jaques nicht denken ich hätte unnötig im Klo gehockt. Wahrscheinlich ist ihnen nicht mal aufgefallen, dass ich auf Toilette war, immerhin waren sie fleißig am Kochen.

Mit schlaffen Beinen trottete ich zum Tresen. Ich warf einen kurzen Blick um die Ecke. Elmo schlummerte friedlich und bemerkte mich nicht. Er erhellte meine Stimmung etwas. Dieser Hund ist echt ein Goldstück. Wie ist es nur möglich, dass er zu etwas fähig ist, wozu nicht mal meine Eltern fähig sind? Er kann mich glücklich machen, ohne etwas zu tun. Ist das nicht seltsam?

Das Öffnen der Tür war mein Wecker, der mir ankündigte, dass gerade jetzt der zweite Teil meines Arbeitstages angebrochen hatte. Und oh Wunder, es war nicht Clodine die durch die Tür marschierte.

Zwei Stunden vergingen, die nicht stressiger hätten sein können. Das Restaurant füllte sich so sehr, dass nicht nur die Plätze zum Draußenessen komplett belegt waren, sondern auch fast alle drin. Ich war am Rumrennen, schenkte unzählige Getränke ein und beförderte die Bestellungen jedes Mal persönlich in die Küche. Normalerweise können wir die Bestellungen easy auf einem PC eintippen und sie dann in die Küche schicken, wo sie auf einem Zettel ausgedruckt werden, aber aktuell ist dieser spezielle Drucker kaputt und mein Chef hat es noch nicht geschafft einen Neuen zu besorgen. Das macht die ganze Arbeit natürlich um Einiges umständlicher. Besonders wenn man alleine ist...

Als ich gerade dabei war hinter der Theke eine Getränke-Bestellung abzulesen, unterbrach mich eine warme Männerstimme, die aus all den vielen redenden Menschen deutlich herausstach. Ich schaute sofort auf und blickte in unverkennbar grüne Augen.

„Wir sehen uns ziemlich oft in letzter Zeit, findest du nicht?"

Melody of death | Charles Leclerc FFWo Geschichten leben. Entdecke jetzt