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Als auch die letzte Girlande hing, sprang ich vom Stuhl und betrachtete das Ergebnis. Ich habe zwei von ihnen selbst gemacht. In den Mittelpunkt der Dreiecke habe ich das Ferrarilogo geklebt, der Hintergrund natürlich rot. Alle anderen Girlanden waren abwechselt in rot und weiß mit der Aufschrift „Happy Birthday".
„Sieht ja schon super aus.", hörte ich Arthur hinter mir staunen und fuhr zu ihm herum. Er trat neben mich und nickte mir anerkennend zu. Ich lächelte, wandte mich jedoch im nächsten Moment ab. Ich lief zu dem Haufen an Zeug, das wir noch anbringen wollten. „Hilfst du mir?", fragte ich und hob die Leinwand auf. „Na klar.", voller Tatendrang half er, sie an den dafür vorgesehenen Platz zu tragen.  Ich zog den Stuhl von eben zu mir, während der junge Erwachsene sich einen Hocker schnappte. Wir hängten die Leinwand an den Stahlpfosten, am Ende drehte Arthur, weil er größer ist als ich noch die Schrauben zu. Zufrieden begutachteten wir unser Werk. Später sollten durch den Biemer, welchen Sam noch vorbeibringen wird, verschiedene Aufnahmen von Charles auf die Leinwand projiziert werden.

Als es klingelte, hüpfte ich zum Eingangstor des Geländes und grinste Marlow freudig entgegen. Er winkte und gab mir eine halbe Umarmung. „Na, wie geht's?", erkundigte ich mich bei ihm. „Alles im Grünen. Und dir?", er strahlte mir gutgelaunt entgegen. „Auch. Dann wollen wir mal. Lass mich dir was abnehmen.", ich griff nach einer der zwei Kisten, die er auf seinen Armen balancierte.  Er dankte und folgte mir anschließend durch den Garten zum Haus. Charles' Familie liegt im Besitz dessen. Letzte Woche hatte mich Arthur kontaktiert und vorgeschlagen, hier eine Feier für Charles zu veranstalten. Natürlich wusste Besagter davon nichts, es sollte eine Überraschung werden. Er denkt, dass wir heute Abend mit seiner Familie essen gehen, doch Pierre und Lando, die aktuell mit ihm unterwegs sind, werden ihn später hierherbringen und nicht zu irgendeinem Restaurant. Die beiden wissen logischerweise auch Bescheid, nur Charles ist der Unwissende in diesem Plan.

Marlow und ich richteten im großen Esszimmer das Buffet an, bald stieß auch Arthur dazu und kümmerte sich um die Teller und Gläser. Ich war meinem Kollegen unendlich dankbar, dass er sich um das Essen gekümmert hat. Als ich ihm vergangene Woche die Einladung für ihn mitgeteilt hatte, erklärte er sich sofort dazu bereit, ein 5-Sterne Essen für alle Gäste vorzubereiten.

Um kurz vor 4 nachmittags kam der versprochene Biemer mitsamt Sam bei uns an. Arthur und Sam kümmerten sich um die Technik dessen, während ich Marlow das Haus zeigte. Von dem geräumigen Esszimmer mit dem grau-weißen Marmorboden aus, führte uns ein Flur zu einem Activity-Room, in dem sich neben einem Billiardtisch, auch ein Tischkicker und Hanteln befanden. Direkt neben diesem Raum gab es ein riesiges Badezimmer. Auch hier glänzte der Boden grau-weiß. Die Wand war ebenso aus hellem Marmor. Im ganzen Badezimmer schmückten goldene und silberne Akzente das Inventar und sorgten für modernen Glanz. Vom Bad aus führte der Flur geradeaus zu einer gefliesten Wendeltreppe. Das schwarze Geländer glitt unter meiner Hand davon, als wir nach oben stiegen.  In diesem Stockwerk ließen sich dann noch Schlafzimmer, ein weiteres Badezimmer und ein Wohnzimmer finden. Im Garten zeigte ich dem Briten noch die Minibar, den Pool und die verschiedenen Sitzgelegenheiten, wie die dunkelbraune Holzschaukel. Im Pool schwammen ein paar braune Blätter, die von den Bäumen hinuntergefallen waren. Es wäre jedoch so oder so kein Wetter mehr, um baden zu gehen. Von daher war es auch egal. Übrigens gab es auch hier im Garten einen Tischkicker. Keine Ahnung, wieso man zwei auf einem Gelände braucht. Umrundet wurde das große Gelände von hohen Hecken und dahinter einer Steinmauer. Wahrscheinlich würden wir auch ohne Privatsphäre haben, da sich das Haus auf einer Art Berg befand. Man hat zum Beispiel vom Wohnzimmer im Obergeschoss aus, einen weiten Blick auf die Städte und das Meer.

Die Zeit bis 18:00 vertrieben wir uns mit den letzten Vorbereitungen für die Party und dem Willkommenheißen von Gästen. Auch Pascale schloss ich in meine Arme, ebenso wie Freunde von Charles oder Verwandte, die ich noch nicht kannte. Um kurz vor sechs erhielt ich eine Nachricht von Lando, dass sie in zwei Minuten eintreffen würden. Ich trommelte alle Leute zusammen. Wir versteckten uns im Esszimmer hinter der Kochinsel oder unter dem Tisch. Dann hieß es leise sein und hoffen, dass alles glattläuft. Ich lauschte den bald auftauchenden männlichen Stimmen. Ich hörte Charles fragen, was sie hier machen würden. Pierre behauptete, dass sie nur Arthur hier abholen müssten. Kurz darauf betraten die drei das Zimmer und alle sprangen aus ihren Verstecken. „ALLES GUTE ZUM GEBURTSTAG!", kreischten wir im Chor. Charles entgleisten alle Gesichtszüge, doch im positiven Sinne. Er strahlte bis über beide Ohren. Die Überraschung war geglückt. Auf schnellen Sohlen trat ich zu dem Geburtstagskind und zog ihn in eine innige Umarmung. Er drückte mich fest an sich und flüsterte überglücklich. „Das wäre doch nicht nötig gewesen.", man hörte ihm deutlich an, wie glücklich ihn das machte. „Ich danke dir.", ich drückte ihn von mir weg und nickte zu Arthur. „Danke nicht mir. Arthur hat das vorgeschlagen.", grinsend trat der Angesprochene zu uns und auch ihn nahm Charles brüderlich auf den Rücken klopfend in die Arme. „Hey Leute, ich bin allen Beteiligten unendlich dankbar. Lasst uns diese Hütte heute unter Feuer setzen!", das war der Startpfiff für die Party. Alle stürmten zu dem Buffet und griffen nach Getränken. Ich trat jedoch zu Lando und Pierre, die mich freundschaftlich in eine Umarmung verwickelten. Wir wechselten ein paar Worte, während sich Charles auf den Weg zu seiner Mom gemacht hatte. Verständlicherweise wollte er auch ihr persönlich danken.
„Hat er etwas geahnt?", fragte ich an die beiden Formel 1 Fahrer gerichtete. „Kein Bisschen, ich glaube, der hat jede unserer Behauptungen geschluckt. Am Ende war er vielleicht ein bisschen genervt davon, dass wir ihn überallhin gezerrt haben.", lachte Lando amüsiert. Ich stieg mit ein. „Er wollte glaube ich lieber Zeit mit dir als mit uns verbringen.", vermutete Pierre gespielt traurig. „Ja Célina, du bist wirklich alles für ihn. Er schwärmt in einer Tour über dich. Du bist ihm wirklich ein Anliegen.", ich senkte verlegen den Blick, doch konnte mir ein gerührtes Lächeln nicht verkneifen. Solche Worte zu hören, war nicht das, was ich erwartet habe.
„Ey Leute, kommt ihr mit raus?", einladend nickte Sam in Richtung Garten.  Ich sah mich um, Charles schien ebenfalls draußen zu sein. Zumindest war er nicht mehr hier drinnen. „Jap.", antwortete Lando und zerrte mich und Pierre ohne Wiederrede mit sich. Ein paar wenige Menschen hatten es sich um den Pool herum oder auf den Gartenstühlen gemütlich gemacht. Wir dagegen spazierten zur Minibar. Dort stand auch Charles und unterhielt sich mit einem Freund. Lando reichte mir von hinter der Theke eine Limonade und nahm sich selbst ebenfalls eine. Pierre neben mir bat seinen Kumpel jedoch um eine Cola. Dankbar nickte ich dem Briten zu, ehe er sich neben mich auf einen Barhocker pflanzte und an seinem Getränk schlürfte. Triumphierend klatschte er in die Hände, als sich Charles ein paar Minuten später mit ebenfalls einer Limo zu uns gesellte. Pierre neben mir wich sogar von seinem Platz, damit Charles neben mir sitzen konnte. „Wie findest du es?", fragte ich meinen Freund lächelnd. Er legte einen Arm um mich und gab mir einen zarten Kuss auf die Stirn. „Es ist perfekt. Besser könnte es nicht sein."
Eine Weile später gesellte sich auch Sam zu uns und wir lachten, bis die Dunkelheit langsam über uns kehrte. Die goldenen Lichterketten über der Minibar strahlten warmes Licht auf uns herunter. Die meisten Menschen tranken inzwischen nicht mehr ausschließlich Biere und Sekte. Auch in meinen Händen war, wie auch bei meinen Nebensitzern, ein Cocktail zu erkennen. Musik erklang aus den Boxen, die an verschiedenen Stellen im Garten und im Haus aufgestellt waren.
„Wollen wir jetzt nicht den Film anschauen?", schlug Arthur vor, als er sich mit einem Cuba Libre zu uns begab. „Gute Idee.", ich sprang von meinem Stuhl, die anderen folgten, wobei Charles mich irritiert ansah. „Welcher Film?", ich fing an zu grinsen. „Das wirst du gleich sehen.", ich nahm ihn bei der Hand und machte mich mit den anderen auf den Weg zu dem geräumigen Zimmer, in dem Arthur und ich vorhin die Leinwand angebracht hatten. Auch andere Gäste suchten sich ihren Platz auf den Stühlen und tuschelten gespannt. Sam knipste das Licht aus und mit einem Mal wurde es ganz leise. Charles griff nach meiner Hand, als der Film begann. Ich drückte sie fest. Die erste Szene war Charles als Kind, als er das erste Mal in einem Karting Auto saß. Die Gäste lachten allesamt als gezeigt wurde, wie der Monegasse unbefangen über den Platz raste. Danach wurde gezeigt, wie Charles sich als junger Kerl beim Eisessen den ganzen Mund verschmiert hatte. Man hörte Pascale im Hintergrund lachen, wahrscheinlich hatte sie das Video damals aufgenommen. Im nächsten Augenblick trat Charles' Vater mit einem Tuch in die Linse, um seinem Sohn den Mund abzuputzen. Ich blickte unauffällig zu Charles neben mir, als ich spürte, wie der Druck um meine Hand fester wurde. In seinen Augen glitzerte eine Träne, doch im schwachen Licht konnte ich sein Lächeln sehen. Ich kuschelte mich an seine Brust, seinen Arm um mich geschlungen. Ich merkte, wie hart es für ihn war, diese Szene zu sehen. Sein Vater gehörte zu den wichtigsten Menschen in seinem Leben. Genau ihn hat er verloren und das viel zu früh. Auf der anderen Seite schien das Video in ihm einige Glücksgefühle auszulösen. Die nächsten Szenen bestanden aus Formel 2- und Formel 1 Rennen, Erlebnissen mit seiner Familie und sogar Videos von ihm und mir. Am Ende klatschte die Menge und irgendjemand fing von hinten an, Konfetti zu sprühen. Als ich mich umdrehte, sah ich, dass es Lando und Pierre waren. Ich hatte gar nicht registriert, dass sie während dem Film aufgestanden waren. Der Jubel über ihn -oder vielleicht lag es auch an dem emotionalen Film- brachte Tränen in Charles' Augen. Ich zog ihn behutsam in meine Arme und streichelte seinen Rücken. Wenig später spürte ich, dass auch Lando, Pierre, Sam, Arthur und weitere Menschen ihre Arme um uns schlossen, sodass eine riesige Traube entstand. „Alles nur für dich.", flüsterte ich in Charles' Ohren. Er küsste meine Lippen leidenschaftlich und konnte keine Sekunde aufhören zu strahlen.

Es war kurz nach Mitternacht, als ich Charles und mich ruhig schaukelnd im Garten wiederfand. Bis auf Lando und Pierre waren bereits alle gegangen. Besagte waren damit beschäftigt, sich an dem Tischkicker im Garten zu probieren. Ihr Gelächter entging mir keineswegs. Sie hatten definitiv den ein oder anderen Drink intus.
Mein Kopf lag müde auf Charles' Arm, weshalb mich nicht wundern würde, wenn dieser längst eingeschlafen ist. In meinem Kopf ließ ich den ganzen Tag Revue passieren. Es tat gut nun allein mit Charles zu sein und den Abend zusammen ausklingen zu lassen. Doch die Worte von Lando und Pierre wollten mir nicht aus dem Kopf gehen. Nicht zuletzt, weil ich es nicht kenne im Leben eines anderen, so eine große Rolle zu spielen. Ich schraube mich gerne zurück, ziehe Probleme anderer vor meine und bleibe in meiner Komfortzone. Wobei ich mir gar nicht sicher war, ob man meine Komfortzone wirklich Komfortzone nennen kann. Immerhin sollte man sich dort doch wohlfühlen. Aber tu ich das? Wenn ich ehrlich bin, ist das seit dem Anruf meines Onkels nicht mehr der Fall. Ich habe keinen Ort mehr, um mich zu verstecken. Nicht mal in meinem tiefsten Inneren ist noch Frieden. Ich würde gerne wieder gesund werden, doch mir fehlen die Waffen gegen die Dämonen in mir. Meine Tabletten in Form von Antidepressiva, sind vor zwei Tagen leergegangen, doch ich kann keine neuen besorgen. Dafür bräuchte ich ein aktuelles Rezept, was mir aber fehlt. Von nun an heißt es kämpfen, doch wenn ich ehrlich bin, habe ich keine Kraft mehr. Es ist nur eine Frage der Zeit, bis ich daran zerbreche.

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Hey ihr Lieben,
tatsächlich wendet sich die Geschichte langsam dem Ende (noch drei Kapitel). 🫣 Wow, ich kann es gar nicht glauben 🙈. An dieser Stelle will ich einfach nur danke an alle sagen, die bereits bis hier her gelesen haben! Jeder einzelne Leser bedeutet mir die Welt 🎀❤️! Nun noch viel Spaß beim Weiterlesen!!

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