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Zu Fuß liefen wir an der Promenade entlang in Richtung Monte Carlo. Unweit von dem Stadtschild entfernt blieb Charles stehen. „Ich will dir jemanden vorstellen.", erklärte er mir und deutete auf einen Mann jungen Alters, der mit AirPods in den Ohren an der Mauer eines Gebäudes lehnte und auf sein Handy schaute. Er trug eine Sonnenbrille und nahm keine Notiz von uns. Ich glaubte ihn irgendwo her zu kennen, aber ich wusste nicht von wo.
Charles trat zu ihm und gab ihm einen Klaps auf den Hinterkopf, sodass seine Cap zu Boden fiel. Er sah auf und nahm kurz darauf seine AirPods aus den Ohren. Grinsend schlug er mit Charles ein, während in mir eine Glühbirne aufleuchtete. Pierre. Pierre Gasly von RedBull. Ich hatte unter anderem ihn in meiner freien Zeit im Paddock gegoogelt.
Ich setzte ein Lächeln auf als er mir die Hand entgegenstreckte, die ich freundlich entgegennahm. „Célina.", stellte ich mich vor. „Pierre", kam es von ihm zurück und er lächelte. Charles legte einen Arm um meine Schultern und drückte mich etwas an sich.
„Ich wollte mit dir und Pierre etwas unternehmen.", meinte Charles an mich gerichtet, „Er gehört zu einem meiner besten Freunde, darum find ich gut, wenn ihr euch kennt."

Ich holte mein Handy aus der Tasche und ließ mich danach auf mein Bett fallen. Das erste Mal, seit ich mit Charles heute Mittag das Restaurant verlassen hatte, schaltete ich es wieder aus dem Flugmodus an und checkte meine Mitteilungen. Als ich den verpassten Anruf meiner Schwester sah, wünschte ich erreichbar gewesen zu sein. Aber ich hatte es vorhin genossen ungestört zu sein, so wie eigentlich immer, wenn ich mit Charles unterwegs bin. Ich mag keine Ablenkung in Form von Anrufen oder Nachrichten...

Ich drückte schnell auf ihren Namen in meinen Kontakten, um sie zurückzurufen. Es wählte einmal, zweimal, dann hörte ich ihre weiche Stimme am Hörer und musste Lächeln. Unser letztes Telefonat ist schon zu lang her... „Heyyy Sally!!", flötete sie glücklich.
„Linnea! Schön von dir zu hören. Wie gehts dir?", fragte ich. „Mir geht es klasse! Wie gehts dir?"
„Mir gehts auch gut.", gab ich zurück, diesmal meinte ich es wirklich ernst, „Ist etwas vorgefallen, dass du anrufst?", hakte ich nach.
„Nein, nein keine Sorge es ist alles im grünen Bereich. Ich wollte dir aber von ein paar guten Nachrichten berichten.", sie klang feierlich und machte eine Pause, „Benni und ich kommen für einige Zeit nach Monaco. Ist das nicht großartig!?" mir fiel die Kinnlade vor Freude runter und ich stand vom Bett auf. „Bitte was?", fragte ich ungläubig nach. Ich konnte mein Glück nicht realisieren. „Jaaaaaa! Wir kommen dich,  Ma und Pa besuchen!!", schrie sie mir enthusiastisch in die Ohren, aber die Lautstärke war mir egal, denn auch ich fing an zu kreischen. „Oh mein Gott!", brachte ich den Tränen nahe über die Lippen. Mit einem Mal wurde ein Teil meines Herzens, der für lange Zeit tot war, wiederbelebt und setzte es zu einem Ganzen zusammen. Dass meine Geschwister beide ausgewandert sind, ist für mich noch immer schwer zu begreifen. Als Kinder und auch noch als Jugendliche, waren wir immer zusammen. Doch dann entschied sich Linnea für ein Auslandsjahr in den Staaten und Benjamin für ein Studium, ebenfalls in den Staaten.
Ich wechselte noch einige Worte mit Linn, ehe sie Schluss machen musste und ich überglücklich ins Bett fiel. Für ein paar Minuten lag ich nur stillschweigend da und starrte an die Decke. Dann fasste ich meine Motivation, sprang auf und marschierte zu meinem Klavier. Ich setzte mich auf den Ledersessel und betrachtete die Tasten. Ein bisschen Staub hatte sich darauf gesammelt, den ich problemlos und ohne Rückstände wegblies.
Ich atmete ein paar mal tief ein und aus als meine Fingerspitzen die Tasten berührten. Ich spielte den ersten Akkord und ein paar Dreiklänge. Dann hielt ich nochmal inne. In meinem Kopf löste sich meine Umgebung in Luft auf und ich sah nur noch das Klavier. Meine Ohren lauschten der Ruhe. Ich fühlte mich leicht.

Erneut setzte ich zu spielen an. Zuerst erklangen tiefe Noten, dann kombinierte ich sie mit einigen hellen Akkorden. Den ersten Teil der Melodie ging ich ruhig und mit langanhaltenden Tönen an. Der Mittelteil dagegen bestand aus schnellen Wechseln zwischen den hohen und wenigen tiefen Tönen. Zum Schluss ließ ich das a ausklingen und Stille blieb zurück.

Erfreut stand ich auf und tapste ins Bad, um mir die Zähne zu putzen. Mit etwas Wasser wusch ich mir die Mascara von den Wimpern und den Highlighter von den Wangen. Zum Schluss band ich meine Haare in zwei geflochtene Zöpfe und verschwand danach endgültig ins Bett. Mit Freude in meinen Venen.

Melody of death | Charles Leclerc FFWhere stories live. Discover now