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Ayla kam nach einer Weile zurück und verwickelte mich in verschiedenste Gespräche. So habe ich ihr auch von dem kommenden Wochenende erzählt. Sie ist ausgeflippt vor Freude. Und sie flippte noch mehr aus, als ich Charles erwähnte. Ich erzählte ihr von seiner Art, von dem Treffen gestern und dass Pascale zufällig die Mutter von ihm ist.  Ich war heilfroh, dass die Frage nach unserem ersten Kennenlernen ausblieb. Zu erwähnen, dass ich mich zufällig gerade von der Brücke stürzen wollte, wäre vielleicht nicht so vorteilhaft gewesen.

Ayla war der festen Überzeugung, dass Charles ein Auge auf mich geworfen hat. „Und du magst ihn auch.", fügte sie hinzu und musterte mich forschend. Erschrocken hob ich den Blick. „Was? Nein, nein. Also nicht mehr als du denkst.", stritt ich ihren Vorwurf ab. Ich weiß nicht einmal selbst, wie ich über Charles fühle. Ich bin verwirrt. So etwas hatte ich noch nie empfunden und ist kaum zu beschreiben.

Während Ayla und ich wieder Richtung Nachhause liefen, erzählte sie mir von ihrem Job in Kanada. Ich hörte ihr aufmerksam zu, mich haben ihre Erzählungen aus meinem halben Heimatland schon immer fasziniert. „Wir haben gestern einen kranken Karibubullen gefunden. Der lag im Gestrüpp und wir dachten erst, dass er tot wäre. Die Herde war bereits weitergezogen, was sehr ungewöhnlich ist da sie eigentlich nie jemanden zurücklassen.", Ayla seufzte deprimiert, „Auf jeden Fall haben wir uns dem Bullen erstmal langsam genähert. John, einer meiner besten Kollegen, hat dann nach dem Tier gesehen und festgestellt, dass wir ihn mitnehmen müssen. Jetzt ist er bei uns im Heim und wird dort tierärztlich versorgt.", schloss sie ihre Erzählung und zwang sich ein Lächeln auf. Ich liebe Ayla's großes Herz für Tiere. Wenn früher in der Schule jemand einen Käfer gesehen hat, war sie die Einzige, die  nicht mit dem Collegeblock draufgeschlagen hat sondern ein Papier aus diesem raus gerissen hat und den Käfer damit ans Fenster beförderte. Wenn im städtischen Tierheim mal Mitarbeitermangel war, hat sie sogar die Schule geschwänzt nur um dort auszuhelfen. Vielleicht waren Tiere für sie eine Art Therapie und Ablenkung vom Leben. Ich weiß, dass sie es in ihrer Kindheit nicht leicht hatte, aber ich weiß auch, dass sie den ganzen Schmerz, der noch immer in ihrem Herz sitzt, mit ihrer verrückten Art überspielt.

„Habt ihr dem Karibu einen Namen gegeben?" , fragte ich und Ayla fing sofort an zu strahlen. „Ja, was denkst du denn? Rate mal welchen." , noch bevor ich meinen Tipp abgeben konnte, verbalisierte sie mir den Namen stolz. „Taifun! Ist der Name nicht großartig?" Ich nickte heftig und strahlte ebenfalls da mir der Name wirklich gefiel. „Ja ist er. Wie kamst du oder ihr darauf?"

„Ich habe ihn angeschaut und wusste: Er wird stark sein wie ein Taifun." schilderte mir die Blondine und blickte mit hoffnungsvollem Ausdruck in Richtung Meer. Ich streichelte ihr über den Rücken und warf ihr einen mutmachenden Blick zu. „Und du wirst Recht behalten. Er wird stark sein!" würfelte ich lächelnd ein.

Sie nickte vage.  „Ich bete für ihn."

Am folgenden Tag machten Ayla und ich uns gegen Mittag auf den Weg in die Innenstadt. Immerhin ist nächste Woche Marlow's Hochzeit und ich habe noch weder ein Kleid noch weiß ich welche Schuhe ich anziehen soll. Zum Glück habe ich eine beste Freundin, die sich mit Mode sehr gut auskennt und vor allem weiß wo man was -natürlich zu einem fairen Preis- herbekommt. Die ersten drei Geschäfte, die wir abklapperten, hatten alle jedoch nichts Besonderes. Im Vierten fanden wir dann ein schönes Kleid. Es war hellrot und enganliegend. Mir ging es zwar bis zu den Fußknöcheln aber genau das liebe ich. An der Brust hatte es sogar kleine glitzernde Diamanten hängen, die den letzten Touch darstellten.

Zwei Läden weiter suchte Ayla dann die perfekten Schuhe zu dem Kleid aus. Es waren rote High Heels, die man allerdings unter dem Kleid wenig zu Gesicht bekommen wird. Ayla legte mir auch noch zwei silberne  Armbänder auf die Kasse von denen sie dachte, sie würden zu dem Outfit passen. Sie kann wirklich froh sein, dass ich ihr vertraue. Sonst würde ich sie garantiert nicht so mit meinem Geld umgehen lassen.

An der Promenade setzten wir uns in einem dortigen Café auf die Terrasse und hatten einen schönen Blick auf das tiefblaue Meer. Die Sonne prallte um diese Zeit genau mittig auf uns hinab und verteilte kaum erträgliche Hitze. Während Ayla zu einem  Limoncello griff, blieb ich bei einem Pfirsicheistee. Normalerweise trinkt Ayla bei Shoppingtouren keinen Alkohol, heute ist das wohl anders.
„Ist alles gut bei dir oder warum trinkst du einen Limoncello?" , erkundigte ich mich bei ihr, als sie unbeeindruckt Richtung Meer schaute.
„Zitrone trinkt sich gut bei so einer Hitze. Der kleine Alkoholanteil macht da auch nicht so viel aus..." , erwiderte sie lächelnd und griff nach der Karte, die auf dem Tisch lag und blätterte gedankenverloren darin.

„Ich frage ja nur." würfelte ich das Thema ein und nahm das eiskalte Glas entgegen was der Kellner mir nun in die Hand drückte.

„Na gut. Also was willst du alles machen, wenn du in Kanada bist?" , die Blondine setzte sich aufrecht hin und beobachtete mich grinsend. Ich seufzte. Bisher hatte ich mir eher über den Aufenthalt auf der Rennstrecke Gedanken gemacht. „Puh, keine Ahnung. Ich meine es sind nur zwei Tage, die wir dort sind. Hast du denn schon Vorstellungen vom Wochenende?" , fragte ich zurück und nippte an meinem mit Eiswürfeln gefüllten Eistee.

„Ich gehe am Samstag kurz Taifun besuchen. Ich will sichergehen, dass es ihm gut geht." , berichtete sie mir und schob dabei den Ring an ihrem Finger auf und ab. Sie seufzte. „Naja. Aber jetzt sag du mal? Ist was mit Charles geplant? Hat er dir irgendwas gesagt?"

„Nein und da ich mich mit Formel 1 absolut 0,0% auskenne, wird das sehr lustig werden.", entgegnete ich sarkastisch und stocherte mit meinem Strohhalm in dem Getränk vor mir herum. Irgendwie versuchte ich die Eiswürfel unter Wasser zu tauchen, doch es war sinnlos, denn sie sprangen jedes Mal wieder hoch. Ist es nicht lustig, wie man manchmal Dinge immer wieder versucht, obwohl man eigentlich weiß, dass es wieder auf's gleiche Ergebnis hinauslaufen wird?

„Ich weiß nicht mal was die Regeln sind oder was Charles mit bestimmten Begriffen meint.", ich schmunzelte. Mir gefiel dieses unwissende Gefühl in meinem Magen absolut nicht. Ich bereite mich gerne auf Ereignisse wie das vor und habe am aller Liebsten einen vollen Überblick über alles. So kann ich Gefahren und Szenarios abschätzen und gegebenenfalls abwägen, ob es schlau wär diese Sache durchzuziehen oder nicht.
Diesmal ist all das aber nicht der Fall. Eigentlich würde ich auch abbrechen, aber irgendwas hält mich zurück...

Melody of death | Charles Leclerc FFWo Geschichten leben. Entdecke jetzt