thirty-fife ఌ

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Ich war zu geschockt darüber auf dem falschen Fuß erwischt worden zu sein, dass ich kein Wort rausbekam, sondern einfach nur zwischen ihnen hin und her guckte.

Auf einmal brach die weibliche Gestalt enthusiastisch das Schweigen und fiel mir um den Hals. „Sally meine Liebe. Wie gehts dir?", sie sah an mir herunter und grinste mir entgegen. Ich hatte sie so vermisst. „Und wann hattest du vor uns von deinem Freund zu erzählen?", jetzt wandte sie sich an Charles, der unsicher hinter mir stand und offensichtlich lieber wo anders wäre. Sie reichte ihm die Hand und musterte ihn. „Ich bin Linnea. Die kleine Schwester deiner reizenden Freundin.", stellte sich Linnea ihm vor. Charles schüttelte ihre Hand und lächelte. „Charles. Freut mich. Du musst dann wohl Benjamin, ihr Bruder sein?!", mit diesen Worten streckte Charles meinem Bruder, der noch im Treppenhaus stand, die Hand hin. Er entgegnete sie direkt und stellte sich vor. „Ja genau. Ihr seid zusammen?", Benjamin nickte in meine Richtung, während ich Linn hinter mir kichern hörte.

Ich hatte keine Ahnung, was ich sagen sollte. Charles und ich haben noch nicht geklärt, was wir waren. Er fühlte sich für mich an, wie ein fester Freund, aber ich wollte auch nicht einfach Dinge aussprechen, die noch nicht in Stein gemeißelt waren. „Also...wollt ihr vielleicht reinkommen und einen Kaffee mit uns trinken?" wechselte ich schnell das Thema und machte eine Armbewegung in meine Wohnung. Benjamin und Linnea warfen sich einen kurzen amüsierten Blick zu, dann trat Benjamin ein und Linnea hopste schon in die Küche. Ich schloss die Tür und lief mit Charles hinter Benjamin her. Ich warf ihm einen entschuldigenden Blick zu. So hatte ich das Kennenlernen zwischen meinen Geschwistern und ihm nicht geplant... Aber er lächelte nur und lehnte seinen Kopf an mein Ohr. „Ist doch bisher alles gut.", Ich zuckte nachdenklich mit den Schultern. Wie konnte das hier nur so schiefgehen?

Linnea und Benjamin setzten sich an meinen Esstisch, als ich Charles kurz am Arm hielt und ihnen über die Schulter zurief „Ihr könnt schon mal überlegen, wie ihr den Kaffee wollt, wir sind gleich da!" Die beiden nickten und im Augenwinkel sah ich noch, wie Linn mir wissend zuzwinkerte. Augenverdrehend schob ich Charles in mein Zimmer und versperrte die Tür hinter uns.
„Also! Wir müssen jetzt was klä....", bevor ich zu Ende sprechen konnte, legte Charles seine Lippen auf meine. Etwas verwirrt erwiderte ich den Kuss. Mit einem riesigen Fragezeichen im Gesicht legte ich den Kopf schief und betrachtete ihn. Neben seinem Lächeln hatten sich seine typischen Grübchen gebildet. „Hat das alles geklärt?", murmelte er mit leiser Stimme. „Für mich steht schon lange fest, dass du meine Freundin bist. Was denkst du darüber?", überrumpelt starrte ich in seine Augen, doch nickte schließlich. „Für mich bist du das auch schon lang. Ich hatte nur keine Ahnung, ob du das genauso siehst.", gab ich zu. Wir haben seit über 5 Wochen immer wieder Kontakt zueinander und unsere Bindung zueinander ist von Tag zu Tag fester und tiefer geworden. Trotzdem war ich mir nicht im Klaren darüber, ob Charles mich wirklich wollte. Diese Sorge fiel jetzt in Form von imaginären Steinen zu Boden.

„Wir beide", Charles drückte meine Hände, „halten uns fest." Ein warmes Lächeln legte sich über seine Lippen. Seine Worte brannten sich wie ein Tattoo in meine Seele. Wir beide halten uns fest.

Mit klarem Kopf kehrte ich gefolgt von Charles zurück in die Küche. Linnea und Benjamin tuschelten gerade und fuhren sofort auseinander, als sie uns erblickten. Mir war klar, über was sie sich unterhalten hatten.
Ich machte vier Kaffee. Da weder mein Bruder noch meine Schwester irgendwas sagten, vermutete ich, dass sie den Kaffee noch genauso tranken, wie bei unserem letzten Treffen. Für beide einen Cappuccino mit zwei Süßstoffen und Kakaopulver drüber. Für mich und Charles machte ich einen Latte Macchiato mit jeweils einem Süßstoff.  In alle Tassen steckte ich einen beigen Strohhalm und einen Löffel. Charles half mir die Tassen an den Tisch zu tragen und schob meinen Geschwistern ihre rüber. Er setzte sich gegenüber von Benjamin und ich mich daneben. Linnea, die es wohl kaum erwarten konnte unsere Geschichte zu hören, fing als Erste zu reden an. „Also erzählt mal. Seid ihr zusammen?" Ich lächelte ihr entgegen und legte meine Hand auf die von Charles, die auf dem Tisch verweilte.  „Ja." , okay jetzt war es raus. Es gab kein Zurück mehr. Aber für mich war es auch keine Option zurückzugehen. Es war genau richtig so. Charles ist mein sicherer Pol und der Mensch, den ich egal wohin begleiten will.

„Charles. Bist du nicht der Formel 1 Fahrer?", wandte sich jetzt Benjamin interessiert an Charles. „Sehe ich da etwa einen treuen Formel 1 Fan vor mir?", Charles grinste und checkte kurz darauf triumphierend mit Benjamin ein, als würden sie sich schon lange kennen. „Ja Mann. Ferrari ist Macht!", beteuerte Benni strahlend. Die beiden hatten sich scheinbar gefunden.

„Genau so und nicht anders!", stimmte der Formel 1 Fahrer stolz zu und klopfte meinem Bruder auf die Schulter. „Du musst auch mal in den Paddock kommen. Dann siehst du das mal alles von nah.", schlug Charles vor und damit waren die beiden Jungs in ihre Welt verschwunden. Man sah, wie sie sich mit vollem Vergnügen über den Motorsport unterhielten, während Linnea und ich schmunzelnd daneben saßen. Damit wir uns jedoch nicht den ganzen Vormittag und darüber hinaus langweilen, bedeutete ich Linnea mit einer Handbewegung, dass wir auf den Balkon gehen können. Sie nickte einverstanden und folgte mir.

„Neue Blumen?", Linnea deutete forschend auf die Pflanzen, die ich erst gestern gekauft hatte. Ich nickte und bot ihr an, sich hinzusetzen. Sie nahm Platz und lehnte sich in dem Stuhl zurück. „Verrückt wie die beiden für das Gleiche brennen.", bemerkte Linnea und kicherte. Ich nickte heftig und stieg in ihr Lachen mit ein. „Ja du hast Recht. Fehlt nur noch, dass Ben sein Studium abbricht und stattdessen dem Motorsport beitritt." Linnea schüttelte lachend den Kopf „Oh Gott."

„Nein aber mal ernsthaft jetzt. Erzähl mal, wie läuft dein Auslandsjahr in Los Angeles?", erkundigte ich mich bei meiner jüngeren Schwester. Sie blies angestrengt die Luft aus. „Es ist schön, aber die Schule dort ist echt ein anderes Level. Und du solltest mal den Verkehr da angucken. Sowohl auf den Gehwegen als auch auf den Straßen. Da kommst du kaum voran.", sie machte eine Pause und begann nun zu lächeln, „Aber ich liebe es. Die Stadt ist großartig. Und obwohl ich schon seit Januar da bin, gibt es jeden Tag neue Dinge, die ich lerne. Und immer Action, das ist genau das, was ich brauche. Irgendwann muss ich dir  mal das LA Nachtleben zeigen. Dann ziehen wir zusammen von Bar zu Club und so weiter.", verträumt seufzte sie. Obwohl Linnea jünger ist als ich, kennt sie beinahe schon jeden Drink und ist mit ihrer offenen Art ein Köder für viele Männer. Schon als Kind haben meine Eltern gesagt, dass sie mal ein rekordverdächtiger Herzensbrecher wird, aufgrund ihrer hübschen, aber selbstkonzentrierten Person. In ihrer Jugend hat sich das dann tatsächlich so ergeben und sie kam fast jede Woche von der Schule nachhause und erzählte, wem sie diesmal das Herz gebrochen hat. Keine Frage, mit ihr kann man Spaß haben und ich bin mir sicher, dass sie sich in der Metropole Los Angeles auch auslebt, aber wenn ihr Typen die sie -wenn auch unabsichtlich- um den Finger gewickelt hat, zu nah kommen, macht sie dicht und zeigt ihre eisige Seite.

„Mal sehen.", grinste ich. Eigentlich trinke ich keinen harten Alkohol, aber ich wollte ihr jetzt auch nicht den Spaß verderben.

Dieser und der darauffolgende Tag hätte schöner kaum sein können. Dienstags besuchten wir alte Lieblingsorte, tobten uns an der Promenade in den Shops aus und am Mittwoch nahm Charles uns alle mit auf seine Yacht. Meinen Geschwistern war jeglicher Gesichtszug entgleist als wir in vollem Tempo übers Meer gefahren sind. Wir sind bis abends um zehn draußen geblieben und haben unglaublich viel geredet. Inzwischen kannte Charles meine Geschwister so gut, als würde er seit Jahren mit ihnen befreundet sein. Am Ende kam es dazu, dass Charles die beiden auf den Grand Prix nach Österreich eingeladen hat. Sie haben mit großen Augen zugestimmt und haben sich darauf geeinigt, am Samstag zum Qualifying und sonntags zum Rennen zu kommen.

Melody of death | Charles Leclerc FFWhere stories live. Discover now