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Minutenlang hörte ich lediglich das Meer, was ein paar Meter vor uns den Strand küsste. Ich denke Charles war auch ein bisschen überwältigt von diesem Anblick. Ich fragte mich, ob er überhaupt schon mal mit Klamotten im Sand lag, wenn über ihm die Sterne leuchteten.

Eine Sternschnuppe huschte über den wolkenlosen Himmel. Charles hatte genau wie ich erschrocken die Luft eingezogen. „Wow!", kam es ihm fasziniert über die Lippen. Er drehte seinen Kopf zu mir und lächelte. „Du musst dir was wünschen. Aber nur in deinen Gedanken, sonst geht es nicht in Erfüllung." raunte er mir zu, als wäre es ein Geheimnis, dass er mir verriet. Ich nickte, wandte meinen Blick wieder ab und schloss die Augen.

Ich will wieder gesund sein.

Ich legte meine Hand auf die Stelle, an der mein Herz saß und öffnete kurz darauf meine Augen. Ich hatte nicht die geringste Ahnung, ob dieser Wunsch etwas an meinem Leben ändern würde. Bisher ist noch nie einer meiner Wünsche den ich entweder bei einer Wimper oder einer Sternschnuppe aufgesagt habe, in Erfüllung gegangen. Ich habe fast all meine Hoffnung aufgegeben, dass ich irgendwann wieder gesund sein werde. Es hat sich in den letzten Jahren schließlich alles nur ins Schlechtere verändert. Natürlich hatte ich auch Phasen, in denen es mir mal gut ging, aber die fielen deutlich seltener ins Land als die Schlechten.

Nach einer Weile, in der wir beide nichts gesagt hatten, setzte Charles sich auf und blickte zu mir runter. Auf seinen Lippen breitete sich ein warmes Lächeln aus und ich musste unverzüglich auch lächeln. Ich konnte es einfach nicht zurückhalten. Ich setzte mich ebenfalls auf und richtete meinen Blick nach vorne Richtung Meer, um dem von Charles auszuweichen.  Ich spürte, dass er mich ansah. Ich würde lügen, würde ich sagen, dass mich das nicht nervös machte.
„Also..., wenn du nichts dagegen hättest, würde ich gerne deine Nummer haben." fing der Besagte an und kratzte sich dabei unsicher am Kopf. Für diesen Moment war mein Verstand ganz ausgeschaltet und ich folgte den Gefühlen meines Herzens.
„Ja... also nein, ich habe nichts dagegen.", ich zog mein Handy aus meiner hinteren Hosentasche, entsperrte es und ließ den jungen Mann seine Nummer eintippen. Das Gleiche tat ich auch bei seinem Handy. „Danke." murmelte er und packte sein Handy kurz darauf wieder weg.

„Kommst du eigentlich von hier?", wollte Charles wenig später wissen und hängte seine Arme entspannt um seine angezogenen Beine.
„Meine Mom ist Monegassin, mein  Dad kommt ursprünglich aus Kanada, ist aber vor vielen Jahren hier her eingewandert und spricht daher auch fließend Französisch." , erklärte ich die Wurzeln meines Selbst.
„Verstehe. Bist du dann auch manchmal in Kanada? Hast du dort Familie?", fragte Charles weiter und ich sah ihm deutlich an, wie aufmerksam er war. Das zündete in mir ein gutes Gefühl an. Er interessierte sich wirklich für mein Leben.
„Ich war früher öfter in Kanada, inzwischen aber nicht mehr. Meine Oma wohnt dort. Mein Dad ist sehr oft da, fast jede 2. Woche würde ich sagen."
„Klingt interessant. Kannst du mir einen Satz oder ein Wort auf kanadisch sagen?", der Formel 1 Fahrer grinste. Ich schmunzelte. Offenbar weiß er nicht welche Sprache wir in Kanada sprechen. „In Kanada spricht man Englisch. Oder Französisch, je nachdem woher man kommt. Ich komme aus dem englischen Gebiet, sodass ich zweisprachig aufgewachsen bin."
„Gott, echt jetzt? Das ist mir jetzt aber unangenehm..." peinlich berührt kratzte sich Charles am Hinterkopf. „Ich hab das voll vergessen. Obwohl ich einmal jährlich für das Formel 1 Rennen da bin.", erklärte er und fuhr sich angestrengt übers Gesicht. Ich musste lachen. „Naja, alles gut. Kann passieren." , ich machte eine wegwerfende Handbewegung und schmunzelte dabei. „Woher kommst du eigentlich?" stellte ich eine Gegenfrage.
„Ich komme aus Monaco. Zu 100%." , erwiderte der Monegasse lächelnd und ich nickte verstehend.

„Du, ich habe noch eine Frage. Ich habe nächstes Wochenende ein Rennen in Kanada und wollte fragen, ob du vielleicht kommen willst. Alle Kosten würde ich natürlich übernehmen." , bot Charles unsicher an und blickte mich mit hoffnungsvoller Miene an. Ich war von der Frage mehr als überrascht und überfordert.
„Ich...ich weiß nicht. Das ist so teuer..." legte ich meine Bedenken offen hin. Charles beharrte jedoch nochmals darauf, dass er alles zahlen möchte. „Und ich will dich wirklich dabeihaben.", fügte er zum Schluss hinzu. Sein bittendes Lächeln ließ mein Herz höherschlagen. Aber warum eigentlich nicht? Ich liebe Kanada...und ich mag Charles...Also?
„Okay. Ich werde kommen." , gab ich mich schließlich geschlagen. Charles sprang triumphierend auf und hielt mir seine Hand hin. Ich nahm sie dankend an und ließ mich von ihm hochziehen.
„Danke! Mich freut das sehr Célina." , meinte der Monegasse überglücklich und drückte meine Hand. Sie war warm und fühlte sich zart an. Als ich einen Blick auf seine Hand warf, um sie genauer zu betrachten, fiel mir ein Ring auf. Ich stellte mir die Frage, ob er eine Freundin hat, andererseits würde er mich doch dann nicht zu einem Rennen einladen, oder?
Ich entschied mich aber am Ende dazu, nicht weiter nachzufragen, da ich nicht zu tief in seine Privatsphäre eindringen will.

„Es ist spät. Wir sollten zurück gehen." , bemerkte ich und klopfte mir den Sand von meinen Klamotten. Wir stapften nebeneinander  Richtung unserer Schuhe. Nachdem wir sie angezogen hatten, spazierten wir nebeneinanderher nachhause.

Nachdem Charles und seine Familie gegangen waren, half ich meinen Eltern noch den Tisch abzuräumen und das dreckige Geschirr in die Spülmaschine zu räumen. Danach verzog ich mich aber in mein Zimmer, schloss ab und setzte mich auf meine Bettkante. Regungslos saß ich da während meine Gefühle in mir drohten mich zu erdrücken. Ich versuchte alle zu sortieren und zu verstehen was die letzten Stunden passiert war. Mit jeder verstreichenden Minute wurde ich ruhiger und schon bald konnte ich mir mein Grinsen nicht mehr verkneifen. Ich würde nächstes Wochenende nach Kanada fliegen und eintauchen in das Leben eines Formel 1 Fahrers. Nein, nicht von irgendeinem Formel 1 Fahrer, in das von Charles Leclerc.

Melody of death | Charles Leclerc FFWhere stories live. Discover now