forty-two ఌ

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„Ist mit Elmo alles gut?", fragte ich meine Mom am anderen Ende der Leitung. „ Ja natürlich. Er liegt auf dem Balkon in der Sonne.", antwortete sie mit freudiger Stimme. „Hey Elmo! Célina ist da. Hörst du?", ich hörte, wie sie zu meinem Hund lief und kurz darauf  hörte ich wie seine Schnauze das Mikrofon streifte. Ein verliebtes und gleichzeitig sehnsüchtiges Lächeln zierte mein Gesicht und lenkte mich kurz von meinen inneren Dämonen ab. Wie gerne wäre ich jetzt bei dem großen Wollknäuel und würde ihn einfach nur hinter den Ohren kraulen?

„Okay Mom. Dann danke nochmal, dass er übers Wochenende bei euch bleiben kann."

„Das ist doch kein Problem. Wir lieben ihn jetzt schon.", ich lachte auf. Kurz darauf verabschiedete ich mich und richtete noch Grüße an meinen Dad aus. Ihre herzliche Stimme verstummte und ich blieb allein zurück.
Ich war froh, dass fast im gleichen Moment Charles um die Ecke kam und mir einem Kuss auf die Backe hauchte. Er verscheuchte damit kurz meine Bedenken, die sich schon wieder in meinen Gedanken einnisten wollten.

„Hey, na?", murmelte ich gegen seine Brust, als er mich umarmte. „Wie war dein Tag?", fragte er zurück und lief mit mir Richtung Parkplatz. Es waren bereits drei Stunden seit dem Beginn des Qualifyings vergangen, welches für Charles gut geendet hatte.

„Gut. Wie war das Teammeeting?", lenkte ich das Thema auf seinen Beruf.  „Ach, bisschen langweilig. Die haben etwas von neuen Upgrades gesagt, die sie in der Sommerpause angehen wollen.", berichtete Charles wenig beeindruckt. Ich nickte nur und lief schweigend neben ihm her. Meine Muskeln spannten sich an, je näher wir dem Parkplatz kamen und den damit verbundenen Fans. Ich hielt wachsam nach ihnen Ausschau, was auch Charles zu bemerken schien. „Hast du einen Geist gesehen oder was ist los?", fragte er stirnrunzelnd und blickte auf mich hinunter. „Nein, nein. Ich..."

„Heeeey Charles!", wir fuhren synchron herum, als wir Lando hörten, der mich unterbrochen hatte. Und gerade hätte ich nicht glücklicher über ihn sein können...

„Und Célina!", er kam winkend auf uns zu und hakte sich dann bei mir unter. „Also, was ist? Habt ihr Bock mit mir golfen zu gehen? Ich kenne einen Platz in der Nähe."

„Ja, bin dabei.", stieg Charles mit ein und beide richteten nur noch abwartend ihren Blick auf mich. „Puh Leute, Ich passe. Ich habe nicht so gut geschlafen letzte Nacht und würde jetzt eher einen Power Nap machen. Aber geht ruhig, ich bestelle mir ein Taxi.", erklärte ich und war schon im Begriff mein Handy rauszuholen, als Charles meine Hand wieder runterdrückte.
„Ach komm schon. Willst du wirklich nicht?", ich sah seinen flehenden Blick, doch ich konnte einfach nicht. So gern ich ihm auch eine Freude bereiten wollte, in mir wehrte sich alles dagegen.  „Nein ich möchte wirklich nicht.", wiederholte ich mich und setzte ein Lächeln auf.

„In Ordnung. Aber ich fahre dich zum Hotel.", verkündete er und holte seinen Autoschlüssel raus, da wir den Parkplatz erreicht hatten. Lando nahm sein Auto und wollte damit schon mal vorfahren. Ich war heilfroh, dass keine Fans in Reichweite waren, sodass Charles nichts von dem Hass gegen mich mitbekam.

Die Fahrt über sah ich aus dem Fenster und beobachtete die englischen Hausfassaden und die Menschen, die ihren Plänen nachgingen. Als ich Charles' warme Hand auf meinem Oberschenkel spürte, sah ich zu ihm rüber. Seine Mimik zeigte Sorge und bei der nächsten Ampel richtete er seinen Blick direkt in meine Augen. Er sah mir tief in diese -in meine Seelentore- und beinahe bekam ich Angst, er könnte all das sehen, was gerade in mir vorging.

Chérie, rede mit mir. Seit dem Telefonat mit der Person, von der du mir nach wie vor nicht erzählen willst, bist du so schweigsam...", seine Stimme klang bedrückt und traurig. Ich wandte meinen Blick von ihm ab. Suchte in den Straßen Silverstones nach Worten, die mich retten konnten. „Weil es nicht wichtig ist. Du musst dir keine Gedanken wegen dem Telefonat machen, ich bin nur müde.", meinte ich ausweichend und traute mich nicht, Charles wieder anzugucken. Obwohl ich im Augenwinkel sah, wie er auf die Straße guckte, da die Ampel grün war.

„Célina, verkauf mich doch nicht für doof. Ich kenne dich jetzt schon seit Wochen. Und wenn ich ehrlich bin, macht mir dein Zustand Angst.", teilte er seine Gedanken mit mir. Verdammt! Genau das -seine Angst um mich- wollte ich von Anfang an verhindern. Das ist eine Priorität, die ich seit Jahren verfolge. Der Grund, warum ich ich von allen Menschen so gut es geht fernhalte. Meine Kehle schnürte sich zu. Kein Wort, nicht mal eine annähernde Interjektion verließ meinen Mund. Und auch Charles sagte nichts mehr. Er parkte wie abgemacht vor dem Hotel. Nicht wie sonst verabschiedeten wir uns nur mit einem „Ciao.". Kein Kuss, keine Umarmung. Eine unsichtbare Wand voller unausgesprochener Worte und nicht offenbarten Gefühlen schwebte zwischen uns und ließ mich nicht kalt zurück.

In unserer Suite suchte ich nicht wie behauptet nach etwas Schlaf, sondern griff zu meinem Handy. Ich wusste nicht, was mich dazu antrieb, aber ich klickte auf den Chat mit Linnea.

»Hey Nea. Wie gehts dir? Können wir vielleicht mal reden? Wenn es bei dir zeitlich nicht anders passt, können wir auch nur telefonieren.«

Kurz haderte ich, den Text wirklich abzuschicken, aber sie war die Einzige, mit der ich jetzt reden würde. Sie ist früher auch immer mit ihren Problemen zu mir gekommen, also könnte ich mir an ihr ein Beispiel nehmen und das Gleiche tun. Vielleicht kann sie mir einen Rat geben.

Letztendlich tippte ich auf Senden und seufzte. Hoffentlich würde sie sich melden und es war kein Fehler ihr zu schreiben...

Ich sank zurück ins Bett und starrte selbstlos an die Decke. Ich fühlte, wie die Dämonen in mir an mir nagten. Sie wollten mich tot sehen und wenn ich ehrlich war, fühlte es sich genauso an. Als würde ich innerlich Stück für Stück ein bisschen mehr in mir selbst verblassen. Ich bleiche aus, verliere meine Lust zu leben. Ein Strudel aus dem Ozean zieht mich mit sich in die Tiefe und die Wellen, die über mir einherschlagen, drohen mich zu erdrücken. Die letzten Wochen hatte ich keine Angst mehr vor diesen Wellen, denn sie waren nicht mehr bösartig. Als ich mit Charles von seiner Yacht gesprungen war, hatte mich das Wasser nämlich nicht zum Tode gedrängt, sondern mit Frieden gefüllt. Doch jetzt zerrten sie mich gnadenlos zurück unter die Wasseroberfläche, sodass ich beinahe daran ertrank.

Melody of death | Charles Leclerc FFWhere stories live. Discover now