Kapitel 7

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„Hast du heute Nacht mal wieder schlecht geschlafen?", fragt mich Mama besorgt. „Mmmm...", antworte ich ihr nur und esse weiter mein Brot. Ich könnte jeden Moment mit meinem Kopf auf den Tisch knallen und weiter schlafen. „Gehst du denn heute noch Trainieren?", fragt mich mein Vater und betrachtet mich mit einem besorgten Blick. „Nein, ich versuche gleich nochmal zu schlafen.", antworte ich ihm und gähne.

Mama hat gesagt, dass ich heute nicht beim Abräumen helfen muss und ich mich ausruhen soll, also stehe ich einfach auf als ich fertig bin und gehe zurück in mein Zimmer. Das wird heute ein langer Tag, obwohl die letzten zwei Tage doch wie ein Traum verliefen. Keine Albträume oder so, nichts der gleichen.

Ich ziehe mir wieder mein Schlafanzug an und lege mich zurück in mein Bett. Ich mache es mir kuschelig und schließe wieder meine Augen, aber jedes mal wenn ich sie nur für eine Sekunde schließe, sehe ich Andy wieder vor meinem inneren Auge und hält von meinem Schlaf ab. Ich setzte mich also wieder auf und gucke mich in meinem Zimmer um. Es ist ganz schön unordentlich und wenn ich schon nicht schlafen kann, dann kann ich auch mein Zimmer aufräumen.

Ich nehme mir meine Kopfhörer und mache mir Musik an. Die Musik spiegelt auch meine Laune wieder. Ich bin kaputt, müde und würde am liebsten weinen, aber irgendwie will mein Körper nicht weinen. Ich hab immer wieder dieses erdrückende Gefühl in der Brust. Meine Augen werden zwar feucht und meine Sicht verschwimmt, aber mir läuft keine einzige Träne die Wange runter.

Ich lege meine ganzen Klamotten ordentlich in meinen Kleiderschrank und sortiere die dreckige Wäsche aus und scheiße sie auf einen Haufe. Wenn ich fertig mit aufräumen bin, kann ich die ja waschen.

Mein Schreibtisch sieht auch aus wie eine Katastrophe. Überall liegen noch Schulsachen rum, die sich dort seit meinen Abiturprüfungen stapeln. Das könnte ich auch mal wieder aufräumen. Das meiste davon werde ich sowieso nie wieder gebrauchen, dann kann ich es auch wegschmeißen. Meine Eltern habe mir sogar angeboten, dass wir die Sachen zusammen verbrennen, das habe sie früher mit ihren Schulsachen gemacht, als sie mit der Schule durch waren, aber das wollte ich nicht.

Nach einer Stunde bin ich dann endlich mal fertig mit meinem Schreibtisch und kann mich meinem Fußboden widmen. Der sieht noch schlimmer aus, als mein ganzes Chaos zusammen. Ich bin wirklich die unordentlichste Person, die es auf der ganzen Welt gibt. Selbst Lana ist ordentlicher und die lässt ihre Sachen auch überall liegen.

Apropos, sollte ich sie anrufen? Sie hat immer aufmunternde Worte für mich. Aber was ist, wenn ihre Mutter gerade da ist, sie meinte doch, dass sie sich jetzt immer einen Tag in der Woche freien nehmen möchte, um was mit ihr zu unternehmen. Vielleicht ist es ja heute? Ok, ganz tief in mir drin, will ich einfach nicht mit ihr reden. Ich will mit keinem darüber reden.

Ich schnappe mir dennoch schnell mein Handy und schreibe Junki, dass ich heute nicht zum Training komme. Seine Antwort kommt keine Sekunde später. Schade :( Ich hoffe du bist morgen wieder dabei. Ich antworte ihm darauf jetzt nicht, ich weiß nicht, wie es mir morgen gehen wird, da möchte ich keine lehren Versprechen machen.

Ich sammle all meine Bücher vom Boden auf und sortieren sie wieder zurück in mein Regal. Die meisten habe ich sowieso schon gelesen, dann kann ich die doch auch wieder wegbringen. Ich könnte sie spenden oder so. Hier in der Nähe gibt es ein Kindergarten, da könnte ich doch meine alten Kinderbücher hinbringen und die restlichen bringe ich dann einfach in die Bibliothek hier um die Ecke. Dann wird mein Tag doch noch etwas produktiv.

Ich springe schnell unter die Dusche und mache mich frisch. Ich hätte mir vorher vielleicht noch Klamotten raussuchen sollen, jetzt muss ich wieder meinen Kleiderschrank durchsuchen, bis ich etwas bequemes gefunden habe.

Ich habe mir für ein schickes, aber lockeres Outfit entschieden

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Ich habe mir für ein schickes, aber lockeres Outfit entschieden. Ich möchte ja nicht komplett aussehen wie ein Penner. Immerhin gehe ich zum Kindergarten und in eine Bibliothek, da sollte man doch etwas Anstand zeigen.

Ich schnappe mir schnell eine große Tasche und packe dort all meine Bücher rein, aber als ich sie hochleben möchte fällt mir fast mein Arm ab. Gott ist das schwer. Mit Mühe trage ich die Tasche nach hinten in unseren Garten, wo ich sie vorsichtig auf mein Fahrrad abstelle. Ich hole mir noch schnell meine Schlüssel aus der Küche und fahre los. Meiner Mutter habe ich eine Nachricht geschrieben, dass ich meine gelesenen Bücher wegbringe, damit sie sich keine Sorgen machen, wenn ich plötzlich nicht in meinem Zimmer bin.

Im Kindergarten ist nicht viel los. Das ist auch eher ein kleinerer Kindergarten. Die haben hier glaube ich nur zwei oder drei Gruppen mit je 10-12 Kindern. Ich stelle mein Fahrrad im Vorhof ab und gehe in das Gebäude rein.

Das Gebäude ist hell erleuchtet und an den Wänden hängen ganz viele gemalte Bilder von kleinen Kinder. Das ist echt niedlich. Ich werde freundlich von einer jungen Frau empfangen, die mich fragt, wie sie mir helfen kann. „Ich habe mein Zimmer etwas aufgeräumt und alte Kinderbücher gefunden. Ich dachte, die könnten Sie vielleicht besser gebrauchen als ich.", erkläre ich ihr freundlich und zeige auf mein Fahrrad im Vorhof. „Das ist aber lieb. Komm ich helfe dir Tragen.", sagt sie und folgt mir zum Fahrrad.

Die Kinder haben sich sehr darüber gefreut wieder neue Bücher zu bekommen und auch der Erzieherin habe ich eine Freude gemacht. Sie bedankt sich bei mir und ich fahre weiter zur Bibliothek.

Dort angekommen gehe ich schwerschleppend zu eine Bibliothekarin, die mich etwas verwundert anguckt. „Wie kann ich Ihnen denn helfen?", fragt sie mich höflich und guckt dann skeptisch auf meine Beutel mit den ganzen Büchern drin. „Ich braue diese Bücher nicht mehr und wollte fragen, ob Sie sie gebrauchen können.", antworte ich ihr und ihr Gesicht hellt sich sofort auf.

„Kommen Sie ich helfe Ihnen.", sagt sie und nimmt mir einige Bücher ab. Sie läuft zu einem großen Tisch hin und legt sie in Reih und Glied hin. Ich folge ihr und helfe ihr dabei. „Ich bin sofort wieder zurück.", sagt und entfernt sich kurz.

„Ich hätte nicht gedacht dich hier wiederzusehen.", höre ich eine mir bekannte Stimme hinter mir.

So verschieden und doch so gleichWhere stories live. Discover now