Kapitel 47

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Geschockt gucke ich in die Augen meiner Eltern. Was machen die denn jetzt hier? Und warum? Wie? Die hätten sich doch auch bei mir melden können. Nein, das wäre ja viel zu kompliziert und dann müssten sie sich ja eingestehen, dass sie einen Fehler gemacht haben! Und lieber machen wir das Leben von unserer Tochter komplett kaputt, anstatt sie nur zu verwirren! Natürlich, wenn sie Sachen machen, dann ganze. Sie machen keine halben Sachen.

„Wer ist es denn mein Engel?", höre ich Yoongi vom anderen Ende rufen und dann höre ich auch schon seine Schritte, die kurz hinter mir stoppen. Er hat mir den Spitznamen Engel gegeben, weil er meint, wenn ich lächle oder lache, sehe ich aus wie ein Engel. Wie sein Engel. „Oh..", höre ich nur noch aus seinem Mund, dann verstummt auch er. Ganz vorsichtig greife ich nach seiner Hand. Ich will nicht, dass er mich jetzt hier alleine lässt. Das halte ich nicht aus. Als erstes sehe ich Andy vor ein paar Tagen wieder und jetzt tauchen meine Eltern plötzlich vor dem Dorm der Jungs auf. Das ist zu viel für mein kleines, schwaches Herz.

„Wer ist es denn?", fragen jetzt auch Jungkook und Namjoon und kommen dazu in den Flur und verstummen genauso, wie Yoongi, als sie meine Eltern in der Tür stehen sehen. Damit hat keiner von uns gerechnet. Ich spüre, wie Yoongi meine Hand drückt und was sagen will, aber ich komme ihm zuvor.

„Guck mal an, wer sich da blicken lässt. Was verschafft mir denn die Ehre?", frage ich sie kalt, mit einem sarkastischen und ironische Unterton. Ich weiß ganz genau warum sie hier sind. Wegen mir und Yoongi, aber ich möchte es aus ihren Mündern hören. Ich spüre, dass Yoongi überrascht über meinen Ton ist. So habe ich noch nie gesprochen, so kennt er mich nicht.

Auch meine Eltern sind etwas überrascht von meiner Kälte ihnen gegenüber und meine Mutter ist schon wieder den Tränen nahe. Da muss ich dich leider enttäuschen Mutter, das zieht bei mir nicht mehr. Nicht mehr, seitdem du und Papa mich rausgeschmissen haben.

„W-Wir wollten nur mal gucken, wie es unserer kleinen Kämpferin geht.", sagt mein Vater nach einem kurzen Moment der Stille. Ich spüre, wie ich wütend werde und ich würde am liebsten sofort auf die beiden losgehen, aber ich atme einmal tief ein und wieder aus und antworte ihnen dann wieder genauso kühl wie eben. „Warum sollte euch das interessieren? Ihr habt mich rausgeschmissen."

„Das ist so nicht korrekt. Du drehst uns die Worte im Mund um.", verteidigt sich mein Vater. Und da kommt meine Wut auch schon wieder. Leider habe ich Yoongis Had nicht losgelassen und jetzt muss sie darunter leiden. Ich drücke sie, so fest ich kann, damit ich gleich nicht ausflippe. „Ach? Wie war es dann? Soweit ich mich daran erinnere, wolltet ihr, dass ich mein Traum aufgebe, sonst schmeißt ihr mich raus.", sage ich etwas lauter, weswegen die beiden etwas zurück schrecken.

Habt ruhig Angst, das geschieht euch recht. Ihr habt es nicht anders verdient. Wie tief muss man als Eltern gesunken sein, dass man Angst vor seiner eigenen Tochter hat. Sie kenne mich und müssten wissen, dass ich ihnen niemals etwas antun würde. Sie sind Familie, sie sind die Menschen weswegen ich mit diesem Sport erst angefangen habe.

„Wir wussten keinen Ausweg mehr. Du hats die Grenze überschritten.", sagt meine Mutter mit gebrochener Stimme. Ich habe leider kein Mitleid mehr für sie übrig, nur noch Wut. Ich spüre, dass mein Herzschlag sich beschleunigt und ich am liebsten etwas kaputt machen würde. „Warum seid ihr hier?", frage ich sie erneut, diesmal noch etwas lauter.

Yoongi legt beruhigend seine andere Hand auf meine Schulter. Erst jetzt merke ich, dass ich seine Hand regelrecht zerquetscht habe. Ich lasse sie sofort los und gucke ihn entschuldigend an. Er schenkt mir nur ein verständnisvolles Lächeln und gibt mir eigenen Kuss auf den Kopf.

„Was fällt Ihnen ein, jetzt hier aufzukreuzen nach all dem, was Sie Ihrer Tochter angetan haben?!", ruft Jin wütend von hinten und kommt zu mir und Yoongi gestürmt. Inzwischen stehe alle sieben Jungs hinter mir und gucken meine Eltern herablassen und skeptisch an.

„Wir haben gehört, dass du ein Freund hast...", fängt meine Mutter ruhig an. „Und?", frage ich sie kalt. „Wir wollten mal fragen, wie es so läuft und ob er dich auch gut behandelt.", fährt mein Vater besorgt fort. Das ich nicht lache, habe ich es  nicht gesagt. „Und wenn nicht, wäre es bei ihm immer noch besser als bei euch.", knalle ich ihnen an den Kopf. Das hat ihnen jetzt wirklich wehgetan, tja Pech gehabt.

„Wir können ja verstehen, dass du verletzt bist, aber du musst das auch mal aus unserer Perspektive betrachten. Wir machen uns doch nur sorgen, dass er dich am Ende nicht auch noch so behandelt wie Andy.", sagt meine Mutter und weint los. Jetzt hat sie auch bei mir einen wunden Punkt getroffen. Sie weiß ganz genau, dass nur die Erwähnung von ihm in mir ein Gefühlschaos auslöst.

Ich spüre wieder dieses erdrückende Gefühl in meiner Brust, welches ich schon die letzten Tage wegen ihm gespürt haben und ich es heute endlich wieder losgeworden bin und jetzt? Jetzt ist es wieder da, wegen ihr! Und das macht mich wütend. Ich will mir gerade die Seele aus dem Hals schreien, da zeiht mich Yoongi ganz fest zu sich und geht etwas weiter zurück und überlässt das reden jetzt den Jungs.

„Schön und gut, dass Sie sich sorgen um Kiki machen...", fängt Taehyung an. „Aber anstatt Kiki die ganze Zeit zu konfrontieren, sollten Sie sich vielleicht mal in die Situation von ihr versetzten und nicht umgekehrt...", führt J-Hope Taehyungs Gedankengang fort. „Sie wissen nicht, wie sich die letzt Tage verhalte hat, nur weil sie ihn einmal gesehen hat...", fängt Jungkook wieder an. „Und da lächelt und lacht sie heute mal wieder seit Tagen und dann kommen Sie und machen wieder alles kaputt.", fügt Jimin hinzu. „Ich kann es einfach nicht verstehen, wie man seinem eigenes Kind sowas  antuen kann...", sagt Namjoon etwas traurig. „Sie sollen jetzt wirklich wieder gehen.", sagt Yoongi ganz entspannt und macht die Tür wieder zu.

Kaum dass die Tür wieder zu ist vergrabe ich mein Gesicht in Yoongis Brust. „Warum?...", frage ich verzweifelt in seine Brust und breche in Tränen aus.

So verschieden und doch so gleichOù les histoires vivent. Découvrez maintenant