Kapitel 97

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POV. Kiki

Ich liege in meinem Bett und lese mir, mal wieder, so wie eigentlich jeden Abend, die ganzen Hassnachrichten durch, die ich bekomme, seitdem die Tour der Jungs vorbei ist. In den meisten steht einfach nur, dass ich auf sein Geld und die ganze Aufmerksamkeit aus bin und dass ich besser sterben sollte, als ihn weiter auszunutzen. Es tut immer noch sehr weh, sowas zu lesen und es wird auch immer wehtuen, aber diese Nachrichten sind gar nicht die, die mich so tief verletzten, dass ich mich komplett zurückgezogen habe.

Ich fühle mich so, als wäre ich nicht gut genug für ihn, als würde meine Liebe, die ich ihm Tag für Tag aufs Neue gebe, nicht genug sein. Ich fühle mich hier fehl am Platz, als würde ich nicht hier her gehören und das tue ich ja auch eigentlich nicht. Ihre Welt ist nicht für mich bestimmt. Das ist nicht meine Welt. Diese zwei Welten passen einfach nicht zusammen und trotzdem versuchen wir es, weil wir uns lieben, aber ob das jetzt noch reicht, weiß ich auch nicht. Ich weiß, das kling hart, aber so fühle ich mich im Moment.

Die Nachrichten die mich aber wirklich verletzten sind die, die mir vorwerfen, das gleiche mit Yoongi zu machen, was ich auch mit Andy gemacht habe, wenn wir uns einmal streiten. Das tut weh, sehr weh. Weil ich selbst nicht weiß, ob ich das tun würde oder nicht, weil ich mir selbst nicht mehr sicher bin, ob ich die Kontrolle über mich behalten würde. Diese ganzen Nachrichten lassen meine Selbstzweifel wieder auftauchen, die ich so gut verdrängt hatte in den letzten Monaten. Und jetzt kommt alles wieder hoch und ich kann mir selbst nicht mehr vertrauen.

Mir fehlt die Luft zum atmen und in meiner Brust macht sich ein erdrückendes Gefühl breit, als würde sich mein Herz zusammenziehen oder jemand mein Herz zerquetschen, mit der bloßen Hand. Ich würde gerne weinen und all den Schmerz rauslassen, aber ich kann es nicht. Ich kann nicht weinen, keine einzige Träne verlässt meine Augen und rollt über meine Wangen. Warum? Weil ich denke, dass all diese Leute, die mir diese Nachrichten schreiben, recht haben. Ich weiß nicht, ob ich das gleiche auch mit Yoongi machen werde. Das werde ich auch nie wissen, weil ich mir einfach nicht mehr sicher bin.

„Was ist los mein Engel?", höre ich plötzlich jemanden hinter mir fragen. Ich muss gar nicht nachgucken, um zu wissen wer es ist. Yoongi. Die Person, die ich jetzt am liebsten nicht sehen möchte. Warum? Weil ich Angst habe, ihn zu verletzten, körperlich. Ich habe Angst, die Kontrolle zu verlieren. Und ich habe doch auch mitbekommen, wie sehr es ihn verletzt, solche Nachrichten bezüglich mir zu bekommen. Ich weiß, dass es ihn nicht kalt lässt, auch wenn er so tut. Ich kenne ihn. Er kommt mit der Situation auch nicht prima klar, auch wenn er so tut.

„Alles gut. Ich möchte nur etwas allein sein, okey?", antworte ich ihm mit brüchiger Stimme. Ich bin kurz davor zu weinen, aber ich kann es einfach nicht. Dieses erdrückende Gefühl hindert mich daran und ich hasse es dafür. Ich würde auch am liebsten schreien, aber aus meinem Mund kommt nur ein Schluchzten oder Flüstern. Zu mehr bin ich im Moment nicht im Stande und ich hasse mich selbst dafür, dass ich so verletzlich bin und mich von sowas runterkriegen lasse, obwohl ich doch mir und meine Eltern immer versprochen habe, stark zu bleiben.

„Rede doch mit mir, wenn was ist.", versucht er mich zu überreden, dass ich ihm meine Sorgen mitteile, aber ich kann es einfach nicht. Ich kann ihm nicht sagen, dass ich Angst haben, dann müsste ich ihm alles erzählen und dazu bin ich noch nicht bereit. Nicht jetzt. Und er hat sich genug um mich gekümmert. Er hat genug wegen mir gelitten, weil ich wegen jeder Kleinigkeit anfange zu weinen. Dafür hasse ich mich am meisten. Man kann mich ganz einfach verletzten, auch wenn man das eigentlich gar nicht wollte.

„Bitte. Ich möchte alleine sein.", sage ich schwach und mache keine Anstalten, mich zu ihm umzudrehen oder ihm zu erzählen, was in mir vor geht. ich bleibe einfach still in meinem Bett liegen und bewege mich keinen Millimeter. Er versucht meine Schulter zu streicheln, aber ich ziehe sie sofort wieder weg, als er sie nur kurz berührt. Er soll mich bitte alleine lasse. Ich möchte doch nur alleine sein, ist das zu viel verlangt? Ich will ihn nicht verletzten, das würde ich mir niemals verzeihen. Niemals.

„Bitte, rede mit mir.", versucht er es weiter. So langsam reicht es mir. Ich weiß, dass er es nur gut meint, aber ich möchte alleine sein und dann soll er mich auch gefälligst alleine lassen. Das ist doch nicht so schwer zu verstehen. Es ist doch nur zu seinem Besten. „Entweder du gehst und lässt mich alleine oder ich gehe.", sage ich mit kalter Stimme. Ich weiß auch nicht, warum ich das gerade gesagt habe, aber es ist einfach so aus mir raus gekommen. Ich kann nicht mehr kontrollieren, was ich sage. Mein Körper reagiert jetzt schneller als mein Gehirn.

Ich spüre, dass es ihn etwas erschrocken hat, aber er versucht so gut wie möglich normal zu klingen. Das muss ihn wirklich viel Kraft kosten, aber er muss mich bitte verstehen. Ich will ihm nicht wehtuen, ich will nicht noch einmal sowas machen, wie mit Andy. Das würde mich psychisch komplett zerstören. Ich höre aber raus, dass ich ihn verletzt habe, ich kenne seine Stimme, ich kenne ihn. „Wie du wünschst."

Ohne noch etwas zu sagen, verlässt er mein Zimmer wieder und lässt mich mit meinen Problem alleine. Ich seufze einmal auf, als sich meine Tür wieder geschlossen hat und ich nun wieder alleine bin. Es tut mir so leid Yoongi und ich hoffe du kannst mir irgendwann verzeihen, wenn das alles vorbei ist. Ich könnte dich aber auch verstehen, wenn nicht. Das würde ich an deiner Stelle auch nicht tun. Das schlimme ist ja, dass ich ihm vertraue, aber ich nicht mit ihm rede, weil ich mir selbst nicht vertraue.

So verschieden und doch so gleichWhere stories live. Discover now