Kapitel 8

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„Ich hätte nicht gedacht dich hier wiederzusehen.", höre ich eine mir bekannte Stimme hinter mir.

Ich drehe mich um und gucke in das Gesicht, welches ich auch vor einigen Tagen schon gesehen habe. Suga. Ich bin überrascht. Er ist Berühmt und kann dennoch unbemerkt in eine Bibliothek gehen. Was macht er überhaupt hier? Was wohl Kiki? Ein Buch suchen.

„Ich auch nicht.", erwidere ich nach einiger Zeit und lächle ihn leicht an. „Wie ich sehe hast du Bücher aussortiert.", sagt er und zeigt mit seinem Kinn auf meine ganzen Bücher, die die Bibliothekarin auf dem Tisch verteilt hat. „Ja, ich habe bei mir mal etwas aufgeräumt und dachte mir, bevor die Bücher bei mir einstauben, kann ich sie auch hier her bringen. Hier können sie damit mehr anfangen.", antworte ich ihm und gucke mich hier in der Bibliothek um.

Sie ist echt groß. Ich bin hier schon häufig vorbei gejoggt, aber reingegangen bin ich noch nie. Ich gehe lieber in ein Buchladen und kaufe mir da ein Buch, anstatt es mir hier nur auszuleihen.

„Das sind aber viele Bücher. Scheint so, als würdest du gerne lesen.", holt er mich aus meinen Gedanken. „Ja, ich habe noch einen großen Haufen bei mir in meinem Schrank.", sage ich leicht lachend. Ich bin wirklich ein Bücherwurm, deshalb war ich auch so gut in der Schule.

„Da bin ich wieder.", sagt sie Bibliothekarin und kehrt mit einem Laptop wieder zurück. Als sie Suga sieht, wird ihr Lächeln noch größer und breiter. „Schön dich mal wieder zu sehen Yoongi.", sagt sie und stellt ihren Laptop auf. Jetzt bin ich verwirrt. Kenn die beiden sich etwa? Anscheinend.

„Lange Zeit her, dass ich wieder hier war, stimmt.", sagt er lachend und guckt sich weiter meine Bücher an. Eins scheint ihn wirklich zu interessieren. Das ist mein Lieblingsbuch. Na ja, das ist nicht wirklich ein Buch, es ist ein Comic, beziehungsweise ein Manga. „Gefällt dir eins der Bücher?", fragt sie ihn, woraufhin er nickt und sich den Manga nimmt. „Du kannst es dir gerne nehmen.", sagt sie dann mit einem Lächeln und fängt an die Bücher einzuscannen. „Danke.", sagt er und gibt ein lachen zurück.

„Ich bin schon gespannt wie es wird.", sagt er zu mir. Ich gucke ihn mit etwas großen Augen an und blinzle ein paar mal, um mir sicher zu sein, dass das hier wirklich gerade passiert. „Es wird gut, glaub mir. Ich habe es bestimmt schon 20 mal oder so gelesen.", sage ich ihm dann mit einem lächeln. Er lächelt mir und der Bibliothekarin noch einmal zu und verabschiedet sich dann auch schon wieder.

Ich helfe der Bibliothekarin beim Einscannen der restlichen Bücher und wir unterhalten uns auch darüber. Sie gibt mir einige gute Empfehlungen, die ich unbedingt mal lesen muss und ich schreibe sie mir auf. Als wir fertig sind, bedankt sie sich nochmal bei mir und ich wünsche ihr noch einen schönen Tag.

So schnell kann also aus einem beschissenen Tag ein toller werden. Dass das so einfach ist, hätte ich mal früher wissen sollen, dann hätte ich so viele Tage in meinem Leben anders gestaltet.

Mit einem Lächeln auf den Lippen fahre ich jetzt also wieder nach Hause. Suga liest also gerne Mangas. Anscheinend geht er häufiger in die Bibliothek, wenn die Dame ihn kennt. Das nächste Mal, wenn ich mit Lana zu einem Meet and Greet gehe, bringe ich ihm eins von meinen anderen Mangas mit.

„Du bist schon wieder da?", fragt mich mein Vater überrascht. Haben die beiden etwas geplant, oder warum sind sie so verwundert? Ich meine es dauert doch nicht lange zum Kindergarten und zur Bibliothek zu fahren. „Soll ich wieder gehen?", frage ich ihn scherzhaft und tue so, als würde ich mir meine Jacke wieder anziehen.

„Nein, nein. Alles gut.", sagt er und nimmt mir meine Jacke aus der Hand. Über seine Aktion muss ich schmunzeln. Mich bloß nicht wieder gehen lassen, sonst könnte ich ja sonst was anstellen. Als würde ich irgendwas schlimmes machen.

„Komm mit, wir haben essen gemacht.", sagt mein Vater mit einem leichten Unterton. Das bedeutet nie etwas gutes. Ich folge ihm in die Küche und setzte mich zu meiner Mutter an den Esstisch, wo sie schon auf uns wartet. Sie sieht etwas besorgt aus. Irgendwas wird jetzt kommen und ich habe das Gefühl, dass es mir so überhaupt nicht gefallen wird.

„Deine Mutter und ich, wir machen uns Sorgen um dich.", fängt mein Vater an. Das kenne ich aber schon. Sie machen sich Sorgen um mich, dass ich wieder ausflippe, vor allem wegen den Träumen. Sie haben Angst, dass ich irgendwann mal mitten in der Nacht aufwache und ausflippe, weil ich das nicht mehr aushalte.

„Deine Albträume werden wieder häufiger und da haben wir uns die Frage gestellt, ob das nicht mit dem Kickboxen zusammenhängt. Ich meine morgen ist dein erster Kampf seit langem.", führt meine Mutter den Gedankengang meines Vaters weiter. Ich wusste doch, dass es nichts gutes ist. „Das ist doch nur die Aufregung.", versuche ich das runter zu spielen, aber wir wissen, dass das nicht stimmt. Es ist meine Angst. Meine Alträume wurden immer mehr, sobald ich Angst vor etwas hatte, wie bei meinem Abi.

„Wir haben darüber schon einmal gesprochen.", sagt mein Vater ernst. Mich macht es traurig, dass sie immer noch kein Vertrauen in mich haben. Es ist jetzt schon fast ein Jahr her und ich habe mich kein einziges Mal in dieser Zeit aufgeregt, obwohl ich einige male wirklich davor war und trotzdem vertrauen sie mir nicht, dass ich es bei den Kämpfen auch schaffe.

Das alles hat mein Leben so viel schwerer gemacht. Vorher hatte ich eine super Beziehung zu meinen Eltern. Selbst als ich meine kleinen Ausraster hatte, haben sie mir weiter vertraut und mir Mut zugesprochen und jetzt plötzlich wollen sie immer wieder, dass ich mir das alles doch nochmal überlegen sollte, ob ich das wirklich möchte.

„Wir wollen wirklich nur das beste für dich, aber wir denken, dass es vielleicht doch besser wäre, wenn du nicht mehr an den Kämpfen teilnimmst.", sagt Mama ruhig und guckt mich dabei ernst, aber auch etwas traurig an. Das kann sie sich jetzt auch sparen!

So verschieden und doch so gleichWhere stories live. Discover now