Kapitel 99

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POV. Kiki

Ich weiß nicht warum, aber ich fühle mich hier nicht mehr wie zu Hause. Es fühlt sich nicht mehr wie mein zu Hause an. Und es fühlt sich falsch an. Es fühlt sich falsch an, zu sagen, dass das hier nicht mehr mein zu Hause ist und dennoch kann ich es nicht leugnen. Ich hasse mich selbst dafür, aber es ist nun mal so. Ich fühle mich hier nicht mehr wohl, nicht mehr sicher. Als könnte jemand jeden Moment in mein Zimmer platzen und mich ausquetschen, damit ich endlich mit der Sprache rausrücke.

Ich glaube es wäre besser, wenn ich für ein paar Tage weggehen würde. Dann kann ich in Ruhe über alles nachdenken und mich davon etwas beruhigen. Wieder vertrauen zu mir selbst finden. Hoffe ich zumindest. Ich hoffe es so sehr. Ich will ihn nicht verlassen, das würde ich mir niemals verzeihen, aber wenn ich nicht glücklich bin, ist es auch nicht gut für mich. Vor allem nicht, wenn ich mir auch nicht ihm vertraue. So funktioniert eine Beziehung doch nicht.

Ich hätte nie gedacht, dass ich jemals darüber nachdenken würde, Yoongi zu verlassen. Vor einem Monat war alles noch perfekt und ich hatte keine Zweifel an irgendwas. Ich war einfach nur glücklich, dass mein Leben wieder normal ist und ich mal keine Probleme hatte, aber das Leben ist kein Leben, wenn es so bleiben würde. Man hat immer irgendwelche Probleme im Leben und das wird leider auch so bleiben, vor allem, wenn man jetzt in der Öffentlichkeit steht.

Ich liege noch weiter Stunden einfach so reglos und still in meinem Bett. Ich habe immer mal wieder eine Stimme der Jungs gehört, die gesagt haben, dass sie jetzt schlafen gehen. Ich habe jeden gehört, außer Yoongi. Er hat sich bestimmt in sein Studio zurückgezogen und kommt da auch nicht mehr vor morgen Mittag raus. Ich kenne ihn. Er arbeitet weiter an seinen Songs, um sich selbst abzulenken.

Ich glaube jetzt müssten alle schlafen gegangen sein und ich kann aus meiner dunklen Höhle gehen. Ich hoffe zumindest, dass mich keiner sieht, sonst müsste ich so einiges erklären und dazu fehlt mir einfach die Kraft. Ich habe keine Kraft noch irgendwas zu machen, aber ich muss hier weg und zwar schnell, sonst wird es nicht besser.

Ich stehe auf und schnappe mir einen Rucksack und packe da nur die nötigsten Sachen rein. Ein Paar T-Shirts und Unterwäsche, das müsste schon passen. Ich bin mir sicher, dass Lana noch wach ist. Es ist Wochenende, da bleibt sie immer lange wach und wenn sie nur mit Jimin schreibt. Ich hoffe es zumindest, sonst müsste ich heute Nacht auf der Straße schlafen und das möchte ich nur ungern. Sie ist meine letzte Hoffnung und die will ich nicht aufgeben.

Ich verlasse so leise wie möglich mein Zimmer und finde ein leeres und verlassenes Haus wieder. Keine Lichter sind an und man hört auch keinen Mucks mehr. Dann müssten alle schlafen, das finde ich gut. Ich gehe schnell und leise in den Flur, schnappe mir schnell eine Jacke und ziehe mir meine Schuhe an, bevor ich das Haus dann leise verlasse. Jetzt gibt es kein Zurück mehr. Es tut mir leid Yoongi...

Die Straßen sehen genauso aus, wie ich mich fühle. Leer und verlassen. Einsam auf dem Weg, den ich gerade gehe und hilflos, weil ich nicht weiß, was ich machen soll und wo mich der Weg hinführt. Ich gehe durch die Straßen, in Gedanken verloren, bis ich nun endlich beim Haus meiner besten Freundin angekommen bin und klingel. Ja ich weiß, es war vielleicht nicht die beste Idee. Ich könnte jetzt ihre Eltern wecken, aber ich habe halt nicht nachgedacht und rückgängig kann ich es jetzt auch nicht machen.

Überraschenderweise macht Lanas Mutter mir mit einem Lächeln auf, welches aber sofort verschwindet, als sie sieht wie niedergeschlagen ich aussehe. „Komm rein mein liebes. Lana ist in ihrem Zimmer.", sagt sie nur mitfühlend und lässt mich eintreten. Ich nicke ihr dankend zu und mache ich auf den Weg zu ihrem Zimmer. Es ist noch Licht an und ich höre sie lachen. Als telefoniert sie noch mit Jimin. Als sie mein Klopfen vernimmt, verstummt ihr Lachen und sie entschuldigt sich kurz bei ihrem Freund.

Mit einem leicht genervten Blick macht sie die Tür auf, doch als sie mich sieht, reißt sie ihre Augen überrascht und geschockt auf. Sie hatte nicht mit mir gerechtfertigt, das ist klar. Sie sieht mich mitleidig an. „Warte kurz.", sagt sie nur und verschwindet wieder in ihrem Zimmer. Ich höre, wie sie Jimin sagt, dass sie jetzt aufhören muss und beendet ihr Telefonat schnell, bevor sie wieder zu mir kommt und mich schnell in den Arm nimmt.

Ohne wirklich nachzudenken schlinge ich meine Arme um sie und schluchze in ihre Schulter hinein. Selbst jetzt kann ich nicht weinen. Ich weiß nicht, was mit mir los ist, aber ich kann es einfach nicht. Ich würde mir am liebsten selbst eine reinhauen, damit ich endlich weinen kann, aber das wäre nicht gerade schlau und bestimmt würde das auch nicht wirklich helfen. Ich brauche einfach Zeit.

Sie streichelt mir beruhigend und behutsam über den Rücken. Irgendwie hilft es ein bisschen und ich beruhige mich etwas. Ich atme wieder etwas ruhiger, aber das erdrückende Gefühl in meiner Brust wird für's erste nicht mehr weggehen, da bin ich mir sicher. Und doch hoffe ich, dass es so schnell wie möglich weggeht.

Nun sitze ich mit meiner besten Freundin auf ihrem Bett und erzähle ihr, warum ich zu ihr gekommen bin. Sie hört mir aufmerksam zu und ist still. Ich erzähle ihr meine ganzen Ängst und auch, dass ich daran gedacht habe und auch immer noch daran denken, Yoongi zu verlassen, damit das alles aufhört.

Lanas Mutter war so lieb und hat uns einige Snacks gebracht, da sie davon ausgeht, dass wir heute nicht mehr so viel schlafe werden. Ich bezweifle überhaupt, dass ich in den nächsten Tagen viel schlafen werde, geschweige denn viel essen oder trinken werde. Ich fühle mich einfach nicht danach. Lana sitz vor mir und isst ganz alleine die ganzen Snacks auf.

So verschieden und doch so gleichWhere stories live. Discover now