Kapitel 109

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Yoongi liegt nicht mehr neben mir, als ich aufwache. Wahrscheinlich sind sie schon am frühstücken, weil sie gleich losmüssen. Ich stehe auf und ziehe mir noch schnell ne Hose über, bevor ich ins Wohnzimmer gehe. Wie vermutet sitzen die Jungs alle essend am Tisch. Keiner redet, alle essen. Haben die so großen Hunger? Wahrscheinlich haben sie gestern Abend nichts mehr gegessen und sind mit leerem Magen ins Bett gegangen. 

"Guten morgen Schlafmütze", begrüßt mich Jin mit einem amüsierten lächeln. Ich gehe rüber zu Yoongi und setze mich auf den freien Platz neben ihn. Ich gebe ihm noch einen flüchtigen Kuss auf die Wange, bevor ich mir auch ein Brötchen nehme und es schmiere. Die anderen Jungs nicken mit nur zur Begrüßung zu, weil sie alle noch ihr essen im Mund haben.  Also werde ich jetzt nicht mehr mit Yoongi reden können, sonder erst heute Abend. 

"Wann seid ihr denn heute Abend wieder da?", frage ich in die Runde, um mich schonmal drauf vorbereiten zu können, wann ich mit ihnen rechnen muss und mit dem Gespräch. Ich weiß, dass ich aus einer Fliege einen Elefanten mache, aber über ein Trauma zu reden ist nicht besonders einfach. Was meint ihr denn, warum so viele Leute nicht über Reden oder auch die ganze Idols, die in der Öffentlichkeit stehen. Es ist was sehr persönliches und wenn man selbst damit (immer) noch nicht klar kommt, ist es noch schwieriger. 

"Wissen wir nicht, aber es sollte nicht all zu spät sein. Wir sollen ja morgen schön ausgeschlafen sein.", antwortet Namjoon. "Also soll ich für uns alle Abendessen kochen?", frage ich in die Runde. Wenn sie zum Abendessen wieder da sind, dann könnten Yoongi und ich danach das Gespräch führen. Ich hab jetzt schon Angst davor. 

"Ja, aber mach lieber was, was man nachher noch warm machen kann.", antwortet mir Namjoon und steht auf und zeigt somit auch den Jungs, dass sie so langsam los müssen. Also ein Auflauf oder so. Okay, ich könnte auch was anderes machen, aber das wäre dann zu viel Aufwand für essen, das am Ende warm gemacht werden muss. 

Nach einigen Minuten sind die Jungs auch schon aus der Tür und ich bin alleine. Ich habe schon ein Blick in den Kühlschrank geworfen und ich hab genug da, um Bowls für jeden zu machen. Aber was mach ich jetzt den ganzen Tag? Faul auf der Couch sitzen und Filme gucken? Ich finde das klingt nach ner sehr guten Idee.

Gesagt getan, oder eher gedacht getan. Lana ist auch noch vorbeigekommen, weil ihr auch langweilig war. Jetzt steh ich in der Küche und bereite die Bowls vor. Die Nervosität packt mich so langsam und in meiner Brust macht sich ein ungutes Gefühl breit. Lana und ich haben uns heute Mittag was bestellt, seitdem habe ich auch ein ungutes Gefühl im Magen. Als hätte ich etwas schlechtes gegessen. Deshalb mach ich auch für mich keine und die Jungs bekommen jeweils etwas mehr. 

Überraschenderweise kommen die Jungs relativ früh nach Hause. Ich wollte gerade die Bowls in den Kühlschrank stellen, da höre ich die Tür und etliche Stimmen, die wild diskutieren. Ich hör gar nicht richtig hin, am Ende ist es wieder irgendwas belangloses. Aber mit dem heim kehren der Jungs, macht sich meine Nervosität mehr bemerkbar. In der letzten halben Stunde konnte ich es gut ausblenden, aber jetzt, keine Chance. 

"Ich wollte euer Essen gerade in den Kühlschrank stellen!", rufe ich, dass die Jungs mich über ihre Diskussion hören und siehe da, die Jungs kommen alle nach einander in die Küche und gucken mich an. "Also ist das essen noch warm?", fragt Jin. Als Antwort nicke ich und reiche jedem eine Bowl. Yoongi lächelt mir zu, aber ich merke, dass er auch nervös ist. Er hat auch etwas Angst vor dem Gespräch. 

"Wollen wir in dein Zimmer gehen?", frage ich ihn leise, dass es die andern nicht hören. Lieber bringe ich es jetzt hinter mir, als nachdem er gegessen hat. Länger halte ich es wirklich nicht mehr aus. Er nickt stumm und geht vor. "Esst ihr ruhig ohne uns, wir haben noch was zu bereden.", sage ich zu den Jungs, die sich schon im Wohnzimmer breit gemacht haben. Als Antwort bekommen wir nur Getuschel. Vermutlich diskutieren sie darüber, was Yoongi und ich zu besprechen haben. 

Ich schließe hinter mir die Tür und bleibe stehen. Yoongi hat seine Bowl auf den Nachttisch abgestellt und kommt etwas auf mich zu. Er guckt etwas besorgt, aber ich sehe ihm auch an, dass er so langsam die Geduld verliert und Antworten haben möchte. "Also? Was ist los mit dir?", versucht er, das Thema langsam anzugehen. So einfach ist das nun auch nicht und auch mein Magen spielt nicht ganz so mit, wie ich es mir wünsche. Ich merke schon, wie mir schlecht wird, schlucke das Gefühl aber schnell wieder runter. Jetzt ist der falsche Moment dafür. 

"Es ist kompliziert und es liegt viele Jahre zurück und ist ein Teil meiner Vergangenheit. Das bedeutet aber nicht, dass es immer noch Teil von mir ist. Ich möchte, dass du das weißt und im Hinterkopf behältst.", fange ich an und ich kann schon fast das riesige Fragezeichen über seinem Kopf sehen. 

Plötzlich wird mir total schlecht, dass ich das Gefühl bekomme, mich gleich übergeben zu müssen. Yoongi sieht es mir an und geht einen Schritt zurück. Ich winde mich etwas und halte mir den Bauch. Das ist echt ein verdammt schlechter Zeitpunkt! Und ich sehe es auch Yoongi an. Sein Blick verdunkelt sich und wird viel ernster als zuvor. Verständlich, wir haben das Gespräch schon häufig genug verschön, weil ich mich nicht in der Lange fühlte, es zu führen und ich hatte ihm versprochen es heute, jetzt zu führen. 

"Gib mir eine Sekunde.", gebe ich leise von mir, in der Hoffnung, dass die Übelkeit besser wird. Wird sie nicht und Yoongi verliert die Geduld. "Ist das dein ernst? Schon wieder? Wie häufig soll das denn noch so weiter gehen?", fragt er aufgebracht. Ich antworte nicht. Ich kann nicht antworten. Einerseits wegen meine Übelkeit, andererseits hat er das komplette recht dazu, aufgebracht zu sein. 

"Tut ... Tut mir leid ... Ich weiß echt nicht, woher das jetzt kommt.", gebe ich von mir und richte mich wieder etwas auf. Mein Magen rebelliert wieder. Yoongi guckt mich nun genervt an. "Nein. Jedes mal, wenn wir darüber reden wollen, kommt irgendwas dazwischen. Und jetzt schon wieder. Ich weiß, dass es ein schweres Thema für dich ist, aber ich kann dir auch nicht helfen wenn du darüber nicht reden kannst oder nicht willst. Was der Fall, kann ich wirklich nicht mehr beurteilen." Mit diesen Worten dreht er sich um, nimmt seine Bowl, schiebt mich etwas beiseite und geht raus. 

Ich drehe mich um und laufe ihm kurz nach. "Yoongi! Ich habe dir versprochen, dass wir heute darüber reden, also tun wir es auch!", rufe ich ihm noch hinterher, aber er hört es nicht mehr. Er ist in sein Studio gegangen. Und kaum, dass ich vor der Tür stehe, wir mir wieder übel und ich habe das Gefühl, ich übergebe mich gleich. Ich renne, so schnell ich kann ins Bad und knie mich vor die Kloschüssel. Und kaum, dass ich sitze, muss ich mich auch schon übergebe. Das Gefühl ist einfach nu ekelhaft und ich hoffe, dass es gleich vorbei ist. 

Nach einigen Minuten ist es dann auch vorbei und spüle mir den Mund aus und schließe die Badezimmertür ab, damit niemand reinkommen kann. Ich krame im Schrank etwas rum und öffne meine Kulturtasche und hole einen Schwangerschftstest raus. sicher ist sicher. Wenn ich schon seit Tagen solche Magen Probleme habe. Ja, es könnte einfach nur an meinem Körper liegen, der sich wieder etwas umgewöhnen muss, aber die Wahrscheinlichkeit auf eine Schwangerschaft ist halt auch da. 

Ich führe den Test durch, lasse ihn auf der Ablage liege und setzte mich an das andere ende des Badezimmers. Ich habe schon häufiger einen Schwangerschaftstest gemacht, so ist das nicht. Bis jetzt waren die immer negativ. Es ist nur eine Frage der Zeit, bis einer positiv ist. Ich meine, ich würde mich freuen. Ich möchte später Kinder, aber jetzt schon? Die frage habe ich mir jedes mal gestellt und ich habe auch schon einige male mit Yoongi darüber reden und da sind wir uns auch einig. Wir wollen beide später Kinder, aber jetzt wo er noch so in der Öffentlichkeit steht ist es eher unpassend. Natürlich, wenn es passiert, passiert es und wir müssen damit leben und wir wären darüber bestimmt auch glücklich, aber es ist doch noch etwas zu früh dafür, oder?

Nach ungefähr zehn Minuten stehe ich auf und nehme den Test in die Hand, aber so, dass ich das Ergebnis noch nicht sehen kann. Irgendwie ist der Moment immer so nervenaufreibend, aber ich finde auch in einem positiven sinne. Ich setzte mich wieder ganz ruhig hin, gehe mich gegen die Wand und nehme meinem Daumen weg. Mein hHerz schlägt mir bis zum Hals

positiv

So verschieden und doch so gleichWhere stories live. Discover now