Kapitel 75

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„Ihr geht also dieses Jahr wieder auf Tour?", frage ich sie etwas verwirrt. „Und was hat das mit mir zu tun?", frage ich noch hinterher. So überraschend finde ich das jetzt nicht. Ich meine, mir war schon klar, dass sie dieses Jahr auf Tour gehen werden. Die Jungs sehen mich so an, als hätte ich gerade ein Verbrechen begangen. Was war daran denn jetzt so falsch? „Wir werden für drei Monate nicht da sein.", sagt Jungkook. „Das ist mir bewusst.", sage ich etwas trauriger.

Das würde heißen, dass Yoongi und wir uns für ganze drei Monate nicht sehen werden und auch nicht viel schreiben oder reden können, wegen der Zeitverschiebung und den ganzen Terminen und Proben und so. Mir ist das alles bewusst, aber warum fragen mich die Jungs um Erlaubnis oder ob das für mich ok ist? Ich will sie nicht davon abhalten, ihren Traum zu leben. Ich will nicht die Spaßbremse sein. Ich meine, die Jungs halten mich doch auch nicht davon ab, meinen Traum zu leben. Ich muss sie doch auch nicht fragen, ob das okey ist.

„Mir ist bewusst, was das heißt.", sage ich nochmal. Dieses Mal aber etwas sicherer. Sie gehen während meiner Kickbox-Saison auf Tour. Entweder ich komme mit ihnen und verzichte auf diese Saison oder ich bleibe hier und ich weiß nicht, was aus mir und Yoongi wird. Ich weiß nicht, ob wir das schaffen werden. Ich würde ständig an ihn denken und mir Sorgen machen, ob es ihm auch wirklich gut geht. Ich würde mir meinen Kopf darüber zerbrechen und dann könnte ich mich bestimmt auch nicht konzentrieren. Wir schaffen es ja kaum, eine Woche ohne den anderen, wie sollen wir das denn drei Monate aushalten?

„Ihr braucht mich dabei nicht um Erlaubnis fragen oder so, Jungs. Es ist euer Traum, ich steh euch da nicht im Weg.", sage ich aufmunternd. Ich habe zumindest versucht so zu klingen, aber man hört eindeutig meine Traurigkeit heraus. Ich gucke zu Boden, ich kann jetzt nicht in die Augen der Jungs gucken, vor allem nicht in die von Yoongi. Ich weiß einfach nicht, was ich machen soll. Soll ich doch mit ihnen gehen? Oder bleibe ich doch hier und jeder von uns verfolgt seinen eigenen Traum.

Bevor die Jungs noch irgendwas dazu sagen können gehe ich wieder zurück in mein Zimmer. Ich will jetzt erst einmal alleine sein. Ich muss mir darüber erst einmal Gedanken machen. Bei dem Gespräch habe ich kein einziges mal zu Yoongi geguckt. Ich könnte es nicht ertragen, seinen Gesichtsausdruck jetzt zu sehen. Er ist bestimmt genauso traurig wie ich, wenn nicht sogar noch trauriger. Ich muss darüber nachdenken und zwar alleine. Er wäre dabei jetzt auch nicht wirklich eine Hilfe. Ich bin mir sicher, er würde irgendwie versuchen mich zu überzeugen mit zu kommen, aber er würde es auch akzeptieren, wenn ich hier bleibe.

Ich hole mir mein Handy und meine Kopfhörer raus und mache mir Musik an. Natürlich welche von Yoongi, das macht mich aber nur noch noch trauriger, also mache mir andere Musik an. Ich bin traurig, aber weinen kann ich nicht. Es fühlt sich so an, als würde jemand mein Herz zerdrücken. Als würde jemand all meine Lebensenergie aus mir heraus saugen und meinen Leblosen Körper zurück lassen. Ich fühle mich leer.

Ich setze mich an meinen Tisch und mache eine Liste mit Pro und Contras, warum ich mit ihnen auf Tour gehen sollte und warum ich hier bleiben sollte.

Pro: Ich kann Yoongi auf der Bühne performen sehen. Ich kann die Welt bereisen und die verschiedensten Städte und Länder sehen. Ich bin weitere drei Montag mit Yoongi und den Jungs zusammen. Ich würde die Jungs vermissen und mir unnötig Sorgen machen. Yoongi und ich könnten an die schönsten Ort der Städte gehen und dort zusammen Zeit verbringen. Ich könnte die Jungs und Yoongi bei ihren Auftritten unterstützen.

Contra: Ich würde punkto Traum auf der Stelle stehen bleiben und nicht weiter kommen. Ich hätte das Haus 3 Monate lang ganz alleine für mich. Lana könnte dann zu mir ziehen.

Warte, weiß Lana davon überhaupt schon? Sie würde doch liebend gerne mitkommen. Währen da nicht ihre Eltern, sie würden es ihr bestimmt nicht erlauben. Und sie könnten sich doch gar nicht in der Öffentlichkeit zeigen. Die beiden haben besprochen, dass sie ihre Beziehung erst einmal privat lassen wollen und das für eine längere Zeit. Aber sie würde sich bestimmt ein Ticket für ein Konzert holen und dann wäre sie immer hin bei einem ihrer Konzerte dabei und ich? Ich könnte nicht einmal bei einem ihrer Konzerte dabei sein, weil ich mich auf das Training konzentrieren müsste. Das ist doch alles scheiße.

Das ist echt schwerer als ich dachte. Warum muss das Leben so kompliziert sein, wenn man erwachsen ist? Die letzten Monate waren doch so schön und unbeschwert. Auch wenn Yoongi und ich mal schlecht Tage hatten, war es dennoch die schönste Zeit meines Lebens. Und auch, wenn ich immer wieder hingefallen bin, Yoongi hat mich steht's aufgehoben und mir das Laufen wieder beigebracht. Er hat sich um mich gekümmert und mir durch diese Zeit geholfen. Und was mache ich, wenn es mir wieder so schlecht geht? Ich kann ihn ja schlecht während eines Konzertes anrufen oder? Noch ein Punkt, warum ich mitkommen sollte.

Bin ich mir da wirklich so sicher, dass ich hier bleiben möchte? Eigentlich steht für mich die Entscheidung doch schon fest. Ich muss darüber gar nicht mehr lange nachdenken. Tief in mir drin, weiß ich doch schon, dass ich mit ihnen kommen möchte und sie bei ihrer Tour begleiten möchte und diese Saison aussetzten werden muss. Also, warum mache ich mir darüber denn noch so viele Gedanken? Wenn ich mitkommen würde, würde es heißen, dass wir unsere Beziehung öffentlich machen müssten. Na ja, Yoongi hatte da von Anfang an nichts dagegen. Ich war eher immer die, die gesagt hat, dass ich das noch nicht möchte, weil ich Angst vor den Reaktionen habe. Ich werde bestimmt hate abbekommen und irgendwann werden sie auch von dem Vorfall mit Andy erfahren. Ich glaube davor habe ich am meisten Angst.

So verschieden und doch so gleichWhere stories live. Discover now