Kapitel 102

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Sie wird es ihnen sagen, da bin ich mir sicher, aber ich weiß nicht wann. Ich weiß, dass sie es nicht jetzt sofort machen wird. Sie weiß, dass sie mich mit ihren Worten getroffen hat. Meine Tränen laufen mir die Wangen runter, als wären sie ein Wasserfall, der niemals aufhören wird. Und dieses Gefühl ist so befreiend. Es fühlt sich so gut an, mal all den ganzen Druck raus zu lassen, all die Tränen die ich nicht vergießen konnte, raus zu lassen.

Ich weine still und leise vor mich hin und versuche gar nicht erst mich zu beruhigen. Ich will mich aber auch gar nicht beruhigen. Es fühlt sich so verdammt gut an mal wieder zu weinen. Es fühlt sich so an, als wären es Monate oder Jahre her, dass ich das letzte mal geweint habe, dabei ist es gerade mal maximal ein Monat her.

Ich habe bestimmt seit zwei Wochen oder so nichts vernünftiges mehr gegessen. Und von Tag zu Tag wird es immer schlimmer. Ich habe echt das Gefühl, als könnte ich jeden Moment umkippen und das werde ich bestimmt auch noch. Ich bin ja eben auch nicht normal ins Zimmer gegangen, ich bin eher ins Zimmer geschlurft. Ich habe meine Füße kaum noch hoch bekommen.

Lana kommt aber auch nicht zu mir, um zu fragen wie es mir geht oder um zu gucken, wie es mir geht. Das ist aber auch nicht schlimm, es ist besser so, sonst würde sie mich noch anschreien, dass ich mit dem ganzen aufhören soll und endlich mal wieder zu mir kommen soll und ich würde dann einfach nur kalt neben ihr sitzen und das alles an mir abprallen lassen. Also im Endeffekt wäre das sehr überflüssig und kostet uns beiden viel Kraft.

Es sind jetzt bestimmt schon einige Stunden vergangen, seitdem ich in ihr Zimmer gegangen bin und mich ausgeheult habe und Lana vor dem Fernseher geblieben ist. Es wird schon so langsam dunkel draußen, das heiß, dass es spät abends ist und ich mich eigentlich jetzt schlafen legen sollte. Ich bin auch müde, aber ich kann irgendwie nicht schlafen, so wie eigentlich jeden Abend seitdem ich bei Lana bin.

Meine Augen sind dick und tuen weh vom Weinen, aber ich kann einfach nicht schlafen. Meine Gedanken sind bei den Jungs und Yoongi. Geht es ihnen wirklich so schlecht, dass sie sich von social Media zurückgezogen haben? Ich habe lange nicht mehr auf mein Handy geguckt, vielleicht sollte ich das jetzt mal tun. Kurze Zeit später habe ich auch schon mein Handy in der Hand. 77 verpasste Anrufe von Yoongi. 189 ungelesene Nachrichten von Yoongi. Und unzählige Nachrichten von den anderen Jungs. Ich gehe auf den Chat von mit und Yoongi.

Wo bist du?
Geht es dir gut?
Antworte mir bitte. Ich mache mir sorgen.
Geht es dir wenigstens gut? Bist du an einem sicheren Ort?
Rede mit mir.
Sag mir, was dich bedrückt. Bitte...
Die Jungs machen sich auch schon sorgen.
Junki macht sich auch sorgen
Bitte...
Antworte mir. Bitte, Kiki ...
Ich liebe dich, vergiss das bitte nie ...
Ich weiß nicht, wo ich noch nach dir suchen soll. Ich habe schon die ganze Stadt abgesucht und Lana sagt, dass du bei ihr auch nicht bist. Wo bist du?
Okey, ich habe es verstanden. Du brauchst deinen Freiraum, aber wenn du nicht mit mir oder jemand anderem redest, dann wird es auch nicht besser. Ich will nur das beste für dich. Ich möchte, dass es dir gut geht und du glücklich bist. Ich weiß nicht, ob es auch an unserer Beziehung liegt. Sind wir zu selten ausgegangen? Habe ich einen Fehler gemacht? Habe ich irgendwas falsch gemacht? Wenn ja, sag es mir bitte. Ich will dich wieder glücklich sehen ... Ich liebe dich

Bei der letzten Nachricht kommen mir wieder die Tränen. Er hat sich wirklich sehr sorgen um mich gemacht. Und das waren nicht mal alle Nachrichten. Und dann sind auch noch die Nachrichten der anderen. Was habe ich bloß gemacht? Ich habe allen nur wehgetan, weil ich mit niemandem reden wollte. Alles nur wegen mir. Alles ist meine Schuld.

Er wollte, dass ich mit ihm rede, aber ich, ich habe ihn weggestoßen und ignoriert. Genauso wie Lana und die anderen. Ich war in meiner eigenen Welt, wo ich dachte, dass mir niemand helfen kann, dabei gab es so viele Personen, die mir helfen wollten und konnten. Ich war einfach nur zu dumm und blöd das zu erkennen.

Ich höre ein Klingeln von der Tür und noch, wie Lanas Mutter Lana ruft, dass sie bitte die Tür aufmachen soll. Ich kann meine Neugier einfach nicht zügeln und raffe mich auf und folge Lana wie ein Zombie zur Tür. Meine Beine fühlen sich so weich an wie Wackelpudding und dennoch schaffe ich es einen Fuß vor den anderen zu setzten. Ich weiß auch nicht wie ich das schaffe, aber irgendwie habe ich auch einen kleinen Hoffnungsschimmer in mir, dass es bald vorbei ist und ich wieder bei den Jungs sein werde.

Ich schlurfe Lana hinterher, bis sie bei der Tür stehen bleibt. Ich wische mir noch meine Tränen von eben weg, damit ich nicht ganz so fertig aussehe, aber das bringt auch nicht viel. Schlimmer als jetzt, kann ich auch nicht mehr aussehen. Sie stellt sich auf die Zehnspitzen und guckt durch das Guckloch an der Tür. Ich habe das Gefühl, dass sie überrascht, aber auch glücklich wirkt. Wer ist es denn nun? Es ist doch nicht so schwer diese verdammt Tür einmal aufzumachen, oder? Hat sie überhaupt gemerkt, dass ich ihr hinterher gegangen bin? Vielleicht...

Sie bleibt einige Sekunden einfach nur vor der Tür stehen und scheint nachzudenken. Nach einem kurzen Moment macht sie dann aber doch die Tür auf und lächelt leicht. Wer verdammt nochmal ist es? Sie steht genau vor der Person, so dass ich sie nicht erkennen kann, aber dann geht sie einen kleinen Schritt zur Seite und macht die Tür noch etwas weiter auf.

Als ich die Person sehe, die geklingelt hat, stockt mir er Atem. Keine Sekunde später wird alles um mich herum schwarz und ich höre nur noch dumpf, wie jemand meinen Namen ruft.

So verschieden und doch so gleichWhere stories live. Discover now