Kapitel 53

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Ich stehe weinend vor Yoongi und versuche ihm zu erklären, dass ich nicht mehr so bin. Ich rege mich nicht mehr auf und ich habe mich auch unter Kontrolle, doch er glaubt mir nicht. Er glaubt mir kein einziges Wort. Er hält Abstand von mir, viel Abstand. In seinen Augen sehe ich pure Angst. Ich versuche es immer wieder, doch es scheint zwecklos zu sein. Er wird mir nie glauben.

Davor hatte ich am meisten Angst, dass er Angst vor mir haben wird, wenn ich ihm davon erzähle. Er hat vor mir Angst, das sieht man sofort und mir zerbricht es das Herz. Es tut so schrecklich weh, zu sehen, dass er jetzt Angst vor mir hat. Ich dachte ernsthaft, dass er in der Zeit, die wir jetzt schon zusammen sind, verstanden hat, dass ich nicht so bin. Ich habe ihn oder die Jungs kein einziges Mal angeschrien. Ich war immer ruhig und habe meine Wut am Boxsack rausgelassen und trotzdem vertraut er mir nicht und hat Angst vor mir.

Ich spüre, wie mein Herz in tausend Teile zerbricht und mir die Luft zum Arme fehlt. Ich weiß nicht was ich ohne ihn machen soll. Ohne ihn bin ich nichts. Er hat mir gezeigt, wie wertvoll das Leben ist und das es sich zu kämpfen lohnt, egal wie klein der Erfolg sein wird. Ohne ihn macht mein Leben kein Sinn mehr. Er hat meinem Leben einen neuen Sinn gegeben und dafür liebe ich ihn viel zu sehr, dass ich ohne ihn leben könnte. Ich will den Rest meines Lebens mit ihm verbringen.

„Bitte...", sage ich mit gebrochener und zittriger Stimme, doch um so mehr ich sage, desto mehr Abstand bringt er zwischen uns. Tränen laufen mir über die Wangen, als gäbe es kein morgen. Ich versuche gar nicht erst, sie zurückzuhalten, das würde sowieso nichts bringen. Das wäre hoffnungslos. Sie laufen mir über die Wange wie ein Wasserfall, aber Yoongi scheint das egal zu sein. Er scheint nicht zu erkennen, wie viel er mir bedeutet, dafür hat er zu sehr Angst vor mir.

Ich gehe vorsichtig einen kleinen Schritt auf ihn zu, doch er macht einen großen Schritt zurück. Wie kann er mir das nur antun? Gestern hat er mir doch noch gesagt, dass er mich liebt und mich niemals verlassen würde. Da hat er dann wohl gelogen. Man weiß nie, ob ein Mensch die Wahrheit sagt, man vertraut einfach nur darauf, das sie dies tuen. Ich war ein Trottel und habe es ihm geglaubt. So naiv war ich auch bei Andy...

Ich sollte echt mal aufhören mir vorzuspielen, dass mich irgendjemand je lieben wird, so wie ich bin, ein Monster. Er wird immer Angst vor mir haben, wenn er meine Vergangenheit kennt, das lässt sich nicht vermeiden. Es ist halt passiert und ich kann es auch nicht rückgängig machen. Ihr wisst ja gar nicht, wie sehr ich das tun würde. Alles vergessen und nie geschehen machen.

„Ich-Ich habe mich in dir getäuscht.", höre ich plötzlich die zerbrechliche Stimme von Yoongi. Das tut so scheiße weh, ihn das sage zu hören. Ich weiß nicht wie mir geschieht. In mir füllt sich eine Leere, die sich in jeden einzelnen Bereich meines Körpers ausbreitet. Ich fühle nichts mehr. Keinen Schmerz, keine Trauer, nichts. Das ist das Schlimmste, was einem passieren kann. Leere zu fühle ist, wie wenn du in der Hölle der Hölle bist. Schlimmer geht es nicht mehr. Das schlimmste daran ist, dass du sie nicht mehr so einfach los wirst. Sie wird belieben und wenn es sein muss für immer.

Meine Tränen hören auf zu laufen und ich habe das Gefühl, dass ich so langsam wieder Luft bekomme. Ich beruhige mich so langsam und werde zu einem einzigen Eisblock an Gefühlen. Yoongi guckt mich etwas überrascht an, als er in meinen Augen keine einzige Emotion mehr sehen kann. Dadurch bekommt er nur noch mehr Angst.

„I-Ich glaube...es wäre besser...wenn wir ab jetzt getrennte Wege gehen.", sagt er stotternd und macht noch einige Schritte zurück. Nein, das kann er mir nicht antun. Er kann mich doch jetzt nicht einfach hier mit meiner Emotionslosigkeit alleine lasse. Jetzt brauche ich ihn am meisten. Ich brauche ihn und das weiß er auch, aber seine Angst ist größer. Er muss sich doch nur einen Arschtritt geben und seine Angst überwinden. Ist das so schwer?

„Das kannst du mir nicht antun...", sage ich ohne jegliche Emotionen. Er guckt mich etwas mitleidig an, aber es wird nicht genügen. Ich will auch nicht, dass er nur aus Mitleid bei mir bleibt. Ich will, dass er bei mir bleibt, weil er mich liebt und weil er davon überzeugt ist, dass ich nicht mehr so bin und mir vertraut. Dem ist aber nicht so.

„Es tut mir leid...", sagt er mit gesenktem Kopf. Das ist doch jetzt nicht ernsthaft sein ernst?! „Wenn ich jetzt bei dir bleiben würde, würde ich es nur aus Mitleid tun. Ich weiß, dass du es nicht willst. Ich werde immer Angst vor dir haben, das lässt sich nicht vermeiden.", sagt er niedergeschlagen hinterher und dreht sich um, um zu gehen.

Nein...das kann er nicht machen. Tausend Gedanken schwirren mir durch den Kopf. Unser erstes Treffen, wo er mich erkannt hat und mich zu den Jungs eingeladen hat. Mein Kampf, wo er war und wir uns danach noch lange unterhalten haben. Als ich ihn in der Bibliothek getroffen habe. Er hat meinen Tag besser gemacht, obwohl es mir richtig scheiße ging. Als meine Eltern mich rausgeschmissen haben und er sich unentwegt um mich gekümmert hat. Unser erstes Date und unser erster Kuss. Das kann ihm doch nicht nichts bedeutet haben. Er ist nicht so gefühlskalt wie ich.

„NEIN!!!", schreie ich ganz laut und laufe auf ihn zu. Ich kann ihn jetzt nicht gehen lassen. Ich muss um ihn kämpfen. Das wäre, der erste Kampf seit langem, wo ich mir nicht sicher bin, ob ich gewinne. Aber ich kann ihn jetzt nicht einfach so gehen lassen und verlieren. Er hat mir gezeigt, dass man für seinen Traum richtig kämpfen sollte und nicht aufgeben sollte, egal wer sich in dein Weg stellt. Jetzt kämpfe ich um mein Traum, ich kämpfe um ihn, weil er mein Traum ist.

„Nein!", rufe ich noch einmal. Dann wird alles schwarz.

So verschieden und doch so gleichWhere stories live. Discover now