Kapitel 98

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POV. Suga

Ich weiß, dass ich das jetzt nicht machen sollte, aber ich mache mir einfach zu große Sorgen um sie. Sie ist seit gestern Abend nicht mehr aus ihrem Zimmer gekommen und es ist jetzt schon wieder Abend. Sie hat also die letzten 24 Stunden nichts gegessen. Das mag ich nicht, so überhaupt nicht. Ich weiß wirklich nicht, was bei ihr im Kopf vorgeht, aber sie muss doch so langsam zur Vernunft kommen. Selbst bei uns, wenn uns das alles mal zu viel wird, brauchen wir eine Woche, um uns zu erholen, oder länger. Bitte, ich will sie wieder so haben, wie früher. Ich vermisse sie.

Ich atme noch einmal tief durch, bevor ich ihr Zimmer betrete. Was ich erblicke, raubt mir den Atem. Mein Herz bliebt in meiner Brust stehen und ich höre auf zu Atmen. Ich habe das Gefühl, meine ganze Welt bricht gerade in tausende, wenn nicht sogar Millionen von teilen. Ohne es kontrollieren zu können, bilden sich Tränen in meinen Augen und meine Sicht verschlechtert sich augenblicklich. Nach einem Blinzeln, ist sie aber wieder besser und dennoch hat sich der Raum nicht geändert, obwohl ich es so sehr gehofft hatte.

Ihr Zimmer ist leer. Keine Kiki ist drin. Niemand und nichts. Aber, wie ist das möglich? Sie kann doch nicht einfach so abgehauen sein, oder doch? Leichte Panik steigt in mir hoch und ich stürme durch ihr Zimmer, in der Hoffnung sie irgendwo auf dem Boden liegend zu finden, aber dies ist nicht der Fall. Neben dem Bett, auf dem Boden liegt sie auch nicht. Ich will gerade ihre Decke vom Bett ziehen, um zu gucken, ob sie sich nicht doch vielleicht darunter versteckt hat, als mir ein weißer Zettel drauf ins Auge sticht. Bitte nicht. Das hat nie etwas gutes zu bedeuten.

Mit zittrigen Händen und schon etwas feuchten und brennenden Augen, nehme ich den Zettel in die Hand und entfalte ihn. Ich erkenne ihre Handschrift. Ihr Handschrift würde ich untern Millionen anderen sofort erkennen und auch, wenn meine Sicht verschwommen ist. Sie hat mir einen Brief geschrieben. Ein Abschiedsbrief.

Lieber Yoongi,

ich weiß, dass du mich in Ruhe und alleine gelassen hast und nun bin ich trotzdem weg. Es tut mir leid, aber ich brauche eine Pause und muss nachdenken. Ich weiß, dass ich mit dir reden kann und es auch sollte, aber ich merke doch, dass dich das nicht kalt lässt und diese ganzen Nachrichten auch dich verletzten. Du kannst mir nichts vormachen. Ich vertraue dir, daran liegt es nicht, versprochen, aber wie soll ich mit dir reden, wenn ich mir selbst nicht mehr vertraue?
Bitte denk daran, ich liebe dich. Mache dir keine Sorgen, mir wird es gut gehen. Ihr, du und die Jungs, braucht nicht nach mir zu suchen, bitte. Ich bin bald wieder da. Versprochen.

In liebe, deine
Kiki

Sie ist weg. Einfach so. Sie hat mich tatsächlich verlassen. Warum habe ich es nicht schon früher bemerkt, dass sie diese ganzen Nachrichten verletzten. Ich hätte es von Anfang an bemerken sollen, dann wäre sie jetzt vielleicht nicht weg. Ich bin so ein Idiot. Ich bin so dumm, das nicht erkannt zu haben. Und sie hat ja auch recht, auch mich lassen diese Nachrichten nicht kalt, aber ich komme damit klar, sie nicht.

Wo könnte sie sein? Wo könnte sie hingelaufen sein? Man, es gibt so viele Ort, wo sie jetzt sein könnte und wir haben es schon spät abends. Wenn es sein muss, dann suche ich die ganze Nacht nach ihr, aber ich muss sie finden. Vielleicht tut sie etwas dummes und unüberlegtes. Das kann ich ihr nicht zumuten. Ich brauche sie doch. Ich liebe sie.

Ich weiß, dass sie gesagt hat, dass wir nicht nach ihr suchen sollen, aber ich kann einfach nicht anders. Ich muss sie finden. Ich muss wissen, dass sie in Sicherheit ist und dass es ihr gut geht. Und das weiß ich erst, wenn sie in meinen Armen ist. Und bis das passiert, werde ich nicht aufhören sie zu suchen. Und wenn ich die ganze Nacht sie suchen muss oder morgen noch den ganzen Tag, das ist mir egal. Ich muss sie sicher wissen, vorher werde ich nicht schlafen können.

Fast schon panisch renne ich ins Wohnzimmer, schlage den Brief von Kiki auf den Tresen und schnappe mir schnell meine Autoschlüssel. Die verwirrten und überraschten Blicke von den Jungs ignoriere ich und laufe so schnell wie ich nur kann in den Flur, um mir meine Schuhe und Jacke anzuziehen, nur um kurze Zeit später das Haus zu verlassen und ins Auto zu steigen.

Okey, wo könnte sie sein? Ich weiß nicht, wann sie gegangen ist, also könnte sie theoretisch überall sein. Wenn sie wütend war, ist sie trainieren gegangen. Meistens ist sie zur Trainingshalle gegangen und hat dort trainiert oder wenn sie mal einen faulen Tag hatte, ist sie in unseren alten Tanzraum gegangen und hat da trainiert. Ich hole schnell mein Handy raus und rufe Junki an. Nach einige Sekunden ertönt auch schon seine Stimme an der anderen Leitung. „Lang nichts mehr von dir gehört."

„Ja ja, ich habe gerade keine Zeit für deinen Sarkasmus.", sage ich angespannt und etwas genervt. Jede Sekunde, die ich hier verschwende, könnte Kiki in Gefahr sein und ihr könnte etwas zu Stößen. Dieser Gedanke bringt mich fast um. „Was ist denn mit dir los?", fragt mich Junki verwundert. „Ist egal. Ist Kiki bei dir und trainiert?", weiche ich ihm aus und starte den Motor meines Autos, damit ich jeden Moment losfahren kann, um sie von dort abzuholen.

„Nein, wieso sollte sie?", fragt er gelassen und ich höre, wie er im Hintergrund irgendwas wegstellt oder so. „Verdammte scheiße!!", fluche ich und haue mit voller Wucht gegen mein Lenkrad. „Man sieht sich.", sage ich noch knapp, bevor er noch etwas entgegnen kann und lege auf. Ich schmeiße fast schon mein Handy auf den Beifahrersitz und fahre los. Bloß wohin? Ich habe nur wichtige und kostbare Zeit verloren. Wie kam ich auch darauf, dass sie trainieren ist. Sie ist nicht wütend, deshalb trainiert sie auch nicht, sondern sie ist traurig oder deprimiert.

So verschieden und doch so gleichWhere stories live. Discover now