Kapitel 54

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Nassgeschwitzt und mit Tränen in den Augen wache ich auf. Ich reiße meine Augen auf und atme hastig. Das war alles nur ein Traum, das war alles nur ein Traum. Ganz ruhig. Ich richte mich auf und versuche meine hastige Atmung wieder unter Kontrolle zu bekommen. Mein Herz schlägt mir bis zum Hals. Ich will nur noch weinen.

Draußen ist es schon dunkel. Wir müssten es mitten in der Nacht haben. Der Platz neben mir ist aber noch frei. Wo ist Yoongi? Ich brauche ihn jetzt. Dringend. Ich gucke mich in seinem Zimmer um und gucke auch auf den Boden neben dem Bett, aber er ist nicht hier. Es hätte ja auch sein können, dass er aus dem Bett gefallen ist und es nicht gemerkt hat.

Wo ist meine Schlafmütze, wenn ich sie mal brauche? Ich ziehe meine Knie an meinen Körper und vergrabe mein Gesicht darin. Es ist schwer meine Tränen zurück zu halten, aber ich versuche es gar nicht erst. Es ist zwecklos, ich bin dafür viel zu kaputt und erschöpft. Ich möchte mich am liebsten in die warmen und beschützenden Arme von Yoongi fallen lassen und alles raus lassen.

Mit zittrigen Beinen stehe ich auf und verlasse das Zimmer. Im ganzen Haus ist es dunkel und Still. Dann gibt es nur noch einen Raum, wo er sein könnte. Sein Studio. Mit wackligen Beinen mache ich mich langsam auf den Weg dorthin. Ich muss mich an der Wand festhalten, sonst würde ich wahrscheinlich sofort wieder umkippen und auf dem Boden liegen.

Ich spüre wieder in meiner Brust ein erdrückendes Gefühl, so wie ich es in den letzten Wochen und Monaten häufiger gespürt habe. Mir fehlt die Luft zum Atmen und mein Herz pocht mir bis zum Hals. In meinem Hals hat sich auch so eine Art Klumpen gebildet, dass ich nichts sagen kann und auch nicht Atmen. Ich hasse dieses Gefühl so sehr.

Bevor ich sein Studio betrete, wische ich mir noch einmal schnell die Tränen aus dem Gesicht, aber einige schaffen es immer wieder zu entkommen und laufen mir über die Wange. Auch egal, ich will jetzt zu ihm und ihn umarmen. Ich will, dass er mich in seine warmen und starken Arme schließt und mich an sich drückt und mir sagt, dass er für mich da ist und dass alles gut ist.

Ich mache dir Tür zu seinem Studio leise auf und stelle mich an die Tür. Da sitzt er, vor seinem Klavier mit seinen Kopfhörern auf dem Kopf und produziert Songs. Er sieht dabei so friedlich und beruhigt aus, das ist unglaublich. Er wippt leicht mit seinem Kopf zum Beat der Musik. Das ist mein Yoongi. Der Anblick von ihm, wie er hier mitten in der Nacht sitzt und seine Songs produziert, entlockt mir ein leichtes Lächeln.

Ich liebe diesen Mann so unglaublich sehr. Ich hätte nie gedacht, dass ich jemanden so sehr lieben könnte. Ich hielt es für unmöglich. Und doch tue ich es. Er ist so liebenswert zu mir, das ich mich manchmal frage, womit ich das verdient habe oder ob es doch nur ein Traum ist. Aber es ist keiner, das zeigt er mir immer wieder. Meine kleine Schlafmütze.

Nach einiger Zeit, die ich jetzt schon in der Tür stehe und ihn beobachte, bemerke ich gar nicht, dass er seinen Kopf erhoben hat und mich mit einem sanften Lächeln ansieht, bis ich seine Stimme höre und sie mich aus meinen Gedanken holt. „Was ist denn los mein Engel?", fragt er mich mit seiner sanfter Stimme und guckt mich besorgt an. Man sieht anscheinend noch, dass ich geweint habe.

Warum auch nicht, ich bin total verschwitzt und meine Augen müssen auch ganz rot vom weinen sein. Meine Wangen sind bestimmt auch noch etwas feucht von den Tränen. Ich muss nicht so tun, als wäre nichts, er merkt es, ob ich es möchte oder nicht. Er kennt mich dafür viel zu gut.

„Komm her.", sagt er und gibt mir ein Zeichen, dass ich mich auf seinen Schoß setzen soll. Das lasse ich mir nicht zwei mal sagen. Ich bewege also meine Beine und setzten mich auf seinen Schoß. Ich lasse mich sanft gegen seine Brust fallen und schließe meine Augen. Gott, wie ich das vermisst habe. Ich atme einmal tief ein und mir steigt sofort sein Duft in die Nase. Wenn er von ihm kommt, ist es immer noch am schönsten.

Er legt behutsam seine Arme um mich und drückt mich noch etwas mehr an sich. Ich kann nicht anders, als zu lächeln. Ich habe das so sehr vermisst. Es fühlt sich so an, als wäre es eine Ewigkeit her, dass er mich das letzte mal umarmt hat. Ich schmiege mich noch etwas mehr an ihn und genieße dieses Moment. Das tut so gut.

„Ich habe das so sehr vermisst.", sage ich leise mit einem Lächeln. Als Antwort bekomme ich ein Kuss in den Nacken. „Du hast ja keine Ahnung, wie sehr du mir gefehlt hast.", flüstert er mir mit einer rauen Stimme ins Ohr. Ich bekomme davon am ganzen Körper Gänsehaut. Wie ich es vermisst habe seine Stimme zu hören. Er macht mich immer wieder aufs Neue verrückt nach ihm, das ist unglaublich.

Ich drehe mich um, so dass ich ihm jetzt in die Augen gucken kann. Diese wunderschönen dunkelbraunen Augen, aber sie sehen traurig aus. Ich will nicht, dass er wegen mir traurig ist. Es reicht doch schon, dass ich traurig oder bedrückt bin, dass muss er jetzt nicht auch noch sein.

„Was ist denn los, dass du so aussiehst?", fragt mich meine Schlafmütze besorgt und streichelt mir sanft über die Wange. „Ich habe schlecht geschlafen...", sage ich bedrückt. Er versteht es sofort und drückt mich erneut an seine Brust. Eine Hand liegt bei mir auf dem Rücken, die andere streichelt behutsam meinen Kopf. „Ich bin da.", sage er leise und beruhigend und gibt mir einen leichten Kuss auf die Wange. „Und ich werde auch immer für dich da sein.", fügt er noch hinzu.

Dieser Satz bringt dann das Fass zum Überlaufen bei mir. Ich kann nicht mehr und fange wieder an zu weinen. Er kennt mich doch nicht, er weiß nicht, wie ich sein kann. Er weiß nicht, was ich alles anstellen könnte. Er weiß nicht, wer ich bin. Er hat doch keine Ahnung...

Vorsichtig hebt er mich hoch und trägt mich aus dem Studio raus und rein in sein Zimmer. Dort angekommen legt er mich sanft auf sein Bett und kuschelt sich an mich. Ich vergrabe mein Gesicht in seiner Brust und versuche mich etwas zu beruhigen, aber die Gedanken in meinem Kopf wollen einfach nicht weggehen.

Was, wenn er mich doch verlässt? Was, wenn er doch Angst vor mir hat, wenn er davon erfährt? Ich will ihn nicht verlieren, nur wegen einem Fehler, den ich gemacht habe und zutiefst bereue. Ich habe mich doch selbst noch Wochen und Monate danach deswegen fertig gemacht und ich habe die Angst in den Augen der anderen gesehen. Ich will diese Angst nicht auch noch in seinen Augen sehen, das würde ich nicht vertragen.

So verschieden und doch so gleichWhere stories live. Discover now