^Lumi Usotsuki

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Ausdruckslos starrte sie in das bleiche Gesicht, das sich hässlich auf der Wasseroberfläche spiegelte. Ihre Lippen waren ganz verzerrt. Ihre Nase viel zu klein. Fast schon furchteinflößend starrte das Paar Augen zurück, weswegen sie ihren Blick nachgebend abwenden musste. So konnte sie doch niemandem unter die Augen treten und erst recht nicht dem Hokage. Der würde sie im hohen Bogen aus Konoha werfen und überall Warnzettel auf hängen lassen, dass man sich vor ihr in Acht nehmen sollte, so gemein gefährlich sah sie aus. Also noch mal. Sie fixierte ihre Augen wieder auf ihr Spiegelbild und versuchte es dieses Mal mit einem Lächeln, das gar nicht mal so unecht wirkte. Doch der Ausdruck in ihren Augen blieb gleich.

In Geduld war sie nicht sonderlich geübt, weshalb sie aufgab und sich zurück ins weiche Gras plumpsen ließ. Die Grashalme kitzelten etwas unangenehm in ihrem Nacken und die viel zu grelle Sonne blendete sie mitten ins Gesicht.

Was heute noch nicht war, konnte ja noch werden. Warum etwas überstürzten? Schließlich war sie eh in erster Linie hergekommen, um sich in dem See zu ersäufen, doch hatte sie sich wie so oft doch noch umentschieden. Wäre da nicht diese eine Angelegenheit, wäre sie schon längst über alle Berge.
Oder besser gesagt, weit unter Wasser.

Aber nicht einmal den ewigen Frieden gönnte man ihr. Stattdessen hatte man sie heute bei ihrer Arbeit fristlos gekündigt und ihr Vermieter hatte ihr gedroht, sie aus dem Apartment zu werfen, wenn sie nicht bald die Miete des letzten Monats nachzahlen würde. Dabei hatte sie die bis jetzt immer pünktlich bezahlt! Nur dann kam da diese dumme Erkältung, die sie für geschlagene drei Wochen flachlegte und ihre Chefin sie nicht mehr arbeiten ließ. Zum Dank, dass sie sich so lang unbezahlten Urlaub genommen hatte, meinte diese Kuh auch noch sie einfach rauszuwerfen, weil sie zu unzuverlässig arbeite. Dass das offensichtlich nicht stimmen konnte, wussten beide, doch diese Frau hatte schon länger nach einem Grund gesucht, sie zu feuern. Warum auch immer, Lumi hatte ihr nie irgendwas getan, und hatte in dem kleinen Laden für hochwertige Kochutensilien immer alles so gemacht, wie diese Ziege es von ihr wollte. Aber der konnte man es einfach nicht recht machen.

Aus gegebenen Anlässen brauchte sie also einen neuen Job und um gleich zwei Fliegen mit einer Klappe zu schlagen, dachte sie, sie sollte Ninja werden. Ein Shinobi. Zwar hatte sie noch nie ein Kunai in der Hand gehabt und wusste nur aus irgendwelchen Sachbücher, was ein sogenanntes Jutsu war, aber das schien ihr genau das Richtige zu sein, was sie brauchte. Schließlich lebte sie nicht umsonst in einem Ninjadorf. Darum hatte sie sich einen Termin bei dem Hokage ausgemacht, um ihn darüber zu unterrichten, dass sie die Ninja Akademie überspringen müsste, denn sonst hatte sie bald wirklich ein dickes Problem mit der Wohnung, wenn sie keine Geldeinnahme mehr hatte, um die laufenden Kosten zu decken. Am Besten wäre es natürlich, würde er sie gleich auf eine Mission schicken, damit sie wenigstens ein paar Euro verdienen könnte. Eine Katze einfangen oder so. Wobei sie ganz genau wusste, dass das nicht gehen würde. Das war nur eine alberne Wunschvorstellung, dass man sie gleich zum Ninja machen würde, aber gerade sah es für ihre Zukunft wirklich nicht sonderlich rosig aus, weshalb ihr nichts anderes blieb, als zu hoffen. Viel zu hoffen.

Lumi blieb noch eine ganze Weile am Seeufer liegen und überlegte sich, wie sie die nächsten Wochen über die Runden kommen könnte. Sie sparte zwar schon wo sie konnte, aber ihrer Schwester konnte sie einfach nichts verwehren. Sie war doch noch ein Kind. Müsste sie ihr sagen, dass sie nicht mit ihren Freunden bei Ichiraku essen gehen konnte, weil Lumi nicht genug Geld ranschaffen konnte, würde ihr das Herz dabei zerbrechen. Lieber blieb sie dann selbst alleine daheim und verzichtete auf eine Mahlzeit. So wie sie es immer tat und immer tun würde. Sie hatte eh keine Freunde mit denen sie sich treffen konnte und auch keinen Hunger, den es zu stillen gab.

Als die Sonne langsam den Horizont entlang wanderte, rappelte sie sich mühselig auf und schlurfte auf das kleine Wäldchen zu, durch das man gehen musste, um an diesen See hier zu gelangen. Er lag weit abseits vom Dorf und außer ihr hatte sich vermutlich noch nie jemand hier hin verirrt, wobei alleine der Weg dahin das reinste Träumchen war. In dem Wäldchen war das Zwitschern der Vögel so laut, dass man manchmal meinte, die einzelnen Gespräche verfolgen zu können. Gerade lachten zwei das erbärmliche Mädchen, das einen Job als Verkäuferin verloren hatte, aus, da war sie sich sicher. Also ging sie schnell weiter, um den ganzen Vorwürfen zu entkommen, die sie schon duzende Male gehört hatte. Nebenbei schwor sie sich, nie wieder krank zu werden, denn dann hätte sie ihren bescheuerten Job mit Sicherheit noch.

Kakashi, das Eis, das sein Herz erwärmt.Where stories live. Discover now