Zwiespalt

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Nichts. Wie konnte ein Mensch einfach ohne jeglichen Hinweis auf seinen Aufenthaltsort verschwinden? Wie kann eine einzige Person ein so großes Loch in seinem Herzen hinterlassen? Ob sie überhaupt noch am Leben war? Oder hatte man sie schon längst ermordet. Aber würde man dann nicht wenigstens ihre Leiche finden? Dann hätte er wenigstens Gewissheit, jedoch würde sein normales Leben auch nicht mehr zurück kommen. Ihr Tod würde alles nur noch schlimmer machen. Er würde sich bei Shi dafür verantworten müssen und seine Schuld würde noch größer werden. Und er wäre einsam. Unglücklich. Traurig. Außerdem hatte Lumi es nicht verdient zu sterben, auch wenn sie sich offensichtlich oft danach sehnte. Doch sie durfte nicht von dieser Welt gehen, nicht bevor sie ein glückliches Leben leben könnte. Ob mit oder ohne ihn. Am Besten ohne ihn. Mit ihm würde sie nie glücklich werden können, nein im Gegenteil, ihr grausiges Leben würde nur noch mehr verkümmern. Und es wäre kurz, sehr kurz, genauso wie es bei allen andern auch war. Also sollte sie ohne ihn leben. Er würde sich dazu zwingen müssen sich von ihr fernzuhalten, egal wie hart es werden würde. Er musste es einfach tun, um sie glücklich zu machen, um sie leben zu lassen.

Ihren linken Arm konnte sie nicht mehr bewegen, nicht einen Finger konnte sie rühren. "Was war das?", fragte sie erschöpft. Die Schmerzen waren viel zu groß als das Lumi sie ertragen könnte. "Das war Flüssigeis. Wenn du uns deine Kraft nicht freiwillig zeigst, müssen wir sie eben durch Experimente analysieren. Deshalb schauen wir, wie dein Körper auf Eis reagiert, um deine Fähigkeiten besser nachvollziehen zu können. Momentan sieht es aber ganz danach aus, als würde sich deine DNA umschreiben, wenn du das Eisversteck anwendest. Deshalb kannst du es auch nur in Kombination mit deiner Augenkraft verwenden.", erläuterte er. Skeptisch musterte sie ihn. "Und warum erzählst du mir das Alles?", schnaubte sie. Warum zum Teufel sollte er ihr seine Ergebnisse mitteilen? "Ich mach das, weil ich dir zeigen will, wie einfach das hätte sein können. Hättest du deine Augenkraft erweckt, so hätte ich das mit einer einfachen Blutabnahme herausfinden können, aber du willst es ja auf die harte Tour.", erklärte er ihr. "Ich will gar nichts davon.", fauchte sie und spannte ihren Kiefer an, um die Schmerzen besser tolerieren zu können. "Wir brauchen dich aber für Akatsuki, deine Kräfte sind perfekt um den Jonbi einzufangen. Außerdem sind die Meisten nicht ganz freiwillig zu Akatsuki gegangen, aber im Nachhinein war es bei allen die richtige Entscheidung. Ich bin mir sicher, dass du hier gut aufgehoben bist, denn in Konoha wartet eh niemand auf dich. Deine kleine Schwester könntest du dir ja sogar aus Konoha hier her holen.", redete er auf sie ein während er einige Dinge aufschrieb, "Um dir die Entscheidung abzunehmen, könnten wir deine Schwester aber auch einfach aus dem Weg räumen."

Als sie das hörte weiteten sich ihre Augen. Shi. Das durfte einfach nicht passieren. Aber Kakashi, er würde schon aufpassen das ihr nichts geschieht. Doch sie selbst hatte er auch nicht beschützt. Sollte sie also lieber das Angebot annehmen? Sollte sie mit Shi zusammen Konoha verlassen und sich Akatsuki anschließen? Dann wäre Shi in Sicherheit und diese Folter würde endlich aufhören. Aber sie durfte nicht an sich selbst denken, sie konnte Shi nicht aus ihrem Umfeld reißen, sie liebte es doch in Konoha und sie konnte ihr nicht einfach ihr Leben wegnehmen. Die andere Option, das Shi alleine in Konoha bleibt, schien ihr auch nicht besonders gut, denn sie hatte gesehen, wie sehr Sasuke unter Itachis Platz bei Akatsuki gelitten hatte. Sie konnte Shi einfach nicht alleine lassen, sie hatte doch keine anderen Verwandten mehr. Und wenn sie sich Akatsuki anschloss, würde sie sich auch von Kakashi verabschieden müssen. Sie würde ihm nie ihre Liebe gestehen können und würde nie seine Reaktion darauf erfahren. Sie stand im Zwiespalt. Aber der Gedanke Akatsuki beizutreten, um Shi in Sicherheit zu wissen, schien ihr am Besten.

Er hatte Tsunade alles erklärt. Das sie ungefähr erst 5 Minuten in ihrem Amt gewesen war, hatte ihn herzlich wenig interessiert, denn die Suche nach Lumi musste einfach voran kommen. Sie war mittlerweile seit über zwei Wochen weg, weshalb Tsunade die Dringlichkeit dieser Angelegenheit erkannt hatte. Zwei Wochen waren eine Ewigkeit. Wenn eine Minute ausreicht, um einen Krieg zu beginnen, was könnte man in zwei Wochen dann alles anstellen? Darum hatte Tsunade ihm ihre Unterstützung zugesagt. Ein großes Anbu Team war jetzt bereits schon wieder unterwegs um ihren Standort auszumachen. Morgen würde auch er wieder aufbrechen, aber dieses Mal nicht alleine. Er hatte seinen Stolz aufgrund der aktuellen Situation von sich gelassen und Kiba um Hilfe gebeten. Zwar hatte sich alles in ihm dagegen gesträubt ihn um Hilfe zu beten, nachdem er Lumi geküsste hatte, aber er konnte auf seine Ortungsfähigkeiten nicht verzichten. Dadurch, das es jetzt eine offizielle Mission war, konnte er auch Hinata, Shino, Naruto, Sasuke und Sakura mitnehmen. Sie hatten alle zugestimmt sie zu suchen. Shi wollte auch mitkommen, aber das konnte er nicht zulassen, er würde sie nur unnötig in Gefahr bringen. Sie sollte lieber weiter unter Aufsicht der Anbu zuhause bleiben.

Ja, er war durchgedreht. Jetzt standen wirklich überall in seiner Wohnung Rosen. Er hatte sogar extra neue Vasen gekauft, damit auch ja keine Blüte verwelken würde, denn wenn das geschieht, würde auch seine Hoffnung in ihre Rückkehr eingehen. Und die dürfte er auf keinen Fall verlieren. So lange ihr Tod nämlich nicht offiziell bestätigt wurde, würde er weiter suchen. Wenn es sein musste sein Leben lang und um das zu gewehrleisten, würde er sogar sein Shinobi Dasein aufgeben. Dann könnte er seine gesamte Zeit ihrer Fahndung widmen und mit der würde er erst aufhören, wenn sie wieder sicher in Konoha war. Zum Glück sahen die Chancen dafür jetzt deutlich besser aus. Mit der Unterstützung des Hokage würde die ganze Sache erst so richtig ins rollen kommen und dann wäre sie bald wieder daheim. In seinen Armen. Nein nicht in seinen Armen. In ihrem Bett. Ohne ihn. Das Unheil das er über sie gebracht hatte würde dann ein Ende haben. Nie wieder dürfte ihr so etwas widerfahren.

Kakashi, das Eis, das sein Herz erwärmt.Where stories live. Discover now