Lumi Mariposa

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Glücklich schleckte sie an ihrem Eis und schaute zufrieden zu ihrem Vater hoch, der sie lächelnd ansah. Er hielt ihre Hand fest umschlossen, wie er es immer tat. Sie hatten zusammen ein Geburtstagsgeschenk für ihre große Schwester gekauft und liefen nun über die grüne Wiese den Berg hoch zu ihrem Haus. Es war Spätsommer, fast Herbst, weswegen es schon recht kühl war. Doch genauso wie ihrem Vater war ihr nie kalt. Sie war wie eine eigene Sonne, deswegen hatte ihr Papa auch nach langem betteln ein Eis gekauft. Ein Schokoeis, das war ihre Lieblingssorte. Genüsslich verspeiste sie es auf dem Weg und schaute sich in der Umgebung um. Sie liebte die Natur hier und obwohl die Blumen alle schon verblüht waren und die Blätter das welken begonnen hatten, war es super idyllisch. Das Rauschen des Wasserfalls, der neben ihrer Siedlung war, rundete das ganze noch ab. Sie liebte es hier und war froh, das sie hier her gezogen waren. Alles schien so friedlich und ausgeglichen, dass man sich hier einfach nur wohl fühlen konnte. Deshalb wusste sie schon, dass sie niemals hier weg gehen würde.

Zuhause angekommen hielt ihr Vater ihr die Tür auf und sie rannte direkt ins Haus. Ihr Mutter war schon eifrig am Kuchen backen für den Geburtstag morgen. Ihre Mama legte sich wie jedes Mal super in Zeug. Zur Begrüßung umarmte sie ihre Mutter fest von hinten und diese drehte sich dann in ihrer Umarmung und schloss dann auch die Arme um sie. "Wir haben ein ganz tolles Geschenk für Yoko gefunden!", erzählte sie begeistert. Geburtstage wurden immer groß gefeiert in ihrer Familie und jeder aus der Siedlung war eingeladen, schließlich gehörten sie ja alle zur Familie. "Das ist ja toll!", antwortete ihre Mutter genauso begeistert. Kurzerhand schnappte sie sich die Hand ihrer Mutter und zog sie zu ihrem Vater, der die Tüte mit dem Geschenk hielt. Aufgeregt riss sie ihrem Vater die Tüte aus der Hand und zeigte den Inhalt ihrer Mutter. Sie hatten ein paar Bücher gekauft, ein Kuscheltier und zwei Spielzeuge. "Yoko wird sich sicher freuen. Das hast du wirklich toll ausgesucht mein Schatz!", lobte ihre Mutter sie und wuschelte ihr durch ihre schwarzen Haare. Sie liebte ihre schwarzen Haaren, die hatte sie von ihrer Mutter. Ihr Vater hingegen hatte hellbraune Haare, aber ihr Geschwister hatten auch alle schwarze Haare, wie die meisten in der Familie. "Weißt du Lumi, Schi übernachtet heute bei uns, hast du vielleicht Lust sie abzuholen?", fragte ihr Mutter sie bittend. "Warum das denn?", fragte sie neugierig. "Amaya will mit ihr spielen.", erklärte ihre Mutter und Lumi nickte verstehend und machte sich anschließend auf den Weg.

Sie hatten bereits zusammen zu Abend gegessen und jetzt spielte sie mit ihren Schwestern verstecken. Sie hatte sich bereit erklärt sich mit Schi zu verstecken, was schwerer als gedacht war. Sie war nicht mal zwei Jahre alt und fing die ganze Zeit an zu lachen. "Pscht Schi, sei leise!", mahnte sie Schi und diese hörte tatsächlich auf zu lachen und sah sie gespannt an. Sie hatten sich im Schrank im Wohnzimmer versteckt und warteten aufgeregt ab.

Schi war inzwischen im Schrank eingeschlafen und Lumi hatte auch keine Lust mehr zu warten. Wie lange will Yoko denn noch warten? Auf einmal hörte sie wie jemand zur Tür rein polterte und in ihrem Haus rum schrie. Vor Schreck rutschte ihr das Herz in die Hose. Wer war das? Sie hörte wie einige Gegenstände zu Boden vielen und zerbrachen. War Papa wütend? Nein, er hat noch nie Sachen durch die Gegend geworfen und normal war er auch nicht so aufgebracht. Sie hörte wie die Schritte immer lauter würden und plötzlich hörte sie einen schmerzerfüllten Schrei von ihrer großen Schwester. "Yoko!", schrie Lumi angsterfüllt und sprang aus dem Schrank. Direkt füllten sich ihre Augen mit Tränen. Ihre Schwester lag in einer Lache Blut auf dem Boden. "Yoko, was ist mit dir passiert?", schrie sie verzweifelt. Die Tränen liefen ihr direkt übers Gesicht und alles um sie herum verstummte. Mit verschwommener Sicht rannte sie auf ihre Schwester zu, die sich nicht mehr regte. Sie hatte nicht auf das Blut am Boden geachtet und rutschte mächtig darin aus. Schmerzerfüllt schrie sie auf und noch mehr Tränen vernebelten ihre Sicht. Trotzdem raffte sie sich auf und krabbelte die letzten Distanz zu ihrer Schwester. "Yoko!", weinte sie bitterlich. Yoko schaute sie nur aus aufgerissenen Augen an. Ihr gelbes Kleid das sie trug war komplett rot verfärbt durch das Blut. "Wer hat dir das nur angetan?", schluchzte sie. "L-Lumi! Dreh.. Dreh dich um!", hauchte ihre Schwester leise, und dann rollten ihre Augen nach oben. "Yoko!", schrie sie hilflos.

Zitternd drehte sie sich um. Die Angst lähmte ihren ganzen Körper, aber sie musste sich zusammen reißen. Ihr ganzes Wohnzimmer war verwüstet und bewaffnete Leute rannten durch ihr Haus. Sie kannte diese Leute. Das waren die, bei denen sie früher gelebt hatten. Ein Mann lief direkt auf sie zu. Eingeschüchtert machte sie sich klein und versuchte auszuweichen, doch hinter ihr lag Yoko. "Was wollt ihr von uns?", schluchzte sie. Sie hatte Angst. Sterbens Angst. "Wir bringen euch alle um.", antwortete der Mann gefährlich. Sie verstand die Welt nicht mehr. Sie hatten doch nichts getan? "Warum? Sag mir was wir getan haben!", brüllte sie und ihre Tränen liefen weiter über ihre Wangen. "Weil ihr Monster seid. Ihr seid unreine Geschöpfe. Euer Klan ist doch nur ein zusammengewürfelter Haufen. Und die Kraft die ihr besitzt, ist bei euch falsch aufgehoben. Die werden wir uns zu eigen machen. Von jedem einzelnen von euch.", grinste der Mann dreckig. Von was für einer Kraft redete er? Sie hatte allerdings keine Zeit mehr darüber nach zu denken, denn der Mann erhob das Schwert gegen sie. Ein kalter Schauer lief ihr den Rücken runter und die Haare in ihrem Nacken stellten sich auf. Sie ist wohl die nächste. Schützen hielt sie die Arme vor ihren Kopf und kniff die Augen zusammen. Und schon hörte sie das Messer ins Fleisch schneiden.

Doch wo blieb der Schmerz? Ängstlich öffnete sie die Augen. Ihre Mutter stand vor ihr und sackte langsam in sich zusammen. Ihr Körper fiel ihr direkt entgegen und drückte sie zu Boden. Ihre Kehle war aufgeschlitzt und ihr warmes Blut lief Lumi über den Arm. Sie hatte die Klinge für sie abgefangen. "Mama!", flüsterte sie tonlos. Ihre Stimme versagte. Sie konnte nicht fassen was hier los war. Vorsichtig befreite sie sich von ihrer Mutter. Sie konnte nicht zu sehen wie sie langsam ihren letzten Atemzug machte. Sie musste hier weg. Sie musste aus diesem Haus raus. Sie rappelte sich auf und fing an zu rennen. "Du brauchst nicht weg rennen. Wir verfolgen dich so lange, bis wir dich haben!", brüllte jemand. Erschrocken drehte sie sich um und geriet ins stolpern. Weil ihr Blick nach hinten gerichtet war, hatte sie die Person vor sich nicht gesehen, doch die Schwertklinge die sie am Bauch traf, bemerkte sie direkt. Sie schrie laut auf und ging dann zu Boden. Der Schmerz übermannte sie. Das letzte was sie sah, war das Blut, das unaufhörlich aus ihrer Wunde strömte und das letzte was sie hörte war: "Wir kommen morgen zurück und holen uns dann die Körper. Bis dahin sind die letzten verblutet und wir haben leichtes Spiel. Jedoch fehlt ein Kind noch, wir müssen es suchen, keiner darf entkommen. Wenn es sein muss verfolgen wir es bis ans Ende der Welt. Es könnte sonst Probleme geben wenn es groß ist."

Kakashi, das Eis, das sein Herz erwärmt.Where stories live. Discover now