"Schnee"

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"Morgen.", murmelte sie verschlafen als sie ihr Fenster öffnete, an dem bis eben noch wild geklopft wurde, "Hast du mal auf die Uhr geschaut?" Kakashi hatte sie aus ihrem eher weniger erholsamen Schlaf geweckt, da er heute Nacht bei sich zu Hause geschlafen hatte. "Die Sonne wird doch in wenigen Stunden schon aufgehen, stell dich nicht so an.", grinste er und mit einem Satz stand er neben ihr in ihrem dunklen Zimmer. Doch obwohl es dunkel war, konnte er die Unordnung erkennen die in dem kleinen Raum herrschte. Lumi räumte zwar ständig ihrer Schwester hinterher, aber in ihrem eigenen Zimmer achtete sie überhaupt nicht darauf, dass immer alles einigermaßen in Tackt ist. Entweder ist es komplett sauber und man konnte kaum ein Zeichen dafür finden, dass hier noch irgendjemand wohnte oder es sah total verwahrlost aus. Da gab es nichts dazwischen. Vielleicht zeichnet diese Szenario, was sich immer in ihrem Zimmer abspielte, ihre psychische Verfassung wieder. Wenn es unordentlich war versuchte sie anderen mitzuteilen, dass sie noch nicht tot ist. Das sie lebt und noch immer existiert. Und wenn sie aufgeräumt hat, will sie jede Spur von sich verwischen. Keiner sollte wissen, dass dieses verkorkste Mädchen noch auf dieser Erde wandelt. Sie wollte von allen vergessen werden. Sie wollte tot sein.

Liebevoll legte er seine Hände an ihren Kiefer und drückte ihren Kopf etwas nach oben, um sanft seine Lippen auf ihre zu legen. Das ihr Zimmer unordentlich war, ist ein gutes Zeichen. Das bedeutete, sie wollte gesehen werden. Wiederum zeigte es aber auch, dass sie sich übersehen fühlt. Übersehen von Sasuke, Naruto und Kiba die sie einfach zurück gelassen haben. Und von ihren verbliebenen Freunden, die sie seit Wochen nicht gesehen hat. Aber er hatte sie auf jeden Fall vermisst, sehr sogar, obwohl es nur wenige Stunden waren, in denen sie getrennt waren. "Gibt es einen Grund warum du meinst so früh mein Fenster einschlagen zu müssen?", löste sie sich von ihm und musterte ihn prüfend. Kakashi war manchmal ein bisschen seltsam, aber nicht im negativen Sinne. Sie mochte es, dass er anders ist als der Rest. "Ja, den gibt es.", lächelte er und schob sie vor sich ans Fenster, sodass sie eine perfekte Aussicht auf die kleine Gasse hatte. Viele kleine weiße Flocken tanzten spielerisch in der Luft bis sie letztendlich von dem dünnen Windzug zu Boden getrieben wurden. Von der gepflasterten Straße war nichts mehr zu sehen und die grauen Steine waren von einer dicken Schneeschicht bedeckt. "Schnee.", stellte sie überrascht fest und beobachtete das sanfte Schneetreiben. Dabei zuckten ihre blauen Pupillen aufgeregt hin und her, in denen sich das schwache Licht der Straßenlaternen widerspiegelte. Verliebt umarmte er sie von hinten und legte seinen Kopf auf ihrem ab, um ebenfalls dem entspannten Wetterschauspiel zu folgen. Die Schneedecke, die ganz Konoha wie von Puderzucker überstreut aussehen ließ, war noch ganz unversehrt und makellos. "Noch sauer?", fragte er belustigt und sie antwortete mit einem leisen "nein". Dafür faszinierten sie die kleinen weißen Punkte zu sehr. Sie liebte Schnee und Kakashi tat es scheinbar auch. "Ich dachte wir machen einen kleinen Spaziergang, bevor der Schnee von den anderen platt getreten wird.", setzte er sie in Kenntnis und verfestigte seinen Griff um ihre Hüfte noch einmal. "Ich muss heute wieder zu Tsunade.", wehrte sie schnell ab und versuchte seine Arme loszuwerden, doch er ließ nicht locker. Auf einmal schien sie sich von ihm distanzieren zu wollen, aber er ließ es nicht zu: "Hey, hey, hey, was ist denn? Du hast doch noch einige Stunden Zeit." Er wollte diesen Tag wirklich gerne mit ihr verbringen und verstand nicht, was gerade ihr Problem war. "Aber ich-" "Nichts aber, das wird toll.", bestimmte er und drehte sie geschickt zu sich um. Zärtlich strich er ihr eine Haarsträhne, die ihr noch von ihrer vom Schlaf verstrubbelten Haarpracht ins Gesicht gefallen war, von der Stirn und drückte ihr noch einen Kuss darauf. Er stand wirklich sehr darauf sie zu küssen und lebte das auch voll aus. Ständig meinte er seine Lippen auf ihre Haut zu legen, doch sie mochte es selbst auch sehr. "Na schön.", räumte sie ein und wurde von Kakashi im nächsten Moment auch schon zu ihrem Kleiderschrank bugsiert. Dann kramte er nach einem Pulli von sich selbst und zog ihn ihr, genauso wie ein Paar Handschuhe, Mütze und schlussendlich noch einem Schal über. "Nicht das du mir noch krank wirst.", richtete er noch einmal lächelnd ihr Mütze und schnappte dann nach ihrer Hand, damit er sie mit nach draußen an die frische Luft ziehen konnte.

Kakashi, das Eis, das sein Herz erwärmt.Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt