Zwischenfall

325 18 3
                                    

"Klar, kommen Sie rein.", hörte er sie leise sagen. Er nahm extra möglichst weit von ihr entfernt Platz, aber das Becken war nicht besonders groß, weswegen er sie noch gut durch den Dampf erkennen konnte. Sie hatte ihren Kopf in den Nacken gelegt und ihre blasse Haut leuchtete im Licht des Vollmondes. Auch ihre silberne Schmetterlingskette, die sie sogar im Wasser nicht abnahm, glänzte. "Sag mal, was machst du mitten in der Nacht hier draußen?", fragte er in die Stille ohne den Blick von ihr zu wenden. Sie drehte ihren Kopf zu ihm und musterte ihn. Er trug keine Maske, doch er bezweifelte, dass sie sein Gesicht sehen konnte, denn er saß im Gegensatz zu ihr im Dunkeln. Vermutlich versuchte sie sein Gesicht zu erkennen, was ihr aber nicht gelang, was er anhand ihres Gesichtsausdruckes sah. "Ich konnte nicht schlafen,", antwortete sie schließlich und schaute wieder in den Himmel, "und Sie?" Sie konnte nicht schlafen, obwohl sie beim essen fast im sitzen eingeschlafen ist? Doch jetzt fielen ihm auch ihre müden Augen auf, die schläfrig ins nichts blickten. "Ich konnte auch nicht schlafen.", gab er zu und wendete nun seine Blick von ihr ab und schaute ebenfalls in den Himmel. "Du schaust dir die Sterne an, nicht wahr?", tippte er. Deswegen schaute sie die ganze Zeit nach oben, es ist wirklich eine wunderschöne, sternklare Nacht. "Ja, ich schaue mir gerne die Sterne an. Es ist irgendwie beruhigend.", lächelte sie leise, "Wenn ich in die Sterne schaue, sehe ich die Vergangenheit und die Vergangenheit die ich da oben sehe, ist wunderschön.", erzählte sie weiter, "Außerdem kann ich meine Träume oder Wünsche auf das Sternenbild projizieren. Aber manchmal, ist es auch als würde ich in einen Spiegel schauen, in dem ich eine verbesserte Version von mir selbst sehe." Er wendete sich wieder zu ihr und sah, dass sich ein kleines Lächeln auf ihre Lippen geschlichen hatte. Er hatte nicht damit gerechnet, dass sie so tiefgründige Gedanken hat. "Stimmt, der Sternenhimmel hat wirklich viele Facetten. Man kann jede Nacht etwas Neues sehen.", stimmte er ihr zu, "Sag mal, deine weißen Haare, ist das so ein Familiending oder hast nur du die." "Sag mal, Ihre grauen Haare, ist das so nh Familiending oder sind Sie einfach nur so alt?", äffte sie ihn nach und schaute wieder zu ihm und er fing leise an zu lachen. "Aber um Ihre Frage zu beantworten, nein, das ist kein Familiending, die weißen Haare hab leider nur ich abbekommen.", antwortete sie auf seine Frage. "Meine grauen Haare sind tatsächlich so ein Familiending, mein Vater hatte sie auch.", sagte er leise, "Aber deine weißen Haare sehen gut aus, mach dir keine Gedanken." "Ihre grauen Haare sind auch nicht so übel.", lächelte sie ihn an und sie schwiegen eine Weile. "Wie geht es eigentlich deiner Hand?", erkundigte er sich, heiße Quellen können wirklich Wunder bewirken bei Verletzungen. Sie hob sie aus dem Wasser und betrachtete diese ein wenig und antwortete dann: "Ganz gut, denk ich.", stellte sie skeptisch fest und ließ ihre Hand wieder sinken. "Zeig her." befahl er ihr. "Was soll dieser befehlerische Ton schon wieder?", fragte sie etwas genervt, doch reichte ihm dann ihre Hand und er inspizierte diese genau. Ihre Hand war wieder eiskalt, obwohl sie die ganze Zeit im heißen Wasser lag. Seltsam. Ihre Wunde sah auch unverändert aus. Sie sollte eigentlich schon das heilen beginnen, da sie nicht tief war, doch es hatte sich nichts getan. "Sieht gar nicht mal so gut aus.", stellte er fest, "du solltest auf jeden Fall weiter einen Verband tragen." riet er ihr und ließ ihre Hand wieder los. "Mach ich.", beteuerte sie, "Aber ich glaube, ich versuche noch mal zu schlafen. Ich kann meine Augen schon kaum mehr offen halten." "Ja, tu das, damit du morgen bei Kräften bist. Schlaf gut.", lächelte er und senkte dann seinen Blick, als sie aus dem Wasser stieg und nachdem sie ihm noch eine gute Nacht gewünscht hatte, ließ sie ihn alleine.

Nach dem Frühstück hatten sie sich direkt mit der Schriftrolle auf den Weg nach Konoha gemacht und jetzt schon mehr als die Hälfte vom Rückweg geschafft. Zum Glück, denn sie war jetzt schon wieder ziemlich erschöpft. Die wenigen Stunden Schlaf heute Nacht und die wenige Stärkung, die sie zu sich genommen hatte, setzten ihr jetzt zu, sodass sie sich wirklich anstrengen musste, nicht zurückzufallen. Ob Sensei Kakashi genauso müde ist? Er war ja auch die halbe Nacht wach. Auf jeden fall wurde er gerade immer langsamer und sie wusste nicht was das zu bedeuten hatte, bis er plötzlich seine Hand hob und im nächsten Moment wurde sie auch schon zu Boden gerissen. Sie hatte überhaupt nicht bemerkt, dass sie verfolgt wurden. Sie zückte schnell ein Kunai und rammte es dem Mann, der sie zu Boden drückte, in die Schulter und nutze den Moment des Schreckens, um unter ihm weg zu kommen, was ihr auch gelang. Schnell schaute sie sich um und wie es aussah, waren die anderen auch in Kämpfe verwickelt, doch Sensei Kakashi konnte sie nicht entdecken. Viel Zeit um ihn zu suchen hatte sie nicht, denn der Mann, der sie zu Boden gebracht hatte, rannte geradewegs auf sie zu. Verdammter Mist. Panik machte sich in ihr breit und ihr Körper verkrampfte sich, doch sie musste sich jetzt konzentrieren und daran denken, was Sensei Kakashi ihr gesagt hatte. Schutzposition. Sie muss eine Schutzposition einnehmen, um den Angriff abwehren zu können. Sie musste einige Schläge einstecken, doch konnte sie sich wenigstens etwas wehren. Besiegen konnte sie diesen Typen auf jeden Fall nicht, aber sie musste so lange durchhalten, bis ihr jemand helfen konnte. Dass sie gerade total im Zweikampf unterlegen war, machte ihre Lage nicht besser und in dem Moment spürte sie auch schon einen harten Tritt mitten in ihrer Magengrube. Mist. Durch den Tritt wurde sie nach hinten geschleudert und krachte mit dem Kopf gegen einen Felsen. Bevor ihr schwarz vor Augen wurde, sah sie noch wie Sensei Kakashi mit etwas blitzendem auf ihren Angreifer zu sprang und ihn außer Gefecht setzte. Zum Glück, denn um ein Haar hätte dieser sie hier und jetzt mit seinem Schwert exekutiert.

Verflucht. Ist der Kampf beendet? Ihr Kopf tat ihr unglaublich dolle weh, ihre Sicht war schwarz und in ihren Ohren rauschte das Blut in einer enormen Lautstärke. Langsam versuchte sie aufzustehen. Sie musste ihr Team finden, doch ihr Gleichgewichtssinn spielte nicht mit. Okay, wenn man nichts sieht und hört, muss man sich auf seine anderen Sinne verlassen. Ihr Geruchssinn viel weg und den Geschmackssinn konnte sie jetzt nicht gebrauchen. Also tastete sie sich langsam an dem Felsen hinter ihr nach oben, bis sie stand. Das war schon mal eine gute Ausgangsposition, doch sie wusste überhaupt nicht, was los war. Hatten die anderen die Gegner erledigt, oder musste sie fürchten, dass sie gleich erledigt wird? Ein Gefühl der Beklemmung übermannte sie und es viel ihr schwer sich auf den Felsen zu stützen. Um sich zu beruhigen atmete sie ein paar mal tief durch und wie in Watte gepackt, von der Außenwelt abgeschnitten, ging sie ein paar Schritte, bis sich eine Hand auf ihre Schulter legte. Wie erstarrt blieb sie stehen. Ein Feind? Nein, sicher nicht, beruhigte sie sich selber. "Kannst du mich hören? Hallo! Lumi?", hörte sie von weit weg gedämpft eine Stimme die sie nicht zuordnen konnte. "Warum reagierst du nicht?" fragte die Stimme. Sensei Kakashi, eindeutig. "Tschuldigung, ich stehe glaub ich etwas unter Schock." nuschelte sie leise. Langsam hörte das Blut auch auf so durch ihren Kopf zu rauschen und auch ihre Sicht klarte sich wieder, dennoch schwankte alles sehr stark um sie herum. "Dann können wir ja weiter gehen.", verkündete Kakashi und sie quälte sich nach Konoha zurück.

Kakashi, das Eis, das sein Herz erwärmt.Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt