"Du siehst wunderhübsch aus, Lumi."

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Er hatte seine Arme um ihre Hüfte geschlungen und sie so fest an sich ran gezogen, als glaubte er sie würde ihn im Schlaf verlassen wollen. Um das besagte Mädchen aufzuwecken verteilte er ganz viele leichte Küsse in ihrem Nacken, die ein Bitzeln auf ihrer Haut auslösten. "Guten Morgen.", streckte sie sich ein bisschen in seiner Umarmung und drehte sich dann schließlich zu ihm um. "Morgen.", murmelte er und küsste einmal ihre Stirn, "Wie hast du geschlafen?" Es war die erste Nacht seit Ewigkeiten in ihrem eigenen gemütlichen Bett und dann durfte sie die auch noch mit Kakashi verbringen, besser hätte es also nicht sein können. "Gut", lächelte sie ihn an, doch das Lächeln verschwand schnell wieder von ihrem Gesicht als sie etwas hartes an ihrem Oberschenkel spürte. "Wie ich fühle hast du gut geträumt.", presste sie ihre Lippen aufeinander und wich seinem Blick aus. An wen er wohl gedacht hat? "Tut mir leid, aber nicht einmal in meinen Träumen lässt du mich in Ruhe.", grinste er sie schräg an und sie atmete einmal erleichtert aus: "Du hast von mir geträumt?" "Ja natürlich, von wem denn sonst?", verdrehte er die Augen und gab ihr noch einen Kuss auf die Nasenspitze. "Und - was hast du geträumt?", fragte sie vorsichtig und schaute ihm jetzt wieder direkt in die Augen. "Also jetzt ist auch mal wieder gut mit der Fragerunde. Das kannst du dir wohl selbst denken, das beantworte ich dir sicher nicht.", stellte er klar und ein leises, tiefes Kichern entwich ihm. "Du machst dich schon wieder lustig über mich.", motzte sie und musterte ihn böse. "Stimmt doch gar nicht. Ich bin nur immer wieder aufs neue überrascht, wie unschuldig du noch bist.", entgegnete er ihren Blick sanft. "Also- pff- ich bin doch nicht unschuldig, also bitte.", verteidigte sie sich. "Nicht mehr lange auf jeden Fall.", grinste er sie an und stand dann auf: "Wir sollten uns jetzt aber erst einmal fertig machen, es ist schon wieder Nachmittag und in ein paar Stunden müssen wir los." "Wenn du immer so lange schläfst.", entgegnete sie sarkastisch und stand nun auch auf. 

Kakashi war nochmal irgendwo hingegangen und wollte sich selbst auch fertig für den Ball machen, weswegen Lumi alleine versuchte ihre Haare zu richten. Jedoch war das Ganze schwerer als gedacht, denn sie konnte ihren linken Arm noch immer nur beschränkt bewegen und ihre Finger erst recht nicht. Tsunade hatte ihre versprochen, dass sie ihren Arm wieder hinbekommt, aber das könnte noch ein wenig dauern. Sie seufzte einmal auf und ließ die Haarbürste enttäuscht sinken. Sie hatte zwar bereits schon ihr Kleid an und sich auch ein bisschen zurechtgemacht, aber sie bekam ihre Haare nicht einmal richtig durchgebürstet. Noch immer waren einige Stellen verzottelt und bei dem Zopf, den sie sich machen wollte, hatte sie auch kläglich versagt. Dabei wollte sie heute wenigstens mal eine gute Figur ablegen, da heute der Tag war, an dem sie mehr oder weniger veröffentlichen würden, das sie ein Paar sind. Kakashi war schließlich ein angesehener Jonin, weswegen viele Augen auf ihn gerichtet sein würden und somit auch auf sie. So etwas war sie nicht gewohnt, denn die meiste Zeit in der sie hier gelebt hatte, hat sie darauf geachtet, dass keiner sie außerhalb ihrer Arbeit sieht und ist dafür sogar große Umwege gegangen. Nie ist sie einfach über eine belebte Straße gelaufen, sondern immer nur in kleinen verlassenen Gassen. Wäre ihre Angst nicht so groß von einem ihrer Verfolger erkannt zu werden, hätte sie sich nie getraut alleine durch diese dunklen Straßen zu gehen. Nicht selten hatte sie dort Gestalten angetroffen, die sie auch auf den belebten Wegen nicht hätte begegnen wollen. Oft war sie dadurch in Gefahr geraten, weil irgendwelche Männer etwas von ihr wollten, doch zum Glück war sie immer entkommen. Nur im Windreich nicht. Dabei war sie das schon längst gewöhnt gewesen dumm angemacht zu werden. Das lag vor allem daran, dass sie einfach ein bisschen anders aussieht. Man erkannte direkt, dass sie nicht von hier ist und dadurch geriet sie schnell in das Blickfeld von irgendwelchen Männern, die sie als interessant empfanden. Das war zumindest die Erklärung die sie sich dafür ausgedacht hatte. Denn Lumi hatte ein sehr verzerrtes Selbstbild und nahm sich total anders wahr, als sie eigentlich aussah. 

Sogar als sie noch so jung war wurde sie schon oft als Objekt der Begierde betrachtet und belästigt. Eine Erfahrung, die sie Shi unter allen Umständen erspart hatte. Es war nämlich alles andere als ein gutes Gefühl immer mit ekligen Blicken betrachtet zu werden. Und ihr Selbstwertgefühl musste deswegen noch mehr leiden. Nachdem sich dann auch noch dieser Mann ihrem Körper ermächtigt hatte, hat sie sich geschworen, dass niemals wieder jemand sie anfassen dürfte. Nie wieder wollte sie diese eklige Gefühl von so widerlichen Händen auf sich spüren, die ihr weh taten und rücksichtslos alles an sich rissen was sie wollten. Weshalb sie Kiba gestattet hatte sie zu küssen, war ihr noch immer schleierhaft, aber vermutlich hatte der Alkohol ihre Panik, die sie dabei empfunden hatte, überdeckt. Nur Kakashi erlaubte Lumi es sie anzufassen. Sie wollte seine Hände überall auf ihrem Körper spüren, denn seine Berührungen fühlten sich verdammt gut an und widerten sie rein gar nicht an. 

Sie hatte sich die ganze Zeit nur im Spiegel angeschaut, bis es an der Tür klingelte. Erschrocken stolperte sie aus dem Bad, eilte zur Tür und riss diese schwungvoll auf. "Kakashi.", stellte sie fest und beäugte ihn ein wenig. Er trug einen schwarzen Anzug, schwarze Lackschuhe und sogar eine eine schwarze Krawatte. "Wow.", entwich es ihr überrascht. Sie hatte nicht damit gerechnet das er jetzt schon vor der Tür stehen würde und dann schon komplett fertig und so gut aussehend. Sie hatte ja noch nicht einmal ihre Haare gemacht. "Du siehst wunderhübsch aus, Lumi.", staunte er und zauberte nun einen Strauß Rosen hinter seinem Rücken hervor. Die roten Blumen waren in weißes Seidenpapier eingewickelt, welches unten an den Stielen durch ein schwarzes Band zusammen gehalten wurden. "Ich-ähm-", stotterte sie, als Kakashi ihr den Blumenstrauß in die Hand drückte, "Also - äh, Dankeschön. Das war doch nicht nötig." "Natürlich war es das.", legte er seine Hände an ihren Kiefer und drückte ihren Kopf ein wenig nach oben, um sie zu küssen. Ziemlich überwältigt erwiderte sie den Kuss direkt und er drängte sie währenddessen zurück in die Wohnung, bis er sich schließlich von ihr löste. "Soll ich dir vielleicht etwas helfen?", fragte er hilfsbereit und sie nickte dankbar. Geschickt griff er nach einem Stuhl vom Esstisch und trug ihn ins Bad, damit Lumi ihm folgte. "Setz dich dahin, ich versuch mal mein Bestes.", grinste er sie an und tippte auf den Stuhl. Ein bisschen skeptisch ließ sie sich dann auf ihm nieder und schaute im Spiegel zu, was er vor hatte. Er bürstete ihr Haar ganz sanft und entwirrte jeden Knoten mit Leichtigkeit, bis alle Haare wieder ordentlich über ihre Schulter fielen. "Willst du sie offen lassen?", fragte er und betrachtete sie liebevoll im Spiegel. "Ich wollte sie eigentlich zu einem Zopf machen.", teilte sie ihm mit, "Aber entscheid du was besser zu dem Kleid passt." "Zopf hört sich super an, mal sehen ob ich das hin bekomme.", stimmte er zu und fing an alle Haare aufzusammeln. Sie spürte wie seine warmen Hände dabei immer wieder ihren Nacken streiften, weshalb dieser schon wieder anfing zu kribbeln. Jetzt hatte er alle Haarsträhnen beisammen und fuhr sachte mit der Bürste über ihren Kopf, um alles glatt zu streichen. Dann fehlte nur noch der Zopfgummi und sie Frisur saß. Verblüfft sah sie zwischen dem Zopf und Kakashi hin und her. "Ich wusste gar nicht, dass du sowas kannst.", sagte sie anerkennend und fuhr einmal vorsichtig mit ihren Fingern über den Zopf. "Irgendjemand musste ja deine Schwester auf den Beinen halten. Sie wollte nichts mehr machen nachdem du verschwunden warst und da hab ich ihr ein wenig unter die Arme gegriffen. Naja und so hab ich gelernt wie man Haare bürstet, weil ich nicht wollte das Shi wie eine Vogelscheuche in die Akademie muss.", erklärte er sich und streichelte dabei über ihre Schultern, die durch die dünnen Träger des Kleides freigelegt wurden. So viel Haut hatte er noch nie von ihr gesehen und er genoss es ihre nackte Haut unter seinen Händen zu spüren und sie tatsächlich auch sehen zu können. 

Kakashi, das Eis, das sein Herz erwärmt.Where stories live. Discover now