Zwickmühle

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Langsam öffnete sie ihre Augen, aber kniff sie gleich wieder zu. Der helle, weiße Raum blendete ihre Augen. Wo war sie hier? Vorsichtig öffnete sie ihre Augen wieder und versuchte sich an das grelle Licht zu gewöhnen. Dann befreite sie sich etwas aus der Decke um bessere Sicht zu haben. Ängstlich schaute sie aus dem großen Fenster. Sie kannte diesen Ausblick. Den Ausblick den man hatte, wenn man im Krankenhaus ist. Sie versuchte sich ein bisschen aufzurichten, doch ihr Körper reagierte kaum. Sie hatte zwar wenig Schmerzen, aber dieses taube Gefühl war noch schlimmer. Sie hasste Schmerzmittel über alles und wie es aussah wurde ihr konstant welches über eine Infusion in ihre Hand verabreicht. Sie wollte ihren Kopf schon wieder ablegen, da ihr die Kraft ausging, da hört sie eine tiefe Stimme. Der Hauch von Wut der in ihr mitklang, war unüberhörbar. Sie schreckte so nach oben, dass sie jetzt kerzengerade in ihrem Bett saß und drehte behäbig ihren Kopf zu ihm. Sie schaute direkt in sein Auge, das sie durchdringlich anschaute.

"S-Sensei Kakashi!", stotterte sie leise. Sie wusste schon was jetzt kommen würde. Er würde sie ausfragen und versuchen alles in Erfahrung zu bringen, so wie er es immer tat und sie würde ihn auf Distanz halten. Doch dieses mal würde das sicher nicht so leicht werden. Der letzte Kampf hatte bei ihm sicher einiges unklar gemacht. Außerdem war er sehr schlau, das durfte sie nicht unterschätzen.

"Hast du Lust mir mal ein bisschen was über deine Vergangenheit zu erzählen?", fragte er. Vielleicht würde sie ja von selbst mit der Sprache raus rücken. "Klar, was wollen Sie denn hören?", fragte sie etwas irritiert. "Naja, vielleicht wie du hier nach Konoha gekommen bist?", antwortete er. Er würde sich langsam an die Sache ran tasten. Etwas unruhig schaute sie ihn an. "Naja, ich hatte, wie ich schon mal erzählt hab, Probleme mit meinem Magen und für die Operation wurde ich hier her nach Konoha verlegt, da sie in dem Vorort in dem ich gelebt hatte, nicht die Kapazitäten für so eine umfassende OP hatten. Und dann hab ich mich mit meinen Eltern dazu entschieden, das wir hier bleiben. Meine Eltern hatten eh schon lange überlegt nach Konoha zu ziehen.", erklärte sie. Eine Lüge hatte sie gerade eben schon selbst aufgeklärt, aber dafür auch eine Neue in den Raum geworfen. "Und warum sind deine Eltern dann nicht als Einwohner gelistet?", fragte er scharf nach. "Ähm, sie sind wieder zurück gezogen und jetzt wohne ich mit meiner Schwester alleine hier.", entgegnete sie. "Deine Schwester, warum war die damals auch im Krankenhaus?", trieb er sie weiter in die Enge. "Naja, sie war da zur Vorsorge. Es bestand der Verdacht, dass sie das selbe wie ich bekommen könnte.", erzählte sie. Er musste zugeben, das sie wirklich eine gute Lügnerin ist. Wüsste er nicht die Wahrheit, hätte er ihr glatt geglaubt, obwohl sie wie gedruckt log. Jetzt hatte er allerdings keine Lust mehr auf ihre kleine Märchenstunde und warf ihr kurzerhand die Berichte ihres Krankenhausaufenthaltes auf den Schoß. "Und was ist dann das?", fragte er und er merkte wie Wut in ihm aufkochte. Augenblicklich verstummte sie.

Die Berichte waren mehr als ausführlich. Der Arzt hatte wirklich eine klasse Arbeit geleistet. Was aber in dem Bericht stand, war unglaublich. Es wurde über eine sehr tiefe, entzündete Schnittwunde im Bauchraum berichtet, welche mehrere Wochen nicht behandelt wurde und deshalb äußerst gefährlich war. Außerdem konnte die Patientin kaum Nahrung in sich behalten und war total runtergehungert. Noch dazu wies der schwache Körper mehrere Prellungen auf und einen gebrochenen Knöchel. Insgesamt hatte der Arzt die Situation als lebensgefährlich eingestuft, weshalb ein dringendes Handeln nötig war, da der Körper komplett überlastet und erschöpft war. Eine selbstständige Wundheilung wurde nicht einmal eingeleitet, da die Kraft dazu gefehlt hatte. Der andere Bericht war über ein Kleinkind. Es hatte einige Schürfwunden, die allerdings gut verarztet waren. Ansonsten war das Kind in einem stabilen Zustand und hatte ausreichen Nahrung zu sich genommen. Der erste Bericht war von Lumi und der zweite der ihrer Schwester.

Lumi schien genauso schockiert wie er, aber aus einem anderen Grund. Sie kannte den Bericht schon und wusste genau was darin stand und es gefiel ihr sicher nicht, dass er sie in die Finger bekommen hatte. Sie dachte angestrengt nach. Suchte sie schon wieder nach einer Ausrede oder war sie nun endlich bereit dafür, die Wahrheit auszupacken? "Ich fürchte da wurde etwas vertauscht. Das ist nicht mein Bericht.", stellte sie klar. Ihr gingen also die Lügen aus. "Ach, stört dich der Name?", fragte er provozierend. "Wie meinen Sie das?", fragte sie vorsichtig. "Ich meine deinen Nachnamen, Lumi Mariposa.", betonte er extra ihren Nachnamen. Sofort verschwand jegliche Farbe aus ihrem eh schon blassen Gesicht. Außerdem meinte er Angst in ihren Augen zu erkennen. Sie sagte nichts mehr sondern starrte ihn nur an. Vielleicht war ihr endlich klar geworden, dass sie sich mittlerweile in so vielen Lügen verstrickt hat, dass sie da nicht mehr raus kommt ohne eine Fehler zu machen. "Was wollen Sie von mir?", fragte sie harsch. "Vielleicht zur Abwechslung mal die Wahrheit.", antwortete er scharf. "Das war die Wahrheit.", sagte sie genervt. "Wenn du jetzt nicht gleich deinen Mund auf machst und mir erzählst, was du hier willst, wo deine Eltern sind und wo du herkommst, dann werd ich dich der Anbu übergeben und die werden die Antworten aus die raus prügeln wenn es sein muss. Du hast dich nämlich in eine ziemlich miese Lage manövriert und könntest als schwer Verbrecher eingestuft werden. Also rede jetzt.", befahl er ihr ernst. Sie saß in der Klemme und da würde sie auch nicht mehr raus kommen.

Missmutig schaute sie auf das Blatt das er ihr hinhielt. Den größten Fehler den sie je begangen hatte. Und jetzt hatte sie den Salat. Lumi Mariposa. Dieser Name war mit so vielen Erinnerungen verbunden, das es ihr schwer viel einen klaren Gedanken zu fassen. Sollte sie riskieren sich mit der Anbu anzulegen? Nein besser nicht, das könnte Schi in Schwierigkeiten bringen. Und Kakashi hatte sie so in die Enge getrieben, das sie bereits einige Fehler gemacht hatte. Wie kommt sie aus der ganzen Sache nur wieder raus? Sie war mitten in einer Zwickmühle gefangen und da hatte sie Kakashi rein gesteckt. Neben der Angst die sie in jedem Zentimeter ihres betäubten Körpers spürte, machte sich auch Wut in ihr breit. Wut auf sich selbst, aber vor allem auf Kakashi, der es nicht lassen konnte in ihrer Vergangenheit zu schnüffeln. Jetzt blieb ihr nichts anderes übrig als die Wahrheit zu erzählen.

Kakashi, das Eis, das sein Herz erwärmt.Where stories live. Discover now