Rache

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"Und wie gefällt es dir hier?", grinste er schelmisch. Wie soll es ihr denn hier gefallen? Sie wollte nie wieder hier her kommen. Zumindest nicht an diesem Abend. "Warum bin ich hier?", fragte sie mit zitternder Stimme und biss sich auf die Lippe, um ein Schluchzen zu unterdrücken. "Ich dachte du würdest dich freuen deine Familie wieder zu sehen. Dafür hab ich extra all deine Erinnerungen mühsam zusammen gepuzzelt, um dir das hier zu zeigen!", sagte er leicht vorwurfsvoll. "Wie bist du da rein gekommen?", fragte sie tonlos. Er ist also in einen Raum tief in ihrem Kopf eingedrungen und konnte jetzt ihre Gedanken lesen? "Das ist doch völlig egal. Es geht um etwas ganz anderes.", entgegnete er eindringlich, "Wie ist das so, deinen schlimmsten Albtraum noch mal anzusehen, hm? Mein Bruder hat mir meinen hunderte, nein tausende Male wieder und wieder gezeigt. Ständig musste ich hilflos zusehen wie meine Eltern und alle die ich liebte umgebracht wurden. Von meinem eigenen Bruder, den ich bewundert und geliebt habe, mein Idol und größtes Vorbild hat mir alles genommen was ich hatte. Und du müsstest doch am Besten verstehe, wie sich das anfühlt. Vielleicht kannst du jetzt nachvollziehen, warum ich ihn tot sehen will. Diese Leid, das man erfährt, wenn man sich das Ganze nochmal anschauen muss." "Rache ist immer noch nicht der richtige Weg! Itachi hat dir all das angetan und jetzt wirfst du dein Leben so weg, indem du krankhaft nach Vergeltung strebst, die Itachi dir aufgezwungen hat. Ich bin mir sicher das du stark genug bist endlich dein eigenes Leben zu leben.", antwortete sie mit dünner Stimme. Sie hatte auch schon tausende Male gesehen, wie ihre Familie umkam. Jede Nacht plagten sie dieser Albtraum. Trotzdem ließ ihr der Anblick ihrer massakrierten Schwester ganz schwindelig werden, sodass es ihr schwer fiel gerade zu stehen. "Du hast es immer noch verstanden, hm? Ich will von dir hören, dass du mich verstehst, dass es das Richtige ist, was ich tue und dafür muss ich dich wohl brechen, genauso wie Itachi mich gebrochen hat.", fauchte er und seine Augenbraue fing gefährlich an zu zucken, "Komm her und nimm mir deine Schwester ab." "W-Was willst du von mir, Sasuke?", bebte ihre Stimme. "Das hab ich doch schon gesagt. Drei, zwei,", fing er an runter zu zählen. Panisch riss sie ihre Augen auf und stolperte auf ihn zu, doch ihre Beine trugen sie nicht und sie stürzte auf den harten Holzboden. Fluchend stämmte sie sich schwerfällig etwas auf ihren Ellenbogen ab und beobachtete aus kleinen Augen, was Sasuke vor hatte. "Eins, Null.", sagte er stumpf und ließ den kleinen Körper achtlos zu Boden fallen. "Neiin!", schrie sie laut auf, bevor Amaya in Zeitlupe mit einem dumpfen Knall mit ihrem Kopf voran vor ihr auf dem Boden aufkam. Durch den Aufprall platze ihre Stirn auf, wodurch sich langsam eine rote Pfütze um ihren Kopf herum bildete. Verstört sprang sie auf und wich zurück, bis sie mit dem Rücken zur Wand stand und schockiert zu sah, wie die Lache immer größer wurde. "Spürst du jetzt nicht dieses unheimlichen Verlangen mir das Gleiche an zu tuen, wie ich es mit ihr getan habe? Dieses flammende Feuer, das in dir lodert und erst erloschen werden kann, wenn du endlich Vergeltung für deine verstorbene Schwester verübt hast. Fühlst du es auch?", redete er auf sie ein. Sie spürte es tatsächlich, diese Wut in ihr auf Sasuke, was er Amaya angetan hatte. Unwillkürlich ballten sich ihre Hände zu Fäuste und ihr kindlicher Körper spannte sich an. "Und jetzt sag mir noch einmal, das Rache nicht richtig ist und schau mir in die Augen, wenn du mir weis machst, dass du jetzt normal weiter Leben kannst, ohne dich an mir zu rächen für mein Vergehen."

Sasuke stand vor Lumi und hatte eine Hand auf ihrem Kopf abgelegt und drückten ihn nach unten. Lumi hatte ihre Augen weit aufgerissen und auch ihr Mund stand auf, doch sie schien nicht bei Bewusstsein zu sein, denn ihr Gesichtsausdruck wirkte abwesend und sie hing weiterhin regungslos an der Wand. Was machte Sasuke da nur? Hatte er sie wirklich in ein Gen-Jutsu gepackt? Dann wäre dieser Kampf tatsächlich schon vorbei. Sasukes Gen-Jutsu war noch nicht besonders gut, aber Lumi würde aus der Gen-Jutsu Welt nicht ausbrechen können. Was er ihr wohl zeigte? Naja sicher wohl nichts angenehmes. Hoffentlich übertreibt er es aber nicht, denn er wollte Lumi heil wieder zurück haben. So ein Gen-Jutsu kann starke psychische Schäden verursachen, aber auf diesem Level würde Sasuke das Jutsu gar nicht erst anwenden können, dafür fehlten ihm die Fähigkeiten. 

Er hatte recht. Sie konnte sich nicht zusammenreißen. Alles in ihr wollte Sasuke bestrafen. Bestrafen dafür, dass er so respektlos mit ihrer kleinen Schwester umgegangen ist und sie wieder hier her gebracht hatte. "Ich muss dir wohl zustimmen. Rache, ich will Rache!",  sagte sie wie in Trance und ohne eine Antwort abzuwarten schlug sie ihre Hände zusammen, schloss die Augen und konzentrierte ihr Chakra. Sie musste hier weg. Schnell. Sonst würde sie sich vergessen. Unbewusst traten Unmengen an Chakra aus ihr hervor und als sie meinte genug gesammelt zu haben, riss sie ihre Augen wieder auf. Sie war weg. Wieder in der Arena. Das war also ein Gen-Jutsu gewesen. Sasuke wich schnell ein Stück zurück und beobachtete sie unruhig. Rache. Jetzt. Dieser Gedanke vernebelte ihren Verstand total. Rache war das Einzige, was sie im Moment wollte. Hasserfüllt erweckte sie ihr Tokuni, durchtrennte die Drahtseile mit Chakraklingen und rauschte dann mit gefletschten Zähnen auf ihn zu. Direkt griff sie ihn mit Taijutsu an und baute ab und zu geschickt ihre Chakraklingen ein, um Sasuke damit zu verletzte, doch mit seinem Sharingan konnte er den Angriff vorhersehen. Trotzdem konnte sie einige wichtige Treffer landen und verpasste ihm kurzerhand einen Kinnhaken, sodass es ihn einige Meter zurück fetzte. Stöhnend stand er wieder auf und fing schon ihm knieen mit Fingerzeichen an, holte dann tief Luft und jagte eine riesen Feuerkugel auf sie. Ohne Probleme erschuf sie eine Eiswand um das Jutsu abzuwehren und schickte gleich noch ein paar Eispfeile auf Sasuke hinterher. Schweratmend stützte sie sich kurz auf ihre Knie ab. Ihre Rachegelüste waren langsam in ihr versickert und sie konnte wieder klar denken. Das war nicht richtig ihn mit diesen Gefühlen zu attackieren, er war immer noch ein Freund von ihr. 

Sie schlurfte etwas schwerfällig auf ihn zu, ohne ihn aus den Augen zu lassen. Ein Eispfeil hatte ihn am Arm getroffen und er hielt sich die Wunde mit schmerzverzogenem Gesicht. "Ich will keine Rache, Sasuke, nein, das ist nicht das Richtige. Meine Willenskraft hier mein Leben zusammen mit meiner Schwester zu leben kann mir keiner nehmen. Niemals werde ich nachgeben und mich auf die Suche nach diesen Monstern machen, die mein Leben zerstört haben. Damit riskiere ich doch nur, dass sie mich schnappen und töten. Sie wollen doch, dass ich sie freiwillig aufsuche, so falle ich direkt in ihre Hände. Und dein Bruder will vielleicht genau das und das darf nie passieren. Du musst Leben, für dich. Ich konnte dir zwar nicht zeigen, wie man das macht, weil ich immer nur für meine Schwester gelebt habe. Ja, ich war nicht stark genug mich selbst zu akzeptieren und zu respektieren. Aber du bist ein viel größerer Kämpfer als ich, es ist noch nicht zu spät, um dir ein besseres Lebensziel zu suchen, als diese aufgezwungene Rache. Etwas das du selbst willst. Zum Beispiel wie Naruto, der will Hokage werden. Mit so einem Ziel könntest du über dich hinaus wachsen, stärker werden und dich nicht immer krankhaft an deinen Bruder haften. Es ist dein Leben und du solltest Derjenige sein, der es lebt. Ich bitte dich. Reflektier das Alles noch einmal. Du kannst jemand besseres sein. Und ich helfe dir dabei. Ich hätte schon viel ehr mit dir reden sollen und dir zu Seite stehen sollen. Du hast das gleiche Trauma wie ich und ich kenne das Gefühl, dass sich alles nur noch darum zu drehen scheint. Dein Bruder hat dich so zerstört, aber du musst dich selbst wieder herstellen, nein, ich werde dir beistehen und dich unterstützen ein schönes und angenehmes Leben zu leben, das es auch wirklich wert ist genutzt zu werden. Werde wieder Sasuke, der du vor alle dem warst und lass dich nicht von Itachi verändern. Ich flehe dich an.", redete sie auf den Jungen an, der ihr mit angespannten Kiefer zuhörte. "Hör auf mit dem Geschwafel, ich hab bereits ein Ziel das mich erfüllt und davon wird mich auch keiner abbringen. Auch du nicht, Lumi. Ich werde meinen Weg unbeirrt weiter gehen und das ist meine eigenen Entscheidung, nicht Itachis.", presste er hervor.

Plötzlich preschte er wieder auf sie los und schlug ihr mit der Faust tief in ihre Magengrube, wodurch sie Blut spucken musste und quer durch die Arena gegen die Wand geschleudert wurde und hart mit dem Kopf gegen die steinerne Wand stieß. Gequält sackte sie auf ihre Knie und schaute teilnahmlos zu, wie sich Blitze in seiner Hand bildeten. Das hatte Kakashi ihm also beigebracht. Bei diesem Gedanken erinnerte sie sich auch noch an den gestrigen Tag. An die Kellnerin, mit der Kakashi sie ersetzt hatte. Schmerzerfüllt zog sie einmal stark die Luft ein. Dieser Gedanke tat immer noch mehr weh, als die körperlichen Schmerzen. Kakashi war sie unwichtig und Sasuke hat sie auch nicht helfen können. Wie konnte sie Sasuke davon erzählen sich selbst zu respektieren und wertzuschätzen, wenn sie sich selbst wie ein wertloses Stück Dreck an sah, das kein glückliches und zufriedenes Leben verdient hatte? Sie hätte damals an Stelle ihrer Mutter sterben sollen, da Lumi es nicht einmal geschafft hatte ihre Familie zu beschützen, sondern einfach nur zugesehen hatte, wie alle verendet sind. Nein, sie hatte es wahrlich nicht verdient zu leben, vor allem nicht, wenn Kakashi sie auch als wertlos und ersetzbar ansah. Benommen sah sie zu, wie Sasuke das Shidori durch ihre Schulter bohrte und versuchte sich nicht einmal zu wehren. Dann fiel sie einfach tonlos zu Boden, bevor ihr schwarz vor Augen wurde.

Kakashi, das Eis, das sein Herz erwärmt.Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt