"Es ist an der Zeit neue Erinnerungen zu schaffen"

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Er folgte ihr mittlerweile schon eine Ewigkeit, doch sie schien einfach nicht nachhause gehen zu wollen. Immer wieder drehte sie um und lief zum Krankenhaus zurück, nur um wieder zu seiner Wohnung zu laufen, aber dann doch wieder umzudrehen. Er fragte sich wirklich, was heute mit diesem Mädchen los war. Also entschied er sich dazu, sie darauf anzusprechen. Als sie Halt machte, um wieder vor seiner Haustür kehrtzumachen, landete er direkt hinter ihr. Er machte kein Geräusch dabei, doch trotzdem zuckte sie zusammen und rührte sich nicht mehr.
"Warum fliehst du vor mir.", hauchte er und starrte auf die vom Schnee bedeckte schwarze Mütze, die sie noch immer trug. Sie antwortete nicht. Nur ihr Zähneklappern war zu hören. Kein Wunder, sie lief die ganze Zeit durch diese eisige Kälte.
"Warum rennst du vor mir weg.", verhärtete er seine Stimme ein wenig. Warum verhielt sie sich gerade, als wollte sie ausgerechnet ihn nicht mehr sehen? "Ich renne nicht vor die weg.", stritt sie ab, doch drehte sich noch immer nicht zu ihm um.
"So kommt es aber für mich rüber.", er war ein klein wenig verletzt, denn er hatte sich wirklich darauf gefreut diesen Tag mit ihr zu verbringe. "Okay, vielleicht bin ich vor dir weggelaufen.", hörte er sie genervt ausatmen und sie drehte sich nun endlich zu ihm um. Ihre Nase war knallrot von der Kälte und in ihren dichten schwarzen Wimpern hatten sich viele kleine Schneeflocken verfangen. "Und -", fragte er verwirrt, "warum?"
"Grundlos.", antwortete sie kurz und legte ihre eiskalten Hände in seinen Nacken, um ihn zu sich runterzuziehen.
"Tut mir leid, ich war einfach nur ein bisschen durcheinander.", säuselte sie auf seine Lippen. Doch er starrte sie nur perplex an.
"Ist es wegen deinem Geburtstag?", fragte er gradeheraus und nun verschwand jegliche Farbe aus ihrem Gesicht und sie sank wieder auf ihre Fersen zurück, nachdem sie gerade auf ihren Fußspitzen stand, um ihn zu küssen.
"Woher weißt du das?", schnell wendete sie ihren Blick wieder ab und fixierte einen nichtexistenten Punkt irgendwo in der Schneelandschaft an. Er hatte es damals auf ihrer Einwohnerakte gesehen und es sich bewusst oder unbewusst eingeprägt.
"Ist doch egal, ich weiß es auf jeden Fall.", wehrte er ab und wartete auf eine Antwort, warum sie ihm nichts von diesem Tag erzählt hatte.
"Ich hab dir nichts gesagt, weil ich deinen Geburtstag verpasst habe und dir nie ein Geschenk gegeben hab.", das war doch gelogen. Er würde es ihr nie übelnehmen, dass sie seinen Geburtstag verpasst hat. Schließlich war im dieser Tag recht egal.
"Und die Wahrheit? Du solltest schließlich wissen, dass mir das nichts ausmacht. Du warst in der Zeit in Gefangenschaft und die übelsten Sachen wurden mit dir angestellt. Es war schon Geschenk genug, als ich dich wieder lebend zurück bekommen hab.", seine Miene war todernst. Er wollte hinter ihre fast schon bockige Fassade blicken, die sie heute aufgebaut hatte.
"Trotzdem ich-", sie stotterte irgendwas zusammen, woraus er nicht schlau wurde.
"Du kannst mir alles sagen, ich hoffe du weißt das.", unterbrach er ihr Gestammel. Er wollte doch nur, dass es ihr gut ging.
"Ich hab nichts gesagt, weil - weil ich nicht enttäuscht werden wollte. Und das werde ich nun schließlich jedes Jahr aufs neue.", starrte sie noch immer in die weiße Landschaft, "Weil in meiner Familie wurden Geburtstage immer riesig gefeiert, aber bis jetzt hab ich seit dem meinen Geburtstag nicht sonderlich beachtet. Es gab auch niemanden mit dem ich in feiern könnte, da all diese Menschen, die ich bei mir haben wollte schon längst verstorben sind. Also werde ich jeden Geburtstag enttäuscht, da meine Eltern nicht mehr da sind, die mich Frühs so aufgeregt wecken, mir einen Geburtstagskuchen von die Nase stellen und mich regelrecht mit Geschenken überhäufen.", sie sah traurig aus. Sehr traurig.
"Und meine Geschwister, die mir immer ein Bild gemalt haben, werden nie wieder mit vollem Elan ein Geburtstagslied schmettern. Der Tag meiner Geburt ist also, egal was passiert, eine Enttäuschung und ich wollte dir nicht das Gefühl geben, dass du versagt hast.", nun suchte sie wieder Augenkontakt mit ihm. Sie war sich nicht sicher, ob er verstanden hat, was sie versucht hat ihm mitzuteilen. Denn letzten Endes, war dieser Tag immer nur mit Trauer und Einsamkeit verbunden und so sollte es auch für immer sein.
"Ich glaube ich hab so noch mehr versagt, da du mir im vornerein nicht die Wahrheit sagen konntest.", er legte sanft seine Hände auf ihre Hüfte, "Das hättest du mir auch schon davor sagen können, was mach ich jetzt bloß mit dem ganzen Kuchen?" Er versuchte sie wieder zu besserer Laune zu bringen, denn er sah es anders als sie. Er glaubte daran, dass ihr Geburtstag ein schöner Tag werden könnte.
"Du hast extra Kuchen gekauft?", lächelte sie verlegen und schob ihre Hände unter seine Jacke, um sie zu wärmen. Ihre Hände waren zwar eiskalt und lösten eine feine Gänsehaut auf seinem Bauch aus, aber er ließ es sowieso zu.
"Nein, nicht gekauft. Ich hab einen gebacken.", sagte er ein bisschen stolz.
"Extra für mich?", fragte sie überrascht und fuhr mit ihren Händen an seinen Rücken, um ihn zu umarmen.
"Extra für dich.", bestätigte er und schloss ebenfalls seine Arme um sie, bevor er ihr ein Kuss auf die Stirn gab, "Du kannst zwar deinen Geburtstag nicht mit deiner Familie verbringen, aber vielleicht willst du ja mit mir zusammen feiern."
"Sehr gerne.", lächelte sie und stellte sich erneut auf Zehenspitzen, um ihn nun endlich zu küssen.

Kakashi, das Eis, das sein Herz erwärmt.Where stories live. Discover now