Wahrheit oder Lüge

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Nachdenklich zündete er sich eine Zigarette an und nahm einen kräftigen Zug. Er war eigentlich kein Raucher, aber wenn er mal runter kommen musste, waren Zigaretten einfach zu verlockend. Diese Eigenschaft hatte er sich von Asuma abgeschaut. Er hatte irgendwie einen Hang dazu Eigenschaften oder Angewohnheiten von andern zu übernehmen. Wegen Obito kam er immer zu spät und wegen Asuma wurde er noch zum Raucher. Aber seis drum. Jetzt hatte er wichtigere Sorgen als seine Lunge oder sein permanentes zu spät kommen. Er musste sich jetzt um eine neurotische Lügnerin kümmern, denn er hatte überhaupt keine Ahnung was er ihr glauben kann und was nicht. Doch dieses Mal schien es, als hätte sie die Wahrheit gesagt. Naja, das dachte er einige Male davor auch schon. Aber das was sie erzählte klang so komplex, das er sich beim besten Willen nicht vorstellen konnte, dass sie sich so etwas ausdenkt. Was hätte sie denn davon? Dass sie vielleicht aus dem Dorf geschmissen wird, weil sie alle in Gefahr bringt? Wenn sich diese Leute wirklich die Fähigkeiten ihrer Familie angeeignet haben und sie bis hier her verfolgt haben, dann sind alle Dorfbewohner in Gefahr. Er hatte zwar nicht gesehen, was Lumi konnte sondern wusste nur, was sie erzählt hatte. Aber dieses Chakra das er gespürt hatte war so mächtig gewesen und wenn jeder von diesen Leuten darüber verfügten, dann könnte das wirklich zum Problem werden. War sie sich überhaupt im Klaren was sie für eine Gefahr darstellte? Oder eher was für eine sie hätte darstellen können. Wenn sie hier aufgetaucht wären und keiner wüsste was los wäre. Wenn man wusste wer gesucht wird, ist die ganze Sache doch um einiges leichter. Doch ob sie überhaupt noch nach ihr suchen? Das Ganze ist ja schon Jahre her und nichts ist passiert.

Sie war müde. Das ganze Erzählen hatte sie erschöpft. Doch trotzdem fühlte sie sich als wäre eine kleine Last von ihren Schultern gefallen. Sie hatte nun jemanden mit dem sie ihr Geheimnis teilen konnte. Doch sicher würde er nicht der einzige bleiben. Der Hokage würde es erfahren und wer weiß noch alles. Sie musste sich also darauf vorbereiten, dass sie das Dorf wieder verlassen muss. Entweder weil der Hokage sie verbannen würde, oder aus Angst, dass die Information jemand falschen in die Hände gerät und dann wäre sie hier nicht mehr sicher. Doch dieses Mal könnte die Flucht schwer werden. Wenn sie das Dorf verließ, würde sie als ein abtrünniger Ninja gelten, dann hatte sie im schlimmsten Fall wirklich die Anbu am Hals und dann wird sie tot oder lebendig ins Dorf zurück gebracht. Und das würde Shi in Gefahr bringen.

Shi! Sie sollte schnell wieder in die Wohnung. Shi wusste nicht wo sie war und sie musste sich um sie kümmern. Außerdem hasste sie Krankenhäuser über alles und wollte keinen Tag länger hier bleiben. Kurzerhand entfernte sie die Infusion aus ihrer Hand. Auf Schmerzmittel konnte sie gut verzichten. Ihr Körper war aber immer noch betäubt, doch darauf konnte sie keine Rücksicht nehmen. Schwankend stand sie aus dem Bett auf und humpelte zu Tür. Ihr linkes Bein konnte sie nicht anwinkeln, aber das war ihr egal. Sie stützte sich einen Moment an der Tür ab um sich auszuruhen, doch genau in dem Augenblick wurde die Tür von außen geöffnet und sie stürzte direkt in den Gang. Erschrocken kniff sie ihre Augen zusammen und wartete bis sie auf dem harten Boden aufkam. Doch nichts geschah. Stattdessen legte sich zwei starke Arme um sie und hielten sie fest. Langsam öffnete sie die Augen und schaute direkt in Kakashi fragendes Gesicht: "Wo willst du hin?" "Auf Klo", nuschelte sie. "Und wo willst du wirklich hin?", fragte er ernst. "In meine Wohnung.", gab sie zu und Kakashi schüttelte genervt den Kopf. "Du wirst hier bleiben. Ich hab mich bei deinem Arzt erkundigt, der sagt das du mindestens zwei Wochen hier bleiben musst und dann hast du noch eine Woche Krankengymnastik. Dann wird dein Knie wieder in Ordnung kommen. Aber nur wenn du in deinem Bett bleibts und dich schonst", erklärte er. "Wo ist überhaupt deine Infusion hin?", fragte er irritiert als er ihre Hand hoch hob. "Ich mag keine Schmerzmittel.", antwortete sie nur knapp. "Das sind nicht nur Schmerzmittel, darüber nimmst du auch deine Nahrung zu dir. Du darfst nämlich nichts essen.", belehrte er sie und sie verzog ihr Gesicht. "Auf jeden Fall,", sagte er und legte einen Arm in ihre Kniekehle und hob sie hoch, "hast du erst mal Bettruhe das heißt kein Rumgerenne mehr, ab jetzt fährst du höchstens im Rollstuhl."

Er trug sie in ihr Bett und inspizierte dann ihre Hand. Er suchte nach dem Einstichloch der Infusion. Er war zwar kein Arzt, aber das würde er wohl noch hinbekommen, also steckte er die Nadel wieder in ihre Hand und sie stöhnte einmal kurz schmerzerfüllt auf. Sie war also doch in der Lage Schmerz zu spüren. "Und die bleibt jetzt drinnen.", sagte er warnend und setzte sich dann auf einen Stuhl. "Ich hab mit dem Hokagen geredet,", fing er an, "und hab ihm von deiner Vergangenheit erzählt. Er war nicht sonderlich begeistert davon, was ja zu erwarten war. Er verlangt allerdings, dass du deinen echten Namen wieder annimmst um nach und nach als die echte Lumi Mariposa hier im Dorf zu leben. Schi darf aber weiter den Namen 'Uso' tragen, da sie nichts von dem ganzen weiß und das erspart dir sicher viel Drama mit deiner Schwester, also sei dankbar. Ich soll dir aber auch ausrichten, dass ihr weiter hierbleiben könnt und er für euren Schutz sorgt. Also mach dir keine Sorgen um eure Sicherheit, nur weil du jetzt deinen echten Namen wieder trägst heißt es nicht, dass du gleich von irgendjemanden umgelegt wirst. Den Schutz des Dorfes habt ihr ja wie gesagt noch. Du bist also wirklich glimpflich davon gekommen." Jetzt war es Lumi die schwieg. Es war sicher nicht ihre Wunschvorstellung gewesen, jetzt wieder ihren alten Namen tragen zu müssen, nachdem sie alles dafür getan hatte ihn los zu werden. Aber das war das mindeste das sie jetzt tun könnte, denn langsam musste sie ihre Lügen wieder aufklären. "Der Hokage hat mir außerdem freigestellt ob ich dich in meinem Team behalten will oder nicht.", informierte er sie und sie schaute ihn gebannt an. Es war sicher nicht gut noch so einen Problemfall im Team zu haben. Doch er wollte sie in seinem Team behalten. Sie tat dem Team gut. Sie schlichtete oft Streit zwischen den anderen. Außerdem hatte sie den anderen immer gezeigt, wie es ist ein normales Leben zu führen, auch wenn das alles gespielt war. Und wenn er ehrlich war, wollte er sie auch aus persönlichen Gründen im Team behalten. Einerseits weil er gespannt war mehr über ihre Fähigkeiten und ihre Familie zu erfahren, andererseits musste er zugeben, das er sie irgendwie ins Herz geschlossen hatte. Vielleicht nicht auf den selben Weg wie Naruto und die anderen beiden, aber einen Platz in seinem Herzen hatte sie definitiv. "Und ich will, dass du in meinem Team bleibst, unter der Bedingung, dass du endlich mit mir redest."

Kakashi, das Eis, das sein Herz erwärmt.Where stories live. Discover now