Dicke Luft

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Etwas schwankend trat sie aus dem Gebäude und draußen erwartete sie ein kühler Windzug. Der Sake hatte ihren Kopf vernebelt, dass sie kaum mehr klar denken konnte, beziehungsweiße nicht mehr wusste, was sie tat. Was sie aber wusste war, dass sie gerade eben Kiba geküsst hatte. Das hatte sie schon zwei Sekunden, nachdem er seine Lippen auf ihre gelegt hatte, bereut. Aber irgendwie hatte ihr betrunkenes-Ich einen grauhaarigen Idioten vor sich gesehen und konnte nicht mehr zwischen ihm und Kiba unterscheiden. Warum sie sich überhaupt in diese Situation reinmanövriert hatte, war ihr schleierhaft, es war einfach passiert. Und als sie sich etwa besinnt hatte, war ihr auch wieder eingefallen, dass sie mit Kakashi in der Bar war und er das ganz sicher nicht war. Denn er küsste viel besser und bei seinen Küssen fühlte sie sich auch wohl und nicht so verschreckt. Und jetzt suchte sie diesen Typen, nach dem sie sich so sehnte. Gai meinte, dass er ziemlich eilig gegangen war, um frische Luft zu schnappen. Weit konnte er ja nicht sein, wenn er nur kurz raus wollte.

Orientierungslos torkelte sie durch eine schwach beleuchtete Gasse, die nicht gerade einladend war. Wo war er nur? Alles um sie herum drehte sich und es fiel ihr schwer einen klaren Gedanken zufassen, weswegen sie einfach weiter durch die Gasse lief. Ihr Gefühl sagte ihr einfach, dass sie dadurch musste. Doch als sie das Ende der schmalen gepflasterten Straße erreicht hatte, war er immer noch nicht in Sicht. "Kakaashii!", rief sie in die Dunkelheit, doch keiner antwortete. "Versteckst du dich, hm?", lallte sie vor sich hin, "Ich finde dich schon, ich bin eine super Sucherin!" Sie trottete weiter ohne Ziel durch die Nacht, bis sie endlich jemanden auf einer Bank sitzen sah. "Hab ich dich!", versuchte sie ihr Lallen etwas zu unterdrücken, was ihr nur so semi-gut gelang und warf sich neben ihn auf die Holzbank. Er antwortete nicht, aber das war auch nicht schlimm, denn sie fing direkt an weiter zu plappern. "Hast dich ganz schön gut versteckt, das muss ich zugeben, aber im Verstecken spielen bin ich einfach zu gut. Ich mein, ich konnte jemanden während einem Massaker verstecken!", gluckste sie. Doch dann hörte sie auf zu brabbeln. Ihr Wahrnehmungsvermögen war durch den Alkohol deutlich eingeschränkt, weshalb sie erst jetzt die Zigarette in seiner Hand sah, die vor sich hin qualmte. "Du rauchst?", fragte sie erstaunt. Er nahm einen scharfen Zug und blies den Rauch dann in die Stille Nacht. "Hast du ein Problem damit?", fragte er mit einem Unterton, den sie nicht deuten konnte. Sie überlegte ein wenig. Hatte sie ein Problem damit? Rauchen? Rauchen! "Das stinkt furchtbar! Find ich nicht gut!", schwafelte sie und Kakashi gab ein leises Lachen von sich: "Du kannst doch gar nichts riechen, Lumi." Wieder dachte sie nach. "Stimmt", stellte sie fest. Ein unangenehmes Schweigen entstand, weshalb sie unwohl auf der Bank herumrutschte. "Darf ich mal?", fragte sie, um die Ruhe zu brechen und deutete auf die Zigarette. "Vergiss es", antwortete er knapp. "Na komm schon, ich will das auch mal ausprobieren", bettelte sie und wanderte mit ihrer Hand zu der Kippe in seiner. Als sie seine Hand berührte, zog er sie schnell weg. Verwundert hielt sie in ihrer Bewegung inne. "Aber du bist doch auch nicht nur hier raus gegangen, um zu rauchen, oder?", spekulierte sie. Sie schaute ihn an, doch sie sah ihn doppelt und fing an zu lachen: "Da bist du ja zwei Mal!" "Lumi, du bist betrunken, du solltest nach Hause gehen", sagte er ernst und sie schaute ihn weiter abwesend an, doch nickte dann langsam. "Bringst du mich nach Hause?", fragte sie und warf ihm einen Hundeblick zu. "Gut", entgegnete er stumpf und stand auf.

Sie folgte ihm durch die leeren Straßen, welche nur durch schwache Laternen beleuchtet wurden und um sie herum war alles verstummt. "Mach mal ein wenig langsamer!", maulte sie, da sie Schwierigkeiten hatte, bei seinem Tempo mitzuhalten. Er hetzte mit großen Schritten voran und nahm keine Rücksicht darauf, dass sie nicht einmal gerade aus gehen konnte. Auch auf ihre Bitte ging er nicht ein. Beleidigt fing sie an los zu rennen, um ihn einzuholen. Als sie ihn erreichte, wollte sie nach seiner Hand schnappen, damit sie sich an ihm wärmen und er sie mit sich ziehen könnte, denn er hatte es anscheinend ziemlich eilig. Doch sie bekam seine Hand nicht zufassen, da er sie wieder wegzog und stattdessen fing sie an zu taumeln. "Hey! Was ist denn los mit dir!", lallte sie und blieb stehen. Verwirrt sah sie ihn an. Nun blieb er doch mal stehen und drehte sich zu ihr um. "Ich bin müde, Lumi", lächelte er sie schwach an und sie nickte verstehend. Müde also. Müde? Das war sie auch. Jetzt merkte sie erst, wie erschöpft sie vom ganzen Tanzen war.

Ohne ein weiteres Wort zu sagen, lief Kakashi bis zu ihrer Wohnung durch und sie stolperte ihm hinter her. "Willst du bei mir übernachten, dann musst du nicht mehr nach Hause laufen, ist Nachts ziemlich gefährlich draußen für kleine Jungs wie dich", bot sie ihm hoffnungsvoll an. "Nein, ich geh heim. Muss morgen früh raus", entschuldigte er sich spärlich und verschwand dann auch schon ohne Verabschiedung. Durcheinander blieb sie vor ihrer Tür auf der Straße stehen. Er war so komisch auf ein mal. Was war nur passiert? Konzentriert versuchte sie ihren Schlüssel in das Schloss zu stecken, wofür sie einige Anläufe brauchte. Schließlich gelang es ihr aber doch und sie ließ sich direkt in ihr Bett fallen.

"Lumi!", hörte sie eine zaghafte Stimme mehrmals sagen. Verschlafen öffnete sie ihre Augen. Ihr Kopf tat ihr unheimlich weh und erholt war sie auch nicht wirklich vom Schlaf. Durcheinander schaute sie in Hinatas Gesicht. "Hinata, was machst du hier?", fragte sie irritiert und setzte sich im Bett auf. "Naja, wir wollten doch gleich heute Morgen trainieren, aber du bist nicht aufgetaucht", klärte Hinata sie auf. Sie schlug sich mit der flachen Hand gegen den Kopf, was ihr nur noch mehr Kopfschmerzen bereitete. "Man, tut mir leid, ich habs voll vergessen", murmelte sie leise. "Macht ja nichts. Wies aussieht hast du den Schlaf ja wirklich gebraucht", lächelte sie. "Kann man wohl so sagen, ich bin immer noch total kaputt", stöhnte sie. "Du warst doch gestern aus, kommt das vielleicht davon?", lachte Hinata. Stimmt, da war ja was. Sie hatte irgendwie ein totales Blackout und konnte sich nur noch an weniges erinnern. "Ich glaub, ich hab zu viel getrunken", gab sie zu und lächelte sie schräg an. "Das glaube ich auch", stimmte sie ihr zu. Krampfhaft versuchte sie sich an den gestrigen Abend zu erinnern. Was war da nur passiert? Da fiel es ihr schlagartig wieder ein: "Hinata, ich glaub ich hab Scheiße gebaut."

Kakashi, das Eis, das sein Herz erwärmt.Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt