Bücherei

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Er schlenderte gerade durch die Gänge der Bücherei und hielt Ausschau nach einem freien, gemütlichen Platz. Er kam gerne hier her und schmökerte in neuen Büchern. Auch wenn er meistens seine Lieblingsbücher las, war er immer offen für neue, doch bis jetzt hatte er einfach noch keine bessere Reihe als das Flirtparadies gefunden. Es roch hier nach alten Büchern, fast schon etwas modrig, als ihm ein feiner Duft von Rosen in die Nase stieg. Neugierig machte er sich auf die Suche nach der Quelle dieses Geruchs. Er folgte seiner Nase bis zum letzten Eck des großen Raumes. Da ist sie ja. Ein kleines Lächeln schlich sich auf seine Lippen und er lief zielstrebig auf sie zu.

"Na, was machst du hier?", fragte er leise. Erschrocken drehte sie sich zu ihm um.
"Ah, Sensei Kakashi!", antwortete sie erleichtert. "Tschuldigung, ich wollte dich nicht erschrecken.", lächelte er schief, doch das konnte sie ja eh nicht sehen.
"Kein Problem, aber hören Sie einfach auf sich immer so anzuschleichen.", entgegnete sie leicht vorwurfsvoll.
"Vielleicht machst du zur Abwechslung einfach mal deine Ohren auf, ich hab mich nämlich nicht angeschlichen.", verteidigte er sich mit gedämpfter Stimme.
"Das haben Sie wohl, sonst hätte ich Sie doch gehört, ich bin doch nicht taub!", zischte sie zurück. "Doch, könnte man schon irgendwie meinen, aber was machst du mit den vielen Büchern da?", fragte er um das Thema zu wechseln.
"Ich lese? Was denn sonst?", antwortete sie leicht genervt. Man konnte sie aber auch wirklich schnell reizen.
"Naja, das sind irgendwelche Bücher über Physik, Mathematik und noch weiter Naturwissenschaften.", stellte er irritiert fest.
"Ja, ist das so merkwürdig? Ich interessiere mich halt dafür.", gab sie preis. Daher war sie also in der Genin-Prüfung so gut.
"Nein, nein. Nicht merkwürdig,", beschwichtigte er sie, "nur ungewöhnlich."
"Ah ja.", sah sie ihn kritisch an.
"Ich meine nur, vielleicht solltest du etwas mehr Zeit auf dem Trainingsplatz verbringen als in der Bücherei. Ich hab deine Testergebnisse von der Prüfung gesehen und du hast im schriftlichen Teil überragend abgeschnitten. Du kannst das doch schon alles. Im Praktischen sieht es allerdings anders aus. Um ehrlich zu sein, sehe ich noch kaum eine Verbesserung, obwohl du schon drei Monate mit uns trainierst.", gab er zu.
"Denken Sie, das merke ich nicht selbst? Sie haben da aber etwas falsch verstanden, ich lese diese Bücher nicht um ein besserer Ninja zu werden, sondern aus eigenem, persönlichen Interesse. Ich mache das aus Spaß. Für meine Ninjaausbildung hingegen trainiere ich jeden Tag hart, nicht aus Spaß. Ich gebe bereits mein Bestes.", erklärte sie mit gesenkter Stimme.
"Warum willst du dann Ninja werden, wenn es dir keinen Spaß macht?", fragte er.
"Das hab ich nicht gesagt.", redete sie sich heraus. "Doch, schon irgendwie.", verdrehte er ihr die Worte im Mund.
"Ich hab viel Gründe dafür.", wimmelte sie ihn ab. "Und die wären?", fragte er hartnäckig.
"Geht Sie nichts an.", nuschelte sie und drehte sich wieder zu ihren Büchern.
"Na schön, wenn du wieder nicht mehr mit mir reden möchtest, lasse ich dich wieder in Ruhe.", atmete er enttäuscht aus. Dieses Mädchen war ihm ein Rätsel. Immer verschloss sie sich direkt.

Sie versuchte sich angestrengt auf ihr Buch zu konzentrieren, doch Sensei Kakashi hatte sich fast genau gegenüber von ihr hingesetzt und blätterte demonstrativ und vermutlich extra laut in irgendeinem Buch.
"Als ich gesagt hab, das Sie nicht immer so geräuschlos sein sollen, hab ich nicht gemeint, dass sie jetzt so laut sein sollen.", zischte sie ihm zu. Sie war kurz davor an die Decke zu gehen. Verwirrt schaute er von seinem Buch auf.
"Was mach ich denn?", fragte er unwissend.
"Na, Sie blättern mit Absicht unüberhörbar in ihrem Buch und atmen schon wieder so überlaut.", warf sie ihm vor.
"Sag mal, hast du Misophonie oder so was?", fragte er belustigt.
"Nein?", entgegnete sie verwundert, "Was ist das überhaupt?"
"Das ist wenn einen schon die kleinsten Geräusche aggressiv machen, aber ich vermute mal, dass du das nicht hast. Das einzige Problem das du hast, bin ich. Nicht wahr?", fragte er scharf nach.
"Das klingt schon plausibler, aber ich schätzte, ich bin etwas gereizt, weil ich ziemlich Hunger hab.", gab sie kleinlaut zu. Sein Gesicht erhellte sich direkt: "Na das beruhigt mich doch. Was hältst du davon, wenn wir was essen. Ich bin zufälligerweise ein sehr guter Koch."
"Das glaube ich erst wenn ich es sehe.", lachte sie leise.
"Das seh ich jetzt mal als Herausforderung.", grinste er.

Als sie bei ihm ankamen hielt er ihr die Tür auf und sie schlüpfte in seine Wohnung. Die Wohnung war deutlich größer als ihre und sehr ordentlich. Neugierig schaute sie sich überall um, bis sie in der Küche ankam. Die Küche war wirklich riesig und sie staunte nicht schlecht.
"Was ist?", fragte er sie und quetschte sich an ihr vorbei, um in die Küche zu kommen.
"Nichts, aber wenn Sie so eine große Küche haben, müssen Sie ja gut kochen können.", überlegte sie. "Dann hab ich dich also schon überzeugt?", scherzte er.
"Also so einfach mach ich es Ihnen nicht!", stellte sie schnell klar.
"Dann muss ich mich wohl doch anstrengen.", sagte er gespielt enttäuscht, "Kann ich dir schonmal etwas zu trinken anbieten?"
"Gerne, etwas Wasser wäre super.", antwortete sie beiläufig, während sie sich Bilder an der Wand ansah. Eins davon zeigte ein Bild von der Anfangszeit von Team 7, ein anderes vermutlich sein altes Team. Auf dem war neben Kakashi noch ein weiterer Junge und ein Mädchen. Ist das der 4. Hokage? Sie wusste gar nicht, dass Kakashi von ihm trainiert wurde.

Das letzte Bild zeigte seinen Vater und ihn, als er noch ganz klein war. Sie hatten wirklich fast identische Haare. Mehr konnte sie nicht sagen, denn sie wusste ja eigentlich garnicht wie Kakashi aussah. Seinen Vater hingegen hatte sie schonmal irgendwo gesehen, aber ihr viel einfach nicht ein wo.
Kakashi hat sogar da schon eine Maske getragen, aber die Narbe und das Sharingan hatte er noch nicht. Was es damit wohl auf sich hatte? Auf jeden Fall war er ein echt süßes Kind gewesen. Sie wendete ihren Blick von den Bildern ab als Kakashi ihr ein Glas Wasser reichte, welches sie dankend annahm.

Kakashi, das Eis, das sein Herz erwärmt.Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt