Die Wahrheit

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"Jetzt kann ich wohl auch nicht mehr weg rennen, oder?", fragte sie bedauerlich und Kakashi schüttelte nur streng den Kopf. "Nun gut.", fing sie an. Es fiel ihr sehr schwer darüber zu reden, weshalb ihre Stimme etwas zitterte. "Ich hab sehr viel gelogen, das weiß ich, doch ich bereue es nicht. Denn es gab einen Grund dafür. Ich komme aus einem sehr weit entfernten Land. Genauer gesagt aus dem Land der Blumen. Ich hab dort bis zu meinem achten Lebensjahr mit meiner Familie zusammen gelebt. Naja wir waren nicht nur eine Familie, sondern ein ganzer Klan, der aus ganz vielen Mitgliedern bestand, die aus den unterschiedlichsten Reichen kamen. Und so hatten sich ganz viele Kekkei Genkais über die Jahre angesammelt, die dann im Klan weitergegeben wurden. Dadurch das aber so viele vermischt wurden, entstanden auch ganz persönliche Kekkei Genkeis, die es so nur in meiner Familie gab. Naja, man könnte jetzt meinen, das meine Familie sehr mächtig war, aber genau das Gegenteil war der Fall. Keiner aus meinem Klan war ein Shinobi. Wir waren ganz normale Menschen und dadurch das keiner trainiert hat, wurden diese Kekkei Genkais nur in seltenen Fällen erweckt und selbst dann wurden sie nicht genutzt. Trotzdem sahen die Bewohner in dem Dorf in dem wir gelebt hatten, meine Familie als eine Bedrohung. Sie hatten schlichtweg Angst vor den Fähigkeiten die wir haben könnten. Also haben sie uns aus dem Dorf vertrieben. Das passierte als ich noch ganz klein war. Meine Familie hat sich dann kampflos etwas abseits vom Dorf nieder gelassen und dort friedlich weiter gelebt. Das ging einige Jahr gut, bis die Bewohner des Dorfes uns erneut angriffen und bei diesem Überfall, war ihr Ziel alle aus meinem Klan zu ermorden und ihre Körper, also ihrer Kekkei Genkais an sich zu reißen. Aus dieser Nacht sind Schi und ich die einzigen Überlebenden. Alle anderen wurden getötet, da sie einfach keine Chance hatten. Wir waren ja nicht einmal im Besitz von Waffen gewesen. Warum ich allerdings überlebt hab, kann ich nicht genau sagen. Bei dem Angriff hab ich mir die Verletzung, die in diesem Bericht notiert ist, zugezogen und wurde wie viele andere zum Verbluten zurück gelassen. Doch wie man sieht, bin ich es nicht und so konnte ich Schi befreien. Ich hatte sie in einem Schrank versteckt, weil wir davor zusammen Verstecken gespielt haben und sie war noch zu klein um da alleine raus zu kommen. Glücklicherweise hatte sie das ganze Massaker über im Schrank geschlafen und so bin ich mit ihr von da geflohen, bis ich hier her gekommen bin.", erklärte sie ausführlich. Es war wirklich Zeit dafür die Karten auf den Tisch zu legen. Trotzdem wusste sie, dass sich jetzt einiges ändern würde und zwar nicht im positiven Sinne. Erst jetzt merkte sie wie sehr sie die ganze Lügerei angestrengt hatte. Etwas erschöpft lehnte sie sich an das Bettgestell. Kakashi sagte erstmal gar nichts. Sein Blick war betreten auf den Boden gerichtet. Er schien nicht mit so etwas gerechnet zu haben. Doch sie wollte sein Mitleid nicht, weshalb sie schnell anfing weiter zu erzählen. Jetzt würde sie alles auspacken, sie war eh aufgeflogen. "Du hast sicher diesen Schmetterling gesehen, der mich im Kampf unterstützt hat. Das ist auch ein Teil vom Erbe meines Klans. Jedes Mitglied hat eine Art Schutzengel. Der, wie der Name Mariposa schon sagt, ein Schmetterling ist. Mein Leben ist mit dem meines Schmetterlings verbunden. Wenn er stirbt, sterbe ich auch. Und sein Leben geht zu Ende, wenn ich sterbe. Deshalb ist es sehr gefährlich ihn in einem Kampf zu rufen, wenn man kein eingespieltes Team ist. Ich habe aber mit Acir, so heißt meiner, in den letzten Wochen viel geübt, weshalb es mir möglich war ihn zu rufen. Ach und diese Kette die ich trage, dürfen nur Klan Mitglieder tragen, das ist sowas wie ein Wappen.", erklärte sie weiter und nahm ihre Kette in die Hand und musterte sie. An dieser Kette hingen viele Erinnerungen. Die schönsten ihres Lebens, aber auch die schlimmsten. Trotz dessen würde sie diese Kette niemals ablegen, denn das war einer der einzigen Dinge, die sie noch von ihrer Familie hatte und das würde sie um keinen Preis hergeben. Auch Schi hatte sie eine gegeben, obwohl sie von dem Mariposa Klan nichts wusste.

"Und zu meinen Fähigkeiten: Ich wusste nicht sicher, ob ich sie habe, aber ich hatte eine Vermutung. Denn alles was ich kann, kann auch mein Schutzengel und ein bisschen wusste ich schon über Acirs Fähigkeiten bescheid. Ich kann aber bis jetzt noch nicht alles, was sie kann. Ich selbst kann in der Dunkelheit sehen, wie als wäre es Tag. Mein Sichtfeld ist außerdem fast doppelt so groß und ich kann sogar durch Dinge hindurch sehen. Bessere Reflexe hab ich auch bekommen, mein Gehör hat sich verbessert und ich kann seltsame Chakraklingen erschaffen. Aber mehr kann ich nicht. Es war das erste Mal, dass ich das erweckt hab, was auch immer das ist.", beendete sie nun ihre kleine Rede. Mehr hatte sie nicht zu sagen. Jetzt war Kakashi an der Reihe, doch dieser schwieg nur. Ob er schon darüber nachdachte, wie man sie am besten aus dem Dorf los werden konnte? Wundern würde es sie nicht. Sie hatte viel Scheiße gebaut und das würde Folgen haben.

Er wusste einfach nicht was er sagen sollte. Einerseits war er unglaublich wütend, dass sie ihm das Alles verschwiegen hatte, andererseits war er extrem schockiert was Lumi schon alles durchgemacht hatte. Er hatte mit vielem gerechnet, aber nicht mit sowas. Er würde sie gerne trösten oder so, aber da war nichts zum trösten, sie war genauso gefühlskalt wie sonst auch. Sollte er die Stimmung etwas auflockern? "Also keine Spionin?", fragte er vergewissernd nach und lächelte sie schief an. Sie schüttelte eifrig den Kopf. "Aber was sollte diese Lügerei und der falsche Name?", erkundigte er sich. Ihm war einiges nicht schlüssig. "Ich hab dem Hokagen nichts von meiner Vergangenheit erzählt, weil ich mit der Wahrheit schon in unzähligen Dörfern verjagt wurde. Deshalb hab ich gelogen. Und den falschen Namen hab ich mir gegeben, damit meine Verfolger mich hier nicht finden können, wenn sie mich doch bis hier her verfolgt hätten.", klärte sie ihn auf. "Verfolger?", fragte er irritiert nach. "Ja, die Mörder meiner Familie haben mich verfolgt. Ob sie jetzt noch hinter mir her sind weiß ich nicht. Deswegen hab ich auch niemanden die Wahrheit über mich erzählt, aus Angst einer könnte zu ihnen gehören und mich verschleppen oder umbringen.", gab sie zu. "Und Schi, weiß sie von all dem?", fragte er nach, doch Lumi schüttelte den Kopf. Ungläubig schaute er sie an. Dieses Mädchen hatte Jahre lang, alle um sich herum belogen und bereute es nicht mal? Es war ihm gerade irgendwie zu viel. Er wusste überhaupt nicht, was er gerade fühlen oder denken sollte und musste das erst mal verdauen. Er war einfach nur entsetzt. Sollte er sie beschützen und für sie da sein? Oder wütend, dass sie ihn belogen hat? Hastig verabschiedete er sich von ihr. Er musste jetzt erstmal raus hier und er wollte nicht länger mit ihr in einem Raum sein.

Kakashi, das Eis, das sein Herz erwärmt.Where stories live. Discover now