"Ich liebe sie, verdammt"

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Die ganze Zeit war er vor dem OP-Saal auf und ab gelaufen und hatte darauf gewartet das Tsunade ein Wunder vollbringen würde und sie lebend wieder aus dem Saal herauskommen würde. Sie wurden auf dem Zurückweg tatsächlich entweder nicht verfolgt, oder man hatte sie nicht eingeholt, denn sie waren ohne Zwischenfälle hier angekommen. Das war wenigstens etwas. Lumi hatte schon genug durchgemacht, da bräuchte sie jetzt nicht noch mehr. Deswegen waren um das Krankenhaus herum auch ganz viele Anbu Wacheinheiten platziert, die zu Lumis Schutz dienten. Hier würde sie keiner mehr wegholen, denn alles wurde überwacht. Und er würde so lange sie hier sein würde auch nicht mehr von ihrer Seite weichen. Noch mal würde er diesen Fehler nämlich nicht begehen.

Ungeduldig hörte er sich Tsunades Bericht der Operation an. Er wollte Lumi endlich sehen. Tsunade hatte sie nämlich höchstpersönlich versorgt. Sie hatte kleine Wunden bereits geheilt, ihren Körper entgiftet, Fremdkörper aus ihr rausgeholt und bei schwerwiegenderen Wunden hatte sie die Blutungen gestopft und weitgehend geheilt. Nur machte ihr Lumis linker Arm Sorgen. In dem war jede Muskelfaser in viele Einzelteile zerrissen, Blutwege verstopft und die Knochen verätzt. Das war überhaupt nicht gut und würde eine intensive Behandlung benötigen. Aber wenn das einer schafft, dann Tsunade. Er glaubte an sie, dass sie sein Mädchen wieder hinbekommen würde. Er meinte natürlich seine Schülerin. Aber was ihn selbst am meisten beunruhigte war der explosive Lehm den man in ihren Körper eingearbeitet hatte. Der war sicher als Absicherung von Akatsuki dort platziert worden um ein Fliehen zu verhindern. Außerdem könnten sie Lumi damit per Fernzündung hier im Krankenhaus in die Luft gehen lassen, jedoch wurde ihr dieser Lehm entnommen, das würde also nicht geschehen. Was hatte man noch mit ihr angestellt und warum hatte sie keiner verfolgt?

So leise wie möglich öffnete er die Zimmertür, auch wenn Lumi eh nicht aufwachen würde. Tsunade meinte das sie sich in einem künstlichen Koma befand, da ihr Körper einfach zu geschwächt war. Außerdem war ihr Überleben noch immer nicht sicher. Ihr Körper war so am Ende, das es nahe zu ein Wunder war, dass sie so lange durchgehalten hatte. Deswegen bekam sie jetzt mehrere Infusionen, wofür einige Kanülen in ihrem Arm verlegt wurden. Über ihrem Mund und ihrer Nase war ein Beatmungsgerät gespannt worden, welches ihr Sauerstoff spendete. Hoffentlich würde dieser Zustand nicht mehr lange nötig sein. Dann könnte er wieder mit ihr reden, oder sie in seine Arme nehmen. Doch vorerst müsste er sich gedulden, weshalb er geräuschlos einen Stuhl neben ihr Krankenbett stellte und sich neben sie setzte. Zaghaft griff er nach ihrer kalten Hand und umschloss diese vorsichtig mit seiner. Immer wieder streichelte er sanft mit seinem Daumen über ihren knöchernen Handrücken und sein Blick wanderte von ihrem Kopf, welcher in Verband gehüllt war, zu ihrem Handgelenk. Auch darum lag ein dicker Verband. Die Verletzungen die sie dort hatte deuteten darauf hin, dass man sie wie einen Hund angekettet hatte. Nein nicht wie einen Hund, ehr wie einen Gefangenen. Darauf deutet auch die tiefe Wunde an ihrem Hauptchakrapunkt hin. Was seine Kleine nur für Schmerzen erleidet haben muss. Wie konnte man ihr sowas nur antuen? Unwillkürlich ballte er seine andere Hand zu einer Faust. Wenn er den Schuldigen in die Finger bekommt, dann - dann würde er sich vergessen. Er würde Lumi rächen, ganz sicher. Als sich ihre Hand erwärmte entspannte er sich allerdings wieder. Er liebte es, wie sie auf Körperkontakt mit ihm reagierte und das obwohl sie gerade nicht einmal wach war. Ein kleines Lächeln zuckte in seinen Mundwinkeln.

Bald würde dieser Albtraum endlich vorbei sein.

***

"Sie müssen jetzt gehen, die Besuchszeit ist vorbei", hörte er eine weibliche Stimme hinter sich. Etwas neben der Spur drehte er sich zu ihr um. War schon so viel Zeit vergangen? Er hatte den ganze Tag nur neben ihr gesessen und ihre Hand gehalten und dabei hatte er gar nicht gemerkt, wie spät es inzwischen geworden war. Er warf der jungen Krankenschwester einen kurzen Blick zu, um ihr verstehen zu geben, dass er sie verstanden hatte und wandte sich dann wieder zu Lumi. Jetzt müsste er sie also doch verlassen, denn überall hier standen Anbu Einheiten und wenn er nicht freiwillig ging, würden sie ihn nach draußen befördern. Also hob er ihre Hand etwas hoch und drückte einen vorsichtigen Kuss auf ihren Handrücken. Dann legte er sie sachte ab, stand auf und folgte der Krankenschwester aus dem Zimmer.
"Ist das Ihre Freundin? Dann ist das momentan sicher nicht leicht für Sie", sprach die Schwester mitfühlend, als sie die Tür geschlossen hatte.
"Nein. Nein, sie ist nicht meine Freundin, es ist aber trotzdem nicht einfach", antwortete er und schenkte ihr ein schwaches Lächeln.
"Ach so, ich dachte nur, weil sie den ganzen Tag bei ihr waren und es so aussah, als würden Sie ihr sehr nahe stehen", entgegnete sie überrascht und lief mit ihm in Richtung Ausgang, "Aber wenn das so ist, hätten Sie dann Mal einen Abend frei?"
Perplex hob er seinen Blick vom Boden und ließ ihn auf ihr nieder: "Nein, sicher nicht. Ich werde sie nicht noch mal betrügen."
Jetzt war es die Krankenschwester die irritiert drein schaute.
"Ich dachte ihr seid nicht zusammen?", fragte sie verdutzt.
"Sind wir auch nicht. Ich werde sie trotzdem nicht hintergehen und damit verletzten", antwortete er entschlossen.
"Muss man das jetzt verstehen? Wenn ihr kein Paar seid sind Sie doch an nichts gebunden. Wenn sie nicht Ihre Freundin sein will sollte sie auch nicht eingeschnappt sein, wenn Sie etwas mit jemand anderem haben", schüttelte sie verständnislos ihren Kopf.
"Ich glaube Sie verstehen das nicht richtig. Ich will nur sie und niemand anderen. Ich liebe sie, verdammt", platze es aus ihm heraus. Das Fragezeichen in ihrem Gesicht wurde nur noch größer: "Und warum sind Sie dann nicht ihr Freund?"
"Weil ich es nicht sein will. Nein, eigentlich wäre ich es sehr gerne, aber ich kann nicht. Ich darf keinen Platz in ihrem Leben haben, ich muss sie von mir fernhalten", klärte er sie mit harschem Tonfall auf.
Das war mehr als er hätte erzählen dürfen, aber er würde diese Frau vielleicht eh nie wieder sehen, also war es ihm egal. Ohne auf ein Kommentar von ihr zu warten riss er die große Tür des Krankenhauses auf und trat in Freie.

Kakashi, das Eis, das sein Herz erwärmt.Where stories live. Discover now