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„Bitte denke doch an deine Schädelknochen, Mädchen. Ich sagte doch, beweg dich nicht! Du kannst es mir sagen, wenn dir etwas fehlt und nur um dich zu beruhigen, die Samurai-Gildach kommen nicht hierher. Dies ist unsere Welt und unser Nexus in Takolia. Denn wir sind einst ebenso wie ihr vor den Samurai-Gildach in die Wälder geflohen, bevor wir sie zurückschlagen und von Takolia vertreiben konnten. Natürlich erst nach langen und erbitterten Kämpfen, und hohen Verlusten, genau wie es derzeit auf der Erde läuft. Deshalb dachte ich ja auch zumindest die Frauen und Kinder und die Männer die dazugehörten wären eine gute Wahl um gerettet zu werden.
Bei uns hatten sie es schließlich auch nur auf die Frauen abgesehen - und haben uns damit beinahe ausgerottet." Er schüttelte den Kopf und holte einen Sack aus einer kleinen Kiste heraus und brach etwas von dem brotähnlichen Zeug ab das darinnen steckte.
„Das ist Kuschlak. Die Menschen haben es schon gegessen und vertragen. Sag es mir dennoch wenn es dir nicht schmeckt, dann gehe ich etwas anderes beschaffen. - Mein Bruder tat dies einmal für seine eigene Gefährtin, warum zum Teufel sollte ich es dann nicht für ein mir anvertrautes Mädchen tun, das dem Tode gerade näher ist als dem Leben?"

Lena atmete scharf durch.
„Bin ich denn wirklich so schwer verletzt?", fragte sie ihn ängstlich und fühlte die Tränen über ihr Gesicht rinnen. „Muss... muss ich sterben?"
„Ja...", erwiederte er nach einigen Fassungslosen Atemzügen rau und Lena sah nun gleichfalls Tränen in seinen Augen glänzen. Wirklich und wahrhaftig.
„Ja, du musst sterben. - Aber nicht wegen der Verletzungen jetzt, sondern wegen dieser irren Regeln dieses bescheuerten Rates. Die machen unsere ganze Welt kaputt. Das was noch davon übrig ist. Und dass nachdem sich doch erst die Feelah offenbarte und ihnen allen einen Spiegel vorhielt. Doch nun geschieht es schon wieder! So ein irres Ansinnen an eine junge Menschenfrau zu stellen die vollkommen verwirrt und verängstigt ist: Wählst du dir hier einen Gefährten, darfst du bleiben, doch wer bitte fasst innerhalb weniger Quinten so viel Vertrauen zu einem fremden Tak, dasssie sich ihm für immer verspricht, sag du es mir?", fuhr er sie barsch an.

Lena betrachtete ihn sprachlos und furchtsam. Er sah nun wirklich noch sehr jung aus, wie er so dastand und zornig taumelte, keuchte und die Fäuste ballte... so wild, so bitter und regte sich furchtbar auf. Doch das was er da sagte verstand sie immer noch nicht so richtig.
Ihr Bick viel auf seine Brust. Er hatte tausend Waffen, vor allem kleine Messer am ganzen Leib in Gurten und Gürteln und ledernen Scheiden stecken. Als wäre er selbst damit gespickt... ein schwarzer junger Krieger, mit blonden, langen Haaren.
„...Die Menschen sind schon ohne diesen irren Druck den die edlen ausüben total verängstigt. Drodar... sie wurden gerade gemordet, gejagd mussten fliehen und sahen die Schwerter der Angreifer niederfahren in tödlicher Absicht, wissen noch kaum Freund und Feind zu unterscheiden, bei Drodars Göttin... schon alleine deine Augen verraten mir genug.

Du hast Todesangst vor mir ... weil ich ja schließlich auch kein Mensch bin. Weil ich ein Tak bin, verhasste, verabscheute Tak, die diesmal wirklich nur helfen wollen – und es nicht dürfen! - Dämonenfeuer!", fluchte er wieder und es folgten einige Worte in seiner Sprache die sie nicht verstand.
Er sprang von ihr weg und warf irgendwas an die Wand, das dort klirrend zerbrach und fluchte wieder, griff sich was Anderes, das zerbarst, als er es gegen die Steine des Kamins schleuderte, bevor er sich wieder zu ihr umwandte und mit einer herrischen Bewegung auf sie zeigte.
„Und du versuchst immer noch zu flüchten, immer wieder aufzustehen, obschon das deinen Tod bedeuten kann. Du gerätst in Panik... bei meinem Anblick. Ein Monster mit fremden Waffen, fremden Aussehen, schwarz gekleidet und ein Schwertkämpfer. Und wie solltest du auch anders fühlen, nach dem was dir wiederfahren ist? Sind wir denn nicht haargenau so wie die Jäger? Sind zu schnell, zu kriegerisch, zu derbe? - Ich hab dich hier völlig hilflos auf einem Bett angebunden!", lachte er wieder so schrecklich selbstironisch auf und nahm noch einmal einen tiefen Schluck aus dem Beutel, lachte wieder - kicherte, gluckste, doch es klang nicht spottend oder höhnisch, vielmehr immer noch total unglücklich und verzweifelt.
„He, Menschenmädchen!", rief er schließlich wieder keuchend und nahm noch einen Schluck, taumelte, wankte trunken von dessen wohl tatsächlich berauschender Wirkung auf ihn.
„Ich binde dich nicht an, ich stelle dich doch nur ruhig, das ist ein Unterschied. Ein Tier bindet man an, einen Hund.
Das hat zumindest Natalie mal zu meinem Bruder gesagt, hat ihn sogar angebrüllt. Doch Menschen werden nur so von uns Tak fixiert, wenn sie absolute Bewegungslosigkeit brauchen! - Das ist unser Gesetz!
Natalie hat sie alle bedroht, an Leib und leben, das sie zurückkommt und ihnen ihre Fähigkeiten nimmt, wenn sie es jemals wieder wagen sollten gegen die Menschen vorzugehen.
Und mein Bruder gab die neue Doktrin an die Jemay aus.
Du sollst keinem Menschen jemals Schaden, sonst verlieren du die Hand oder sogar das Leben, denn FEELAH kommt zurück um uns zu strafen. Und recht hat sie, bei Drodar und Ashnie... und Illiah... .", meinte er mit leicht nuschelnden Worten und hickste plötzlich kurz, bevor er sich wieder zu ihr auf das Bett setzte.

Lena versuchte nun möglichst ruhig zu bleiben, auch wenn ihr immer noch die Tränen über das Gesicht rannen.
„Warum ... machst du dir überhaupt die ganze Mühe mit mir, wenn du mich sowieso zurück zu dem fremden Maskenkriegern schickst?", fragte die ihn dann erbebend.
Er sah sie kurz verwirrt an als hätte er gar nicht mit einer Erwiderung auf seine Worte gerechnet, zuckte dann nur leicht taumelnd die Schultern und sein Blick wurde finster. „Weil ich vielleicht finde, dass ein Leben solange es irgendwie erhalten werden kann, auch noch lebenswert ist?", fragte er sie, doch nun so leise dass sie es kaum verstehen konnte.
Er schniefte nun ebenfalls, wischte sich den Mund und die Nase an seinem Umhang ab, bevor er wieder in dieses hilflose Kichern ausbrach, dass so schrecklich unglücklich klang.

„Zumindest war es einmal lebenswert, vor Triaden. Ich wünschte ich könnte mit dir hinüber gehen und dafür sorgen dass du im Nexus untergebracht wirst. Wenigstens dass, denn du hast es verdient. Du bist so mutig und tapfer.
Weißt du, ich hab dich gesehen. Du bekämpfst deine Feinde statt einfach aufzugeben, doch die Grenzen sind bereits dicht. Selbst die, die noch flüchten kommen nicht hindurch. Es ist eine von beiden Seiten gestellte Falle, wo alle Menschen von den Samurai-Gildach empfangen und eingesammelt oder aber sofort getötet werden können.
Also geh nicht zum Nexus, geh nicht dorthin, wo alle hinwollen, hörst du? Geh dorthin wo viel Wasser ist, Salzwasser und wo es warm ist.

Die Samurai-Gildach verachten und meiden die Wärme und eure Ozeane. Die Atmosphäre  dort schwächt sie. Die südlichen Länder sind darum noch relativ sicher vor ihnen aber die nördlichen nicht.

Dort schlagen sie derzeit mit aller Macht zu. Und sie werden ihre Maske, die sie Triaden lang getragen haben um die Menschen einzulullen nun abnehmen, da sie erkannt wurden und die Menschenfrauen unterjochen, die Männer töten, damit nicht gar das gleiche wie auf Takolia passiert und auch die Jünglinge und männlichen Kleinkinder vernichten, um völlig freie Bahn auf ihrem neuen, nun endlich zur gänze eroberten neuen Samura-Planeten zu erhalten.
Dass wir nicht mehr tun können, weil die Gesetze zur Rückführung aller Menschen beschlossen und verkündet wurden - das ist die Wahre Schande.", sprach er wie ein Träumer und schüttelte dann aber wieder den Kopf, erst langsam dann immer heftiger und schließlich warf er erneut etwas gegen die Wand das laut zerbarst:
„Nein... nein, das darf nicht sein. Es liegt
jetzt alles nur noch an mir. Ich muss mich verbinden, muss es so schnell wie nur irgend möglich, ich muss sie aufhalten, diese Grunuhs... diese Gattaks! Damit ich noch was tun kann. Denn jetzt gibt es Menschen die verzweifelt sind, die vielleicht ein neues Leben begrüßen würden und auch Verbindungen mit den Tak, oder?", fragte er Lena fast schon hoffnungslos.

„Ich... ich weiß nicht. Ich weiß nicht was ich antworten soll, was ... oder was du da sagst. Ich... Ich will zu meinem Vater und zu meinem Bruder - Sie sind auf dem Weg nach Frankfurt, wenn sie entkommen sind."
„Sie rennen direkt in ihr Verderben, sie alle. Na komm schon...", schwenkte er plötzlich in seinem Verhalten um und wurde ruhiger, atmete tief durch und hielt ihr etwas von dem Brotzeug an den Mund. „Hier ein wenig Kuschlak. Solange du bei uns auf Takolia bist, musst du nicht hungern, noch durstig sein. Ich kümmere mich um dich, Lierjah, versprochen.
Und ich behandle dich dabei auch mit allen Ehren, denn du bist ein mutiges, geehrtes, von den Göttern zum hohen Zweck der Lebens-schaffung auserwähltes Wesen und ich im Gegensatz zu dir nur ein dummer Jüngling, grade erst ein Jemay geworden, mit einem Schwert, dem zuviel Macht angedichtet wird, die ich aber in Wahrheit gar nicht besitze.", meinte er verzweifelt klingend.
„Äh... ich heiße nicht Lier-dscha, ich heiße Lena, Lena Sophie Werner.", war alles was Lena dazu einviel zu antworten.
Der Engelskrieger stand ganz langsam auf und atmete tief durch, runzelte verwirrt die Stirn und schüttelte schließlich den Kopf.
„Wo bleibt nun also die angepriesene Ehrerbietung?", spottete er schließlich hart über sich selbst, schluckte, atmete tief durch und breitete dann kurz die Arme aus.

Ein bitteres kurzes Lachen erklang, bevor er sich ihr wieder zuwandte. „Verzeih, Ich bin ebenfalls ein Grunuh! Geehrte Lena, mein Name lautet Kyl und ich bin ein gerade erst ernannter Jemay, ein Jungkrieger der hohen Kunst, der die Welten retten will und doch noch immer nicht über seine eigene Schwertspitze hinaussehen oder handeln kann.", verneigte er sich leicht vor ihr und lächelte verschwindend kurz und wunderschön traurig auf sie herab.

Lena zupfte nur nervös an dem Wollkleid, dass über ihre Brust kreuzweise gefaltet worden war und errötete leicht. „Freut... mich dich kennen zu lernen, Kill. Aber... wenn ich fragen darf, bitte... was wird jetzt aus mir? Ich möchte bitte nicht den fremden Aliens in die Hände fallen. Ich hab gesehen was sie mit Mädchen und Frauen tun und... Ich will wirklich lieber schnell sterben, statt zu denen zurück geschickt zu werden... bitte!", flüsterte sie angstvoll zu ihm aufblickend.

Takolia - Zwischen Schicksal und GlückWhere stories live. Discover now