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Lena war verwirrt.

Denn draußen wartete schon eine ganze Horde von jungen und älteren Kriegern auf sie. Einer stellte sich ihr sofort in den Weg. „Ich bin Hakel. Merk dir meinen Namen, okay? Ich
würde dich sofort nehmen, denn du bist sehr hübsch, Menschenmädchen!"
„Ich aber auch! He Rotschopf, sieh mich an! Ich bin Berrod, von den Tak-Helirusa! Du kannst dich auch für mich entscheiden, wenn du dort am Tor stehst, dann musst du nicht fort gehen und wir zwei werden Gefährten, na wie siehst's aus?" Der Krieger packte sich voller Vorfreude an den Schritt, was Lena entsetzt von ihm zurückstolpern ließ, doch von hinten kamen nun ebenfalls Krieger und riefen ihr seltsame Namen zu, Angebote und prahlerische Schmeichelein. Einer sagte ihr ernsthaft grinsend er würde ihr den Kopf eines jeden Samurai-Gildach bringen, den sie gerne tot sehen wollte.
Sie rannte schließlich einfach nur davon, verfolgt von diesen Wesen, mit aber nur einer schmalen Gasse der sie folgen und vor ihnen flüchten konnte. Sie hielten sich dicht an ihren Seiten und es wurden immer mehr von denen. Sie berührten immer wieder ihren Rücken, ihre Haare und sahen sie einschmeichelnd an... und lüstern... und ekelig.
Sie wollte nur weg von denen, nur noch weg!
Wo war denn Kyl nur hin?
- Er war nicht mehr da.
War zurück geblieben und hatte sie diesen Typen überlassen. Und so wurde sie nun einen nicht enden wollenden Weg hinunter getrieben bis zu einem großen Platz an dem sich gerade mahlend das unheimliche blaue Tor zu ihrer Welt öffnete.
Ein rotgewandeter Mann mit langem blonden Bart erschien vor ihr und griff sich ihre Hand, zerrte sie fast mit sich in die Mitte des Platzes und vor das Tor.
„Hast du schon nette Bekanntschaften gemacht, Andere? Willst du dir nun also einen der hiesigen Krieger zum Gefährten auswählen? Dann tu es jetzt.", sagte er zuerst mit höhnischem und dann mit eiskaltem Blick zu ihr.
Lena versuchte ihre Gedanken zu ordnen, versuchte in der Menge herumzusehen, die eifrigen erwartungsvollen Gesichter der Typen vor ihr, die wie winselnde Hunde auf sie zugeschwänzelt kamen. Einer viel ihr ein, nur ein Name. „Ich... ja... Gott, ja ich wähle! Ich wähle Kyl, den... den jungen Sche-ma.", sagte sie zitternd vor Angst und auch nur leise zu dem Rotträger. Der aber blickte sie nur
einen Augenblick lang fassungslos und dann aber pöltzlich total hasserfüllt an.

Der ist aber schon vergeben, Weib. Wähle dir einen anderen!", zischte er ihr ebenso leise zu.
Einer der Krieger in der vordersten Reihe tat aber nun einen kleinen Schritt vor, runzelte die Stirn und hob die Hand ringsum kehrte Ruhe ein. „Ratsherr Tak-Lyrden, hat sich das Mädchen dort nicht gerade einen Krieger ausgewählt? Warum lehnt ihr ihre Wahl ab? Sagte sie denn nicht...?"
„Sie hat nein gesagt!", rief der Ratsherr laut über die Stimme des jungen Kriegers hinweg und packte Lena heftig beutelnd am Arm. „Sie bindet sich nicht an einen schmutzigen Tak. Sie wird jetzt gehen." stieß er sie grob in den Rücken.
„Aber.. aber ich... wollte Kyl! Ich hab doch ja gesagt! Ich wähle... hab ich gesagt! Ich hab Kyl gesagt!", rief sie noch laut, doch ihre Worte wurden bereits von dem blauen Wirbel verschluckt, als sie mit einem letzten kräftigen Schubs hineingestoßen wurde. Sie schrie schrill auf. Alles zerrte an ihr in jede nur denkbare Richtung.
„TAK-LYRDEN, DOCH NICHT OHNE
GELEITSCHUTZ..!", hörte sie noch jemanden hinter sich donnernd rufen, doch schon zerriss es sie und nur eine lange Sekunde später purzelte sie auf der anderen Seite des Tores heraus, blieb keuchend im Schnee liegen, der ein klein wenig dampfte und versuchte eilig sich zurecht zu finden.
Es war Tag... wenigstens das. Die Jäger jagten in der Nacht. Das Tor schloss sich wie ein blinzelndes Auge hinter ihr und verschwand einfach. Es war vorbei.
Hastig stand Lena auf, sah sich heftig keuchend weil ihr die Luft auf einmal so seltsam dünn vorkam um und stapfte durch den Schnee, bis sie zu der Stelle kam an der ihre schmutzige Wolldecke noch immer unter dem Busch vergraben lag.

Besser als nichts, dachte sie betrübt, lauschte beim leisen ausgraben auf Geräusche, doch alles blieb still. Sie legte sich die Decke schnell um, zog die Kapuze und auch die Decke über ihre feurig roten Haare, um nicht zu einem Leuchtfeuer im Schnee zu werden und ging dann in die andere Richtung davon als letzte Nacht... oder vorletzte? Sie hatte längst den Überblick über die Zeit verloren, wusste nicht einmal genau wie lange sie nun bei diesem Kyl gewesen war.
Wie lange bewustlos, wie lange gefesselt - an dieses Bett? Ein Tag? - Zwei?

Ihr Kompass war Gott sei Dank noch an der Jacke befestigt und das Messer befand sich auch noch in ihrem Ärmel.
Warum nur hatte dieser Ratsherr behauptet sie hätte eben nicht gewählt? Warum hatte er behauptet sie hätte gesagt sie würde sich nicht an einen schmutzigen Tak binden? Er war so zornig gewesen, weil sie Kyls Namen gesagt hatte. Und dann hatte er gemeint, dass der schon vergeben wäre.
Schade, denn er war nett genug gewesen sie nicht ganz so grob zu behandeln, wie die anderen Krieger es auf dem Weg zum Platz getan hatten.
Gott was für Schweine.
Dachten alle Fremden dort sie wäre... was? - Eine leicht zu habende Tussi? Dachten sie echt sie würde so jemanden wollen, der sich so rüppelhaft zeigte wie die Masken-Aliens es ja auch schon taten?
Samurai-Gildach.
Den Namen hatte Kyl verwendet und sie sollte nach Süden gehen, nicht nach Norden. Also ging sie nach Süden.
Stolperte durch die Büsche, weil sie die Wege mied, auf denen große Ströhme von Flüchtlingen unterwegs waren. Manchmal hörte sie einen Angriff auf eben diesen Wegen und versteckte sich im Schnee, zog die weiße, an manchen Stellen auch schon leicht bräunlich verfärbte Decke über sich und hoffte sie würde nicht wieder gefunden werden.
Und ja... irgendwie hatte sie Glück.

Als sie dort ankam wo sie das letzte Lager aufgeschlagen hatten war ringsum alles still. Sie suchte in ihrem Unterstand den sie ja fluchtartig verlassen hatten und fand tatsächlich noch eine Dose Suppe die sie an sich nahm wie auch den Dosenöffner der immer noch neben den Feuerstellensteinen lag, - vergessen. dachte sie müde, schlürfte die kalte Suppe und wickelte sich diesmal ohne ein Feuer zu machen
von Kopf bis Fuß in die weiße Decke ein.
Doch dass sie an diesem Ort blieb, an dem schon Unterstände errichtet waren, an dem schon einmal die Jäger fündig geworden waren wurde ihr dann zum Verhängnis.
Neue Gruppen Flüchtlinge erreichten gegen Abend das Lager, errichteten Feuerstellen und aßen und unterhielten sich leise, ohne das es Lena mitbekam. Doch dann als die Schreie wieder losgingen bekam sie es doch mit, schreckte auf und versuchte erneut zu flüchten, doch die Samurai-Gildach hatten diesmal einen weiten Kreis um das Lager herum gezogen, die Falle schnappte zu.

Die Maskenmänner packten sich Mädchen und Frauen an Haaren und Nacken und Armen und Beinen, schleppten, schleiften und schubsten sie in eine Art Pferch und steckten sie dort hinein, während sie alle Männer, Jungen und auch die älteren Frauen auf der Stelle töteten. Neben den maskierten waren nun auch noch normal aussehende Menschenmänner in warmen dicken Mänteln dabei, die aber eiskalte Augen hatten und zumeist dunkelbraune, stark zurück gegeelte Haare.
Als währen das Banker oder aber Politiker... Oder Geheimagenten oder so.
Die organisierten die Verteilung der Mädchen auf irgendwelche Lastwagen, die gerade auf den Waldwegen angerumpelt kamen.
Ein paar der jungen Frauen wurden direkt getötet, die irgendwelche Behinderungen hatten oder die nicht ganz so hübsch waren, wie andere oder aber nur vollkommen apathisch vor Schock da saßen und nicht auf die groben Griffe und Peitschenhiebe ihrer Peiniger reagierten.

Lena versuchte es ebenso zu halten, versuchte reglos zu sein, doch als einer der Maskenmänner mit der Peitsche nach ihr hieb, schrie sie doch unwillkürlich auf, weil es so unglaublich weh tat.
Sie war nur froh das Papa und Kevin gerade nicht dabei waren. Die hätten die Maskenmänner nämlich sofort getötet.
Sie selbst aber wurde mit der Peitschenschnurr, welche sich nach fünf oder sechs Hieben mehrmals würgend um ihren Hals gewickelt hatte, zu einem Lastwagen geschleift, auf dem sich bereits einige der fremden Krieger an den panisch schreienden Mädchen zu schaffen machten, ihnen die Mützen die Jacken und Hosen vom Leib zerrten und sie derbe schlugen wenn sie weinten, kreischten und sich wehrten. Weiter hinten ging es derweil schon richtig zur Sache.
- Vergewaltigungen! Massenhaft!!!
Lena begann sich schon weit vor dem Lastwagen zu wehren, um sich zu schlagen zu treten und erinnerte sich schließlich auch wieder an den winzigen
kleinen Dolch in ihrem Jackenärmel.
Sie zog ihn heraus und schnitt die Peitschen-schnur kurzerhand durch mit der sie hinter einem Maskenmann regelrecht wie an einer Hundeleine erwürgend gezerrt wurde, stach dann blindlings um sich und erwischte einige Haut, Arme und das Gesicht eines Mannes mit kalten Augen der ebenfalls dazugekommen war.
Oh kacke Mann...

Takolia - Zwischen Schicksal und GlückTempat cerita menjadi hidup. Temukan sekarang