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„Das hat er dich sicher nicht gefragt...", flüsterte Natalie nur noch viel ausdrucksloser.
Lena sah sie nur so lange an dass Natalie keine Zweifel mehr daran haben konnte, bevor sie wieder wegschaute. „Immerhin... lässt er mich sonst so ziemlich in Ruhe. Er verlangt zum Beispiel nicht von mir das ich mich absolut an alles anpasse. Er verlangt nichts von mir das ich nicht kann. Das hat er auch gleich am Anfang gesagt, als wir... ahm.. geheiratet haben.

Komische Art mit dem langen Messer und so ich vergesse es andauernd in der Wäsche. Aber wenigstens meint er... Also... Ich kann zu allem was er von mir will nein sagen und muss es nicht tun. Aber... hm, tja,  also ich denke nicht das er das auch wirklich so meint, wie er das sagt.", murmelte sie wieder total unsicher und zupfte nervös an dem Fell über ihren Beinen herum. „Also denke ich, ich muss eigentlich doch alles machen. Zumindest wenn es um was wichtiges geht, wie die Krönungssache. Da wär' ich am liebsten nur aufgestanden und so schnell wie's geht weggelaufen. Ich meine...  Er hat mir überhaupt nichts davon gesagt dass er der Kronprinz-Erbe hier ist und so. Er nimmt dieses rotgoldene Kronenteil von seiner Mutter entgegen und drückt es mir auf den Kopf, ich dachte echt ich werd nicht mehr. Ist das jetzt gerade noch so ein Teil von der bescheuerten Hochzeitszeremonie oder was? Ich zitter sowieso schon am ganzen Leib und will nun ernsthaft weglaufen, bin noch total fertig weil eine Stunde vorher war Folter und Vergewaltigung und Peitschen und Kopf-Ab-Nummern um mich rum... aber er bannt mich dann irgendwie, ich meine er hat mich immer wieder angesehen und ich konnte mich echt nicht rühren!", meinte sie stirnrunzelnd und Natalie nickte finster vor sich hin. „Ja, sowas können die Jemay echt gut."

Doch Lena achtete nicht auf sie und sprach nur einfach immer weiter um es sich von der Seele
zu schaffen:
„... Aber das war da gar keine Hochzeit mehr. Das war echt 'ne Krönung und ich mitten drin, statt nur dabei. Eben gerade hat noch jemand versucht mich abzuschießen und das Etwas saust an mir vorbei weil dein Kerl mich wegdrängelt und dann liegen ein paar Leichen am Boden. Kyl steigt einfach drüber weg und krönt mich zu seiner Königin.. Lady.. was auch immer!", flüsterte sie heftiger und ballte die Hände zu harten Fäusten.  „Und da hat er immer noch nichts davon zu mir davon gesagt, meint nur: „Setz dich da hin, Lena." - Auf den weißen Thron... und ich setze mich weil ich froh bin nicht mehr stehen zu müssen, weil ich nämlich garantiert gleich umfalle vor... vor allem und dann ist er dran und wird König... Lord... Hochlord, herrje, wann lerne ich das endlich?", runzelte sie wieder tief durchatmend die Stirn und wippte erneut nervös vor und zurück.
„Aber er war dann irgendwie doch wieder ganz nett zu mir. Zumindest nicht so ... so triumphierend und gönnerhaft wie in den Filmen, wenn man sieht das die König werden oder so. Er hat meine Gedanken gelesen und als ich dann wirklich nicht mehr konnte, hat er mich zum Baden runter in die Felsengrotte gebracht... und da dann auch höflicherweise allein gelassen - weil ich... das auch so wollte. Weil ich... weil... ich echt Angst hatte. Tja und während er weg ist kommen drei Tak rein und denken sie könnten mal eben einen wegstecken und bei der Gelegenheit auch gleich nachsehen ob ich nun überall so rothaarig bin wie oben am Kopf!", flüsterte sie erbebend weiter.

„Nein!", entfuhr es Natalie wild aber Lena sah sie schon gar nicht mehr an. „Ich hab nach ihm gerufen... ganz laut und er war gleich da. Hat sie umgebracht -  eins zwei drei Typen in eins zwei drei Sekunden. Und dann hat er mit mir in der Umkleide gesessen, mir beim Anziehen geholfen und soweit es schicklich war, mich dabei auch gar nicht angesehen - und hat mit mir geplaudert. Ganz normal. Fast hab ich vergessen was eben  schon wieder passiert ist, ich meine... das war doch echt schon mehr als genug für einen Tag.

Und dann gehen wir raus und da sind duzende von Kriegern in schwarz und warten nur darauf das wir rauskommen  ...und schaffen dann die Leichen fort. Und Kyl... befiehlt was mit den Familien der Typen passieren soll, so was von neuer Verbindung der Frauen hier und zur Erde schicken der Jungen da.. als ob die was dafür könnten das einer aus ihrer Familie ein Schwein ist. Aber ich hab echt noch daran zu knabbern wie die mich alle angucken und genau wissen was passiert ist und er sagt es denen dann auch noch lautstark. Und dann hat er mich hoch ins weiße Steinhaus gebracht und wir haben gegessen und ... ich hab fast alles ausprobiert, einfach weil ich das Gefühl hatte... Er will das so von mir sehen, so von wegen alles ist gut. Als Zeichen von mir, dass er nicht alles mitmachen muss was ich will und brauche und... und so. Also quassle ich ihn zu von wegen meiner Oma und meiner Mutter und was die mir mal irgendwann zum Thema Essen gesagt haben und lächle und lächle und denke mir die ganze Zeit aber nur irgendwie... das darf alles nicht wahr sein!

Er ist doch selbst noch so jung aber schon ein Herrscher. Gerade geworden. Und er ist echt gnadenlos, eiskalt und Stahlhart und haut mit diesem Schwert um sich dass es nur so spritzt. – Ich meine er hat mir gerade noch gesagt er ist erst achtzehn ... oder neunzehn?! Und ich bin jetzt auch noch dem seine Frau, dabei bin ich gerade erst siebzehn geworden und mein Vater würde ihn sicher lebendig häuten, wenn er davon wüsste.  – Oder aber ebenfalls bei dem Versuch in Stücke gehauen werden. Also ist es mir fast auch schon lieber wenn sie Paps und Kevin wirklich nicht finden."

„Du willst also gar nicht wissen ob sie überhaupt noch am Leben sind? Ob es ihnen gut geht? Oder deiner Mutter?", fragte Natalie sie ungläubig.
Lena sah nur wieder auf ihre ineinander verschränkten Hände hinab und schluckte mehrmals hart.
„Du willst sie sehen.", folgerte Natalie messerscharf.
„'Türlich, was sonst. Aber was zum Teufel soll ich meinem Vater denn sagen wenn ich ihn sehe? Ich bin minderjährig, schon vergessen? Er wird erwarten, dass ich wieder mit ihnen mit komme, das er für uns sorgt, bis die Sache mit den Aliens auf der Erde vorbei ist und dann wieder nach Hause zurück wollen, um Mama zu beerdigen und die Nachbarn. Und dann? Meinst du Kyl lässt mich einfach so gehen, wenn ich ihm sage, hm, sorry ich bin noch nicht achtzehn und Paps hat für mich das Aufenthaltsbestimmungsrecht?", fragte sie Natalie jammervoll.

„Ganz sicher nicht. Kyl ist jetzt Hochlord und du seine Hochlady. Mann wird erwarten dass du nach einem kurzen Besuch bei deinen Eltern oder deiner Familie zurück nach Takolia kommst und hier für immer lebst.", murmelte Natalie sorgenvoll.
Lena nickte nur zustimmend und schniefte leise auf.
„Wenn ich das gewusst hätte... aber ich hab's ja nicht gewusst, also was soll's? Aber auch nur zu wissen das er vielleicht noch lebt, ich meine... eigentlich glaube ich echt nicht mehr daran. Und selbst wenn Paps vielleicht überlebt hat und mit Kevin entkommen konnte... Ich kann sie niemals wieder sehen. Nie!"
Natalie hob eine Hand an ihren Arm als Lena nun heftig zu schluchzen begann.
„Warum denn nicht? Nur weil du einen Tak gefunden hast der dir das Leben gerettet hat und ihnen das Leben rettet... vielleicht ist dein Vater ja dankbar dafür und mag deinen Gefährten... irgendwann.", fügte sie hinzu als Lena nur hysterisch zu kichern begann.

„Ja... chrmmmpf... ja... alles toll, alles super, hahaha... ich geh also einfach zu meinem Paps hin, der gerade der Hölle auf der Erde, mit bestialischen Aliens die wie Menschen aussehen entkommen ist, Kevin krank mit der Grippe herumschleppt und mich vermisst, um Mama trauert und auch mich für tot hält, grinse ihn an und sag zu ihm, Hi Paps, ich möchte dir hier meinen tollen Alien-Ehemann, der übrigens auch wie ein Mensch aussieht vorstellen, vom Planeten XY den ich auch erst seid gerade mal drei Tagen kenne und der dich hat suchen lassen, aber nur weil ich ihn geheiratet hab und ach übrigens aufzulösen ist diese Ehe auch nicht mehr, denn sie ist nämlich bereits vollzogen worden... – Er erschlägt mich!", heulte sie leise wimmernd auf und schluchzte nur noch heftiger.

Takolia - Zwischen Schicksal und GlückOnde histórias criam vida. Descubra agora