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Doch er sprach gerade weder durchgedreht noch irgendwie komisch. Nur... wieder sehr ruhig und souverän, als er sie dann endlich wieder anblickte. „Ich hätte bei dir bleiben müssen, ständig. Gerade jetzt am Anfang, aber ich habe dich einfach ganz alleine gelassen. Heute schon wieder. Aber ich dachte ... du hattest doch noch selbst daran gedacht... Dir erst mal allein ein neues Leben aufzubauen und echte Freunde zu finden, so wie Restra, die mich immer noch zu sehr fürchtet, weil ich der Hochlord bin und ein Tak-Ninjah. Ich wollte nicht zu schnell vorgehen, dich nicht mit meiner Werbung überrennen. Du warst ohnehin schon so überfordert und in meiner Nähe ständig nervös und unsicher. Natalie sagte stets, dass Menschenmädchen es nicht so gerne mögen, werden sie zu sehr mit Nähe und körperlicher Stärke wie auch zu großer Dominanz bedrängt.
Götter, dabei hast du mich aber doch gebraucht!
Du warst ganz alleine in einer dir vollkommen fremden Welt, mit dir völlig fremden Wesen, Orten und Gegebenheiten, auch wenn wir Tak den Menschen äußerlich ähneln.
- Ich wusste es doch bereits...
Denn ich bin einer davon und du fürchtest dich vor mir, weil ich in deinen Augen wild und herrisch bin, kalt und grausam, ... nur ein Krieger, sogar eine Bestie, die du nun stets überfröhlich bei Laune zu halten versuchst, der du immerwährend zugelächelt, dich aber zugleich auch allem sofort untergeordnet hast. Du hast einfach alles getan hast was du dachtest das ich es so wollen könnte, nur damit du mich auch ja nie so erzürnst, wie die Tak-Lyrden ...", sprach er hastig und sah sie flehend an „Aber das musst du nicht tun, Lena. Das musstest du nie. Und du musst dich auch nicht selbst töten, nur um frei von mir zu sein, hörst du?", rang er noch immer nach Atem und Lena sah ihn vollkommen verwirrt an.
Denn Jetzt schien er sie auf einmal doch wieder zu sehen, da die nun zögernd eine Hand an sein Gesicht hob und auf seine Wange legte. Ein kleines, grünes Licht stahl sich daraufhin in seine schwarzen Onyx-Augen das auch sogleich beständig heller wurde. Er atmete auch wieder tiefer und freier wurde noch ruhiger...
So wie sie nun auch.

„Kyl, ich begreife kaum ein Wort von dem was du da gerade über mich sagst. - Bist du bei Sinnen? Was ist das, mit deinen gerade so schwarzen Augen? Siehst du mich damit überhaupt?", fragte sie ihn zögernd und er nickte nur, schluckte hart.
„Ja... meine Lena. Jetzt erst sehe ich dich.", gab er heiser klingend zu.
Schon wieder so eine Aussage die sie nicht verstand. „Ich... ich dachte... Da war eben gerade noch so eine Fee auf der Wiese da drüben gestanden. So Unglaublich schön, Kyl ... Sie hat sogar mit mir gesprochen. Und dann war sie plötzlich weg und ich wollte sie eben kurz suchen gehen.
Ich glaub aber ... ich hab das vielleicht doch nur alles geträumt...", flüsterte sie leise und deutete dann auf die lichte Seite hinüber, als sein Atem sich nun prompt wieder beschleunigte.
„Nein! Nein, Lena, nein! Bitte, geh sie nicht suchen, hörst du? Hör mir statt dessen zu, wenn du mich auch gerade nicht verstehen kannst, versuche es, ... bitte! Das da drüben war keine Fee, kein irdisches Wesen, sondern Illyra!", schüttelte Kyl er sie nun sogar kurz heftig und zog sie dann aber hastig nich weiter mit sich über den Waldweg drüber und auf die düstere Sumpfseite.
„Ja... viel kälter, besser. Götter... Lena du stirbst wenn du dort drüben in das Licht hinein gehst, verstehst du das?
Diese Fee, wie du die nennst, ist die Tochter der Göttin Ashni, ... ihre älteste und schönste Tochter, die den Tak das Leben nimmt und dich in ihren lichten Wäldern willkommen heißt."
Lena schüttelte nur noch verwirrter den Kopf. „Aber ... es ist doch nur ein Traum, Kyl. Nur ein Traum... Ich träume doch nur irgendwas verrücktes, weil ich gerade schlafe, oder?", fragte sie ihn so verwirrt.

Er ließ sie ebenso plötzlich los wie er sie gepackt hatte und atmete schwer aus und ein. „Nein ... das ist kein Traum, Lena. Das hier ist der Grenzgang. Ich bin dir gefolgt, so weit ich nur konnte, eben weil ich wusste, du würdest es nicht verstehen. Du würdest einfach so ins Licht hinein gehen und noch nicht einmal mehr zu kämpfen versuchen.
Doch unsere Verbindung ist nun Vebana, Lena. Und wenn du nun gehst, zieht es mich ebenfalls mit hinein. Dann sterben wir beide.", flüsterte er tonlos und zog sie dichter an sich heran, vergrub das Gesicht an ihrer Schulter und ... weinte?
Ach du...

Lena erschrak, da sie nun erst begriff das dass hier wohl der Übergang zwischen Leben und Tod für die Tak war... aber das war echt seltsam. Was tat sie denn dann hier? Sie war doch ein Mensch von der Erde und gehörte damit auch ganz natürlich in den Himmel ...?!
Oder doch nicht?
„Aber... oh, Kyl... ich verstehe das gerade nicht. Was mache ich hier", sagte sie mit heftig schlagendem Herzen. „Euer Grenzgang zum Tod? Die Tochter einer Göttin die das Leben nimmt? Wieso sollte ich in euer Licht gehen? Ich komme doch in den Himmel, ich bin ein Mensch, eine Christin ..."

Nein, du bist jetzt eine Tak.", stieß er bitter hervor und drückte dann aber doch bemüht sachte ihre Hand, obschon er heftig zitterte, ebenso wie sie nun auch.

„Du hast dich selbst dazu gesegnet, weißt du das nicht mehr? Keine Halbblüter mehr, keine Halbweisen, keine Menschen... wir sind alle Tak.", wiederholte er noch einmal ihre eigenen Worte.

Ach du Alarm ...!?

Lena bekreuzigte sich hastig und schloss die Augen. „Oh mein Gott... und das hier... das ist also wirklich euer Eingang in euren Himmel?", fragte sie und sah sich erschrocken um.
Kyl nickte nur wieder zur Lichtseite hinüber.
„Dort drüben. Das Licht ist der Tod. Der lichte Wald. Hohes Fieber, Dilyrium dann Tod. Geh nicht dorthin, Lierjah! Komm zurück zu mir, Lena! Geh durch das Dunkle, das verfaulte, tote... denn dorthinter verbirgt sich das Leben.
Götter...
Es zieht mich nun wieder von hier fort... ich kann nicht länger verweilen, Lena... aber ich bitte dich, komm zurück zu mir!", rief er wieder angestrengt grollend und gegen etwas unsichtbares ankämpfend aus.
Und auch Lena hielt sich nun wirklich klammerhaft an ihm fest, wollte ihn nicht loslassen, denn sie wollte nicht sterben. Doch er schien sich nun ganz einfach in Luft aufzulösen ...

Und schon stand sie wieder ganz alleine im Halbdunkel und auf der anderen Seite des Weges stand nun wieder die Fee... diese Göttin- Tochter... Illyra.
Lena sah nun wirklich voller Angst zu ihr hin und schüttelte langsam den Kopf.
„Ich will noch nicht sterben, bitte.", sagte sie zu der lichten Feengestalt und das wunderschöne Mädchen lächelte wieder so heiter und ruhig und schön. Lena fühlte sich unwillkürlich wie magisch von ihr angezogen und tat einen Schritt auf sie zu...

Takolia - Zwischen Schicksal und GlückWhere stories live. Discover now