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„Eine kluge Rede und Entscheidung, meine Herrin.", meinte Kyl an ihrem Ohr und es kitzelte Lena. Errötend sah sie zu ihm hin und dann wieder auf das wunderschöne Stoffmuster auf dem Webrahmen.

„Trotzdem verstehe ich voll und ganz was das Mädchen meint. Ich hab meiner Oma auch gesagt sie soll mir gleich alles so zeigen wie sie's macht, ich wollte das auch gleich mit der besten und schönsten Wolle können, und hinterher kamen doch nur die größten Katastrophen dabei raus. Also wenn du gedacht hast du kriegst mich dazu Handarbeiten zu machen, muss ich leider klar und deutlich nein sagen. Das kann ich sicher nicht. Ich hab mir sogar mal beim Knopf an ein Hemd annähen, meine Bluse, die ich gerade anhatte mit angenäht. Mama musste die Schere holen... und hat's dann doch lieber selbst gemacht. Da war ich dreizehn und so nervig wie die da drüben. Nein ich glaub... wenn du das Waschen zu schwer für mich findest, geh ich in die Tierställe zum Misten oder so. Das Schaufeln sah gar nicht so schwer aus... und vielleicht werde ich im Sommer ja dann doch mal ein bisschen braun statt immer nur Käseweiß ... wenn ich draußen arbeite."
„Doch im Winter musst du doch anderes tun, Lena. Du kannst deine Temperatur nicht halten so wie wir anderen Tak und wenn Eiszeit ist erfrierst du hier draußen."

Tja... das überleg ich mir dann. Vielleicht geh ich dann in die Küche... oder doch zum Wäschewaschen... so was eben. Hauptsache ich bin im Sommer draußen und bekomm ein bisschen Farbe. - Selbst wenn es nur wieder rot sein sollte.", zuckte sie verlegen mit den Schultern.
„Die Farbe deiner Haut ist unvergleichlich. Sie erinnert mich an Schnee oder das Licht der Monde zu Triad oder den polierten Stein unseres Hauses. Du bist wunderschön, meine Lady.", sagte er so ernsthaft und weich klingend zu ihr, das Lena ihm beinahe geglaubt hätte und sogar schon innerlich in Verzückung geriet. Ein so toller Typ der einem karottenhaarigen Mädchen wie ihr solche Komplimete machte. Zu Hause wären jetzt sicher alle neidisch auf sie gewesen... und hätten gleichzeitig versucht ihr Kyl schnellst möglichst wieder auszuspannen, was vor allem Rahel dann sicherlich auch gelungen wäre ... oder Luisa. Die waren wirklich toll, sahen so richtig fantastisch aus, waren lieb und konnten alles. Die hätten hier Hochlady werden müssen.
Die hätten gerettet gehört.

Ein leises Ziehen jagte einmal mehr durch ihren Bauch, doch sie verkniff sich jeden Laut. Schlimm genug das sie heute schon vorhin im Wald so wehleidig sein musste und Kyl auf den Knien vor ihr gehockt hatte, um ihre kleinen Zipperlein zu besänftigen.
Oma Maria hätte deshalb garantiert die Hände über den Kopf zusammengeschlagen und gemeint: Herrjeh die Jugend heute! Früher haben wir immer dicke eitrige Blasen an den Händen gehabt, vom Wasser tragen und haben wir dann gejammert gab es abends noch den Gürtel vom Vater auf den Hintern, damit es zu den Händen gepasst hat.

Ja, Oma Marie konnte toll Geschichten erzählen auch wenn Lena da einiges doch sehr schlimm gefunden hatte, wie das hier zum Beispiel. Doch sie selbst konnte sich kaum über eine schlechte oder zu harte Behandlung beschweren.
Um sich herum arbeiteten die Tak die ganze Zeit über fleißig und sie ging derweil mit Kyl spazieren. Ganz wie eine Adelige.
Fehlte nur noch das weiße, luftige Sonnenschirmchen, den Stirnreif trug sie ja schon und ihre Locken ringelten sich wilder denn je.

Besorgt ob die Tak sie deshalb nicht faul oder Unehrlich finen würden, wenn sie schon so Reden schwang, von wegen jeder dient jedem und nun selbst nichts tat, sah sie sich heimlich um. Hier und da lagen wirklich Stirn gerunzelte oder neidische Blicke auf ihr doch hier und da auch lächelnde oder ehrfürchtige Gesichter.
Eine echte Mischung aus allem.
Die hätten Kyl sicherlich gerne für sich gewonnen, dachte sie wieder nur bei sich und sah ihren Gefährten den nun der jungen Weberin bei ihrer Arbeit zusah und eine Frage zu dem Muster stellte, heimlich von der Seite an. Er war echt so unglaublich gutaussehend... und nett zu jedem, außer zu den irren Attentäter-Tak oder den Leuten die hier Räte gewesen waren. Da war er ein Eisklotz.
Und wie er bisher die Mädchen hier angesehen hatte... diese Kallila zum Beispiel so gleichgültig und abweisend.
Er machte ihr, Lena, derweil total überzogene Komplimente und sie fiel auch noch darauf herein, nur weil er heute mal galant sein wollte.

Takolia - Zwischen Schicksal und GlückWhere stories live. Discover now