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Es war nicht mehr so schwindelig machend, nicht mehr so extrem, dieses Gefühl von ihm gehalten zu werden. Kaum spürte sie, dass er lief, doch es dauerte diesmal auch deutlich länger. Vielleicht ein oder zwei Minuten. Nur einmal wagte sie es während dessen die Augen zu öffnen, einen winzigen Spalt doch außer einem verwischten rasenden Bild konnte sie nichts erhaschen, deshalb kniff sie die Augen gleich wieder zu und wartete schlicht bis er wieder angehalten hatte.

Ein Summen und Sausen und Brausen hob an... Klatschen, Jubel, Worte und Rufe, die sie nicht verstand.
Lena öffnete die Augen, als Kyl sie auf den Boden hinabließ und sah sich verunsichert um, weil hier um sie herum gerade unglaublich viele Menschen waren... - nein Tak.
Oh...
Sie dachte immer noch in Menschen, aber das hier waren Tak und Halbweise, Tak und Halbweise, korrigierte sie sich in Gedanken immer wieder und wieder und versuchte zu lächeln. Nach rechts und links zu nicken, doch es ging irgendwie nicht, passte nicht, fühlte sich nicht richtig an.

Kyl führte sie durch die nun heranbrandende Welle an Tak hindurch, die ihr zuriefen die Hände nach ihr ausstreckten und ihre Arme berührten, ihre Schultern, und ebenso Kyls Arme und Schultern. Ein kurzer Blick in die Runde aber zeigte ihr das vor ihr und hinter ihr kräftige Krieger in schwarz gingen, die Hände an den Schwertern und in die Menge blickend wie Bodyguards. ... oder doch eher Bulldoggen kurz vor dem Sprung.
„Du wirst beschützt.", murmelte Kyl ihr leise zu und senkte dabei seinen Kopf an ihr Ohr hinab.
„Sie sehen und spüren es, lange bevor du eine Gefahr erkennen kannst. Dafür wurden wir Jemay ausgebildet. Und diese, die da gehen und uns schützen, sind meine Blutbrüder, denn wir erreichten den ersten Grad der hohen Kunst gemeinsam.
Ich vertraue ihnen mit meinem Leben, so wie sie mir auch ihr Vertrauen schenken.
Nachher stelle ich sie dir alle vor, denn sie werden auch in Zukunft um dich sein... vor allem wenn ich es nicht bin, meine Lady.", sagte Kyl noch eindringlich zu ihr und hob dann ihre Hand auf halbe Höhe, als sie einen Felsen der ziemlich flach anstieg zu erklimmen begannen. Höher und höher kletterten sie hinauf und Kyl stützte sie und half ihr leicht schiebend oder sogar anhebend vorwärts bis ganz nach oben.

Hier waren die anderen Krieger aber nicht mehr mit hinauf gekommen, erkannte Lena als sie sich schließlich oben angekommen herumdrehte und Kyl lächelnd ihre Hand zu sich emporhob und küsste, um sie dann aber loszulassen, zurückzutreten und sich tief vor ihr zu verneigen. Auch die Tak unten wurden nun still und verneigten sich tief. Es gab sogar einige die sich mal wieder auf die Knie sinken ließen, erkannte Lena stirnrunzelnd doch die Jemay unten forderten die Leute sofort auf sich wieder ordentlich hinzustellen.
Das waren dann ja wohl die Halbweisen, erkannte Lena schon wieder sehr verwirrt von allem.
Hu...
Das hier versprach mal wider hochoffiziell und Machthaberisch zu werden. Also eigentlich absolut nichts für sie.
Ihre Hände zitterten, also versteckte sie sie unter dem weißen Pelzumhang und versuchte möglichst würdevoll dreinzuschauen obwohl sie befürchtete am Ende total hohlköpfig und versnobt rüberzukommen.
Kyl sah sie kurz von der Seite an und wartete, bis sich alle wieder ordentlich aufgerichtet hatten und verwirrt herumguckten, bevor er einen Schritt vortrat und einfach nur den Himmel betrachtete, den Lena bisher noch gar nicht richtig angesehen hatte.
Doch jetzt tat sie es ebenso wie er, folgte seinem Blick und erstarrte überrascht und dann sogleich ehrfürchtig staunend die Luft einsaugend.
OHMEINLIEBERGOTT!!!

Fast war es ihr, als könnte sie nun die Hand ausstrecken und die drei Monde am Himmel berühren, die beinahe ein perfektes Dreieck bildeten. Ihre Hand zuckte auch schon unwillkürlich nach oben und sie bemerkte nicht einmal mehr dass die Tak es ihr gerade nachtaten, weil es auf sie wie eine Bitte oder ein Gebet an die Göttin der Monde wirkte.
Kyl sah es natürlich auch und war erneut unermesslich stolz auf sie
Einige Sekunden lang stand sie nur verzaubert da und lächelte zu den drei unglaublich nah scheinenden Himmelskörpern hinauf und Kyl betrachtete sie stolz, als sie die Hände schließlich wieder im Schoß verschränkte und fasziniert lächelte.

Takolia - Zwischen Schicksal und GlückWhere stories live. Discover now