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Sie hatte jetzt gerade wirklich keine Schmerzen mehr, Kyl zerrte das Hemd blitzschnell über ihre Arme und sah sie dabei so schwarzäugig an. So dunkel und besorgt. - Als sei sie bereits tot.
Oh...
Es war ein seltsames Gefühl dass da in ihr wütete, aber hatte sie das seid der Flucht von zu Hause nicht immer? Und war es denn vielleicht einfach nur ihre Bestimmung gewesen bald schon zu sterben so wie ihre Mutter und sie hatte sich dem bisher nur durch Kyls Hilfe entzogen? Hatte das Schicksal vielleicht nur nicht mit ihm gerechnet und versuchte nun mit aller Macht sie doch noch einzufordern? - In den Himmel?

In Kyls Augen stand nun grell blendender
Schmerz, als er sie plötzlich mitten im Laufen so eindringlich ansah. Sie hielt ihren Blick auf ihn gerichtet, starr und still, nichts anderes existierte mehr.
Er hatte ihre Schmerzen allso tatsächlich auf sich genommen.. waren sie also so schlimm?
Schweiß glänzte in winzigen Topfen auf seiner angespannten Stirn.
Schon betraten sie ein langes Holzhaus und Tarrek rief sofort einige Befehle auf Tak. Leute in weißen Kitteln kamen herbeigerannt und bereiteten einen Raum vor. Ein Bett, Felle, Decken und noch einmal Decken darüber. Kyl legte sie sachte auf den Fellen ab und Lena spürte wie er sich kurz verkrampfte... gleichzeitig zog sich ihr Bauch zusammen, aber ohne alle Schmerzen...
Die hatte statt ihrer nun Kyl.
- Gott was tat er denn da? „Kyl!", sagte sie leise und unsicher zu ihm, doch diesmal hielt er die Augen geschlossen und atmete leise ein und aus. Bevor er den Kopf schließlich wieder hob und seine Augen nun wirklich tiefschwarz schimmerten.

Sie nahm kaum war das Tarrek und zwei andere Heiler nun ebenfalls über ihr hockten, dass sie sie heilten, irgendwas im Bauch und das auf ihrer bloßen Haut. Das Hemd war schon wieder weg. Sie spürte ihren Atem in der Kehle und im Hals und der Brust, wie in Zeitlupe atmete sie ein und aus, fühlte die kühle Luft und streckte tastend eine Hand nach ihm aus. Kyl war sofort wieder bei ihr, sah sie an, ergriff ihre Finger und hielt sie fest.

Lena sah grelle Lichtpunkte vor ihren Augen herumtanzen. Es ging zuende, oder? Zeit sich zu verabschieden... „Wenn ich in den Himmel komme warte ich dort auf dich, Kyl – Wenn du das überhaupt willst. - Willst du?", flüsterte sie ihm ganz leise zu.
Er erbleichte keuchend und seine Augen schienen kurz zornig aufzuglühen. Lena spürte ein leises Stechen, als die Heiler wieder irgendwas taten und Kyls Augen wurden sofort noch mal so unvorstellbar schwarz vor Schmerz. In Lenas Ohren begann es ganz leise zu pfeifen. Sie drückte rasch wieder seine Hand und schaute fasziniert in seinen nun absolut schwarzen Augen hinein.

„Du bist der beste Märchen-Ritter aus dem All den ich mir nur wünschen konnte, Kyliander Tak-Ninjah. Der beste Krieger, der allerbeste...", murmelte sie beinahe tonlos.
Tarrek rief etwas lautes und zwei weitere Heiler stürzten sogleich zur Tür herein.
Nun konnte Lena nur noch Kyls Hand um ihre herum spüren. Sie sah fast nichts mehr vor Lichtpunkten, sah nichts ... nur noch das grelle Licht... Sie rang keuchend nach Luft, schluchzte leise vor Angst, dass er sie loslassen könnte und sie dann sicher sterben würde. Aber er ließ sie nicht los.
Sie spürte seine festen Finger um ihre herum, fast schmerzhaft fest. Er hielt sie... was gut war.
„Ich lasse dich auch nicht los.", murmelte sie und versuchte ebenfalls festzuhalten. Tränen rannen ihr warm über das Gesicht, als sie wieder nach Luft schnappte. „Ich hab gar keine Schmerzen... du machst das gut... Du bist so lieb zu mir... Ich will nicht weggehen... Kyl", murmelte sie flüsterleise vor sich hin. Jemand sagte was zu ihr aber sie sah nur noch starr zur Decke hinauf, die immer heller zu werden schien, die Punkte vermischten sich nun zu einem einzigen grellen Licht und hörte sie hörte schließlich ein rasendes Brüllen.
„Schnell, dreht sie um!", hörte sie Tarrek noch rufen, dann ging einfach das Licht aus...

- Oder doch nicht ganz. Sie sah nach wie vor grelles Licht, das schon aber nichts anderes als das... und stand dann auf einmal ganz unvermutet mitten in einem seltsamen Wald auf einem nur wenig ausgetretenen Waldweg.
Okay...?!
Ja... es war ein Wald der Tak, nicht einer der Menschen. Auf der rechten Seite war hier alles dunkel und kahl und tot. Ein moderiger Sumpf stank dort bis zum Himmel hinauf und auf der linken Seite... war nur schöner, lichter, heller Sonnenschein der auf dunkelgrüne und silbergraue Ringel-Wiesen herab schien.
Ja... Da waren Wärme und Schönheit, blühende Bäume. Exotische Blumen überall und eine Gestalt wie eine Fee, oder eine Göttin die da mitten im Licht stand und sie lächelnd betrachtete.

„Was soll ich jetzt tun?", fragte sie die Gestalt befremdet, und sie lächelte so fein und schön und ihr Haar glänzte wie gesponnenens Gold in der Sonne als sie die Schultern hob. „Du wählst dir deinen Weg, junge Hochlady. Du hast schon jetzt sehr viel bewirkt, mehr als andere es in einem ganzen Leben geschafft haben. Soll es nun noch weiter gehen?", fragte sie so lieblich klingend und doch so ernsthaft.
Dann war sie plötzlich verschwunden.

„Ähm.. hallo?", rief Lena nun ernsthaft verwirrt und wollte schon nach der Fee suchen gehen, trat auch rasch vom Weg hinunter und stand bereits mit einem Fuß im weichen sonnenbeschienen Gras, spürte den Sonnenschein auf ihren bloßen Zehen... da wurde sie auf einmal am Arm gepackt und hart zurückgerissen.
Tu das nicht, Lena!", rief Kyl tief erschüttert und laut, atemlos keuchend und zerrte sie mit sich zurück sogar über den Weg drüber auf die dunkle, tote Seite des Waldes und rammte sie dort dann beinahe schon brutal hart gegen einen knorrigen alten Baum, der keine Blätter mehr hatte.
Lena blickte ihn ernsthaft erschrocken an.
„Wie... wir kommst du denn hierher, Kyl? Das ist doch alles nur ein Traum, ... ist es nicht so? Ich schlafe doch, oder?...", fragte sie ihn verwirrt, als er immer noch heftig keuchend und am ganzen Leibe bebend und nun auch irgendwie riesig groß über ihr aufragend stehen blieb.
„Lena... bitte... oh Götter, Ashni und Drodar helft ihr doch bitte zu verstehen! - Geh nichts ins Licht, ich bitte dich, meine Lierjah, bitte!", schluchzte er nun beinahe schon von Sinnen und strich ihr nun wie anbetend über die heftig zitternde Unterlippe.

„Ich... ich verstehe das gerade nicht. Was soll ich nicht? - Welches Licht, Kyl!?", fragte sie ihn schluchzend und riss kurz an seinem Umhang, doch er schien sie gar nicht richtig zu hören. Er hatte wieder so tiefschwarze Augen und erbebte nun noch mehr voller Unglück und Verzweiflung.
„Bitte komm zurück zu mir, bitte, Lena, meine Lady. Ich verspreche... ich werde mich ändern, ich... ich habe gefehlt...
Ja das habe ich, es tut mir leid, Lena, hörst du mich?!", schluchzte er schon fast. Lena sah ihn nur völlig entgeistert an als er erneut sachte über ihr Gesicht strich. Er war es, der sie gerade nicht hörte, erkannte sie und berührte betroffen seine Brust und sah dann wieder hilflos zu ihm hoch. „Was soll ich denn tun Kyl, wo bin ich hier? Was soll ich machen, sags mir, bitte!", flehte sie während er wieder und wieder über ihre Wange strich, ganz, ganz sachte nur, aber mit heftig bebenden Händen. Und seine Augen waren nun so kohle-rabenschwarz wie polierter Onix.
„Kyl...?", flüsterte sie vollkommen verstört zu ihm auf, ... begriff es einfach nicht.

Takolia - Zwischen Schicksal und GlückUnde poveștirile trăiesc. Descoperă acum