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Naja... Wenn Papa überhaupt noch lebte!
Gerade musste sie vom Schlimmsten ausgehen. Die Masken waren einfach viel zu schnell da gewesen. Also war nun anpassen angesagt. Anpassen und erst einmal Feinstil sein, sich darüber freuen, dass sie überhaupt noch lebte. Sich darüber freuen, dass diese ungeheuer sie nur geschlagen hatten...
Dank Kyl.
Dank seinem Bruder, der ihren Schrei nach ihm gehört hatte.
Ja...
Sie musste nun dankbar sein.
„Mach ... dir bitte keine Umstände Kyl. Ich verstehe glaub ich mehr als du denkst. Ich... ich hab das hier so gewollt. Ich hab dich gewählt und das bringt dann natürlich auch gewisse verpflichtungen mit sich, auch wenn ich sie noch nicht kenne. Ich kann das lernen.
Ich ziehe auch Kleider an, wenn hier alle Mädchen Kleider tragen. Ich will schließlich nicht das die mich komisch ansehen, wenn ich anders als üblich hier rumlaufe. Ich... ich weiß außerdem, dass du... dass du mir vielleicht ab und zu etwas weh tun musst.
Ich meine... nur manchmal vielleicht. Ich hab zu Hause schon viel über Vernunftehen gelesen. Und das hier ist ja nun mal so was ähnliches, schätze ich mal. Meine... also meine Mutter war zu Hause eine Schriftstellerin. Sie hat tolle Romane geschrieben, die aber zum Teil auf historischen Tatsachen beruhten. Meistens hat sie über das Mittelalter oder die Jahrhundertwende geschrieben, als Frauen noch nicht so die große Wahlmöglichkeit hatten, was sie mal werden wollen, außer Ehefrau und Mutter natürlich ...oder wen sie dann heiraten wollten. Ich... ich will wirklich nicht sterben, Kyl ich hab Angst alleine auf der Erde zu sein und ich weiß... das ich hier viel bessere Chancen habe und du bist ja auch sehr  nett zu mir, finde ich. Nicht so wie... wie andere von deinem Kumpels da draußen... als ich zurückgeschickt worden bin. Oder die Maskenmänner auf der Erde.
Die sind so schrecklich sadistisch, brutal und grausam und.... Und ich würde wirklich gerne meine Familie irgendwann wiedersehen, oder zumindest nur wissen ob es ihnen jetzt gut geht.
Vielleicht werden wir sie ja auch niemals finden, weil sie nun irgendwo da draußen im Wald liegen. Ich habe keine Ahnung, ob sie das alles überlebt haben, mit den Masken so dicht auf den Fersen.
Die waren so unglaublich schnell, Kyl... Du hast es doch selbst gesehen, oder?", fragte sie ihn langsam ins Plappern kommend aber sie war eben nervös was jetzt noch passieren würde. „U...Und sie haben zu Hause ja auch sofort alle Männer und Jungen und selbst die Babys getötet.
Echt alle die sie finden konnten. Wir sind gerannt und Papa hat sich dann Kevin geschnappt, weil der nicht schnell genug rennen konnte und ist mit ihm weggelaufen. Kevin ist erst elf, mein kleiner Bruder. Meine Mutter hat noch zu mir gesagt ich soll auf ihn aufpassen, als sie mir seine Hand gab und dann nur die Tür aufgerissen und uns rausgeschubst hat, damit sie die Jäger von unserer Flucht ablenken konnte. Sie hat sich auf sie gestürzt, als die ins Haus eingebrochen sind. Ich habs genau gesehen. Mama war krank und konnte nicht weglaufen. Aber sie hat sie für uns aufgehalten. Die waren dann abgelenkt und wir sind so schnell wir nur konnten weggerannt.

Und... Du hast doch gesagt wenn ich deine Frau werde dann ... suchst du sie, Kevin und Papa und... und ich hoffe einfach, dass du sie auch wirklich noch findest Kyl. So wie mich auch und dass du sie noch irgendwie retten kannst.", sprach sie einfach weiter, während er ihr nun noch andere dickere Unterhosen reichte und sie im Sitzen hineinschlüpfte, ebenso wie in die dicken warmen langen Strümpfe, die sie an den Unterhosenbeinen an seltsamen Knöpfen befestigen musste.
Kyl schwieg nun, derweil sie das tat und Tränen stiegen erneut in Lenas Augen.

„Ich.. Ich weiß dass es vermutlich viel von dir verlangt ist, das jetzt auch noch zu tun... und und wenn du irgendwas dafür als Gegenleistung haben willst... ich meine von mir... Ich tu alles was du willst, Kyl. Wirklich! Ich tu alles, aber... ich... ich muss aber hoffentlich nicht mit ... mit mehreren... ich meine so wie die Jäger das so machen, ich meine ich kenne ja eure Sitten nicht und die Jäger teilen sich die Frauen, hab ich gesehen und... und...", stotterte sie unsicher, lief krebsrot an und atmete erschrocken ein, als er auf einmal neben ihr auf dem Felllager saß und ihr Kinn sachte mit Daumen und Zeigefinger umfasste, dass sie ihn wieder ansehen musste. Sein Blick war kalt, aber auch ernsthaft.

„Ich bin ein Jemay von Ehre, Lena, versteh das bitte richtig. Ich tu alles was in meiner Macht steht deiner Familie zu helfen und wenn dies hier vorbei ist, damit meine ich die Aufgabe die jetzt gerade und heute noch vor uns beiden liegt, um diese Verbindung wahrlich zu bekräftigen, welches auch den morgigen Tag noch mit einschließen dürfte, bis du dich genügend eingewöhnt hast um einige Stunden alleine zurecht zu kommen ohne Angst dabei zu empfinden, breche ich unverzüglich auf und gehe auf die Erde, um sie selbst für dich zu suchen und auch zu finden, Lena, an jedem einzelnen Tag, bis wir beide wissen was aus ihnen wurde, ich es dir sagen oder sie dir bringen konnte!", versprach er beherrscht aber doch etwas zittrig vor Zorn zu ihr.
Lena sah ihn nur wieder erschrocken an und fühlte die Tränen in ihren Augen überlaufen.
„Entschuldige, wenn ich dich gerade beleidigt haben sollte, Kyl, bitte sei nicht böse... aber...", begann sie wieder unglücklich zu flüstern. Er legte ihr sogleich um ein milderes Gesicht bemüht seine Finger an den Mund um sie zum Schweigen zu bringen.
„...aber du kennst mich noch nicht, und fürchtest, dass ich vielleicht doch noch Dinge von dir fordern könnte die nicht rechtens, überhastet und grausam sein könnten, das weiß ich wohl.
Und du weißt natürlich auch nicht was ich gerade von dir erwarte, was du nun tun sollst oder lassen, was mich milde stimmen könnte oder auch nicht. Also sage ich dir folgendes, damit du dich nicht mehr länger so sorgen musst: Hör schlicht damit auf dir so quäldende Gedanken zu machen, Lena. Gehe erst einmal einzig davon aus, das ich tue was du mir nun zunächst gestatten möchtest.
Du bist schließlich schwer verletzt und geschlagen worden, du wurdest misshandelt und brutal ausgepeitscht, hattest einen Schädelbruch und ein Schwert stak in deiner Hand. Selbst hier in Takolia hast du noch viel Leid und Schmach erfahren müssen.
Du wirst Zeit brauchen um das alles zu verkrafften und ich gebe sie dir, dessen sei dir gewiss.
Aber was dir bewusst sein muss, jetzt und sofort, Lena und ich bitte dich mir aufmerksam zuzuhören: ich bin nicht nur ein netter Junge, der dir im vorbeigehen zulächelt und vielleicht wie in deiner Welt üblich einen Strauß Blumen für dich pflückt, um erst noch einmal angemessen um dich zu werben. Ich habe dazu einfach nicht die Zeit und bitte dich dafür auch schon jetzt um Vergebung.
Doch wurde ich schon sehr früh dazu erzogen ausschließlich ein Krieger der hohen Kunst und Erbe meiner Familie zu sein, dazu in allen anderen Dingen des Lebens hart und unerbittlich handelnd und Urteilend.
Das dir dies gewiss schwer fallen wird anzuerkennen weiß ich und das werde ich auch berücksichtigen. Ich werde dich nie schlagen noch strafen für dein menschliches Verhalten, denn du bist ein Mensch, Lena und selbst wenn manche deiner Worte mich beleidigen oder verärgern so gibt es hier wichtige Gesetze, die das Leben aller geehrten Frauen auf Takolia betreffen. Euer Wehrt liegt weit über dem eines Kriegers. Euch zu schützen und zu behüten, zu versorgen und zufrieden zu machen, wenn nicht gar glücklich wird mein vordringlichster Daseiszweck sein. Doch ich habe auch noch einen weiteren, ebensowichtigen Pflichtauftrag. Du denkst gerade völlig falsches von mir, denkst ich empfinde gerade viel mehr, als dass ich es tatsächlich kann. Zumindest jetzt noch nicht. Wahrscheinlich möchtest du, nur weil du Angst hast wie ich auf deine Gefühle, deine Angst und Scham und Verlegenheit reagieren könnte, die dir in deiner scheu so eigen sind, dich beschränken oder mutiger auftreten als du es eigentlich möchtest. Doch sage ich dir hier und jetzt dass Du mir nichts vorspielen oder mir gar Gefühle entgegenbringen musst, die du jetzt noch gar nicht haben kannst.
Und du musst dich auch nicht sogleich mit allem Abfinden was um dich herum geschieht. Das Einzige was ich von dir tatsächlich zu jeder Quinte - das sind Minuten deiner Zeitrechung - erwarte ist vollkommene Ehrlichkeit und an beleidigungen grenzende Offenheit in allen Dingen welche du gestatten möchtest und was lieber nicht.", erklärte er ihr bitterernst.

Takolia - Zwischen Schicksal und GlückWhere stories live. Discover now