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Kyl holte und reichte ihr ein feuchtes Tuch, damit sie sich das Blut von der Haut abwaschen konnte, das was noch davon übrig war.
Sie nickte nur dankbar aber auch schon wieder verwirrt und wischte sich dann beschämt unter dem Fell so gut sie nur konnte das Blut ab, wie auch den Schmutz von den Händen und dem Gesicht.

Kyl nahm den Lappen wortlos wieder an sich, wusch ihn in einem Eimer den er irgendwo hergezaubert hatte aus und reichte ihn ihr dann noch einmal zurück, wobei er sachte mit dem Zeigefinger die Stellen an ihrem Gesicht und Hals berührte, die immer noch nicht ganz rein geworden waren.

Hastig wischte sie sich also noch einmal kräftig schrubbend und das Tuch mehrfach wendend über die Haut, bevor sie es ihm wieder zurückgab und ihn nun doch wieder anzublicken wagte, weil er sich noch immer nicht rührte und nur weiter so fragend anblickte. 

„D...Das Kleid gestern war gut. Es hat gereicht und ... war auch schön warm. Meine Sachen sind total kaputt und hier ist es ja immerhin auch Winter und... Kyl es ist mir echt gerade völlig egal was ich anziehe. M...Mir ist kalt und... ich will nicht mehr nackt hier rumsitzen. Vor allem nicht vor Zuschauern. Das ... das möchte ich nicht, wirklich. Aber... gibt es hier denn nur immer so lange Kleider für die Frauen auf deinem Planeten oder tragen sie auch mal zwischendurch Hosen, s...so wie wir Menschen zu Hause?", wagte sie es ihn schüchtern zu fragen, immer noch schniefend, immer noch zittrig, aber schon wieder deutlich gefasster, wie Kyl nun zufrieden bemerkte.

Sauberkeit und ein Thema mit dem sie sich beschäftigen konnte, anstatt zu weinen, halfen ihr. Auch wenn sie diese Erlebnisse der letzten Tage sicher nicht so schnell verarbeiten oder vergessen würde.
„Ich könnte dir natürlich eine Bracces besorgen, doch nur Jemayanna Kriegrinnen tragen diese Beinkleider in unseren Landen, so wie auch die Jemay. Ich denke... und hoffe natürlich du gewöhnst dich daran.
Es gibt hier viele sehr schöne und kostbare Gewänder, mit feinen Stickereien, Juwelen am Mieder, spitze und Felle, welche die Gewänder zieren und die auch bei den Menschen Bewunderung hervor rufen.
Du kannst aber natürlich alles das tragen was du möchtest, sobald ich passendere Sachen für dich beschaffen kann. Derzeit gerade leider nicht. Das Tor zur Erde ist geschlossen, sonst wäre ich dir ja auch umgehend gefolgt und hätte dich zumindest noch in den Nexus gebracht und beim Übergang geholfen. Es ist kein Wunder, dass du dort so schlecht atmen konntest und sogar bewusstlos wurdest. Denn nur ein voller Tag auf Takolia und meine Hilfe, schon hatten sich deine Lungen an die veränderte Atmosphäre angepasst.", versuchte er ihre offensichtliche Enttäuschung durch seine weiteren Erklärungen abzuschwächen.
Doch sie schüttelte nur wieder verwirrt den Kopf.
„Heißt das nun also ... nein, es gibt hier keine Hosen?", riet sie verwirrt. Er schmunzelte lediglich ein klein wenig.
„Du bist ein Mensch und damit frei zu tragen was auch immer dir beliebt. Doch die hiesige landesübliche Gewandung für Frauen sind feine Kleider.", erklärte er ihr gelassen.

Lena merkte wohl das er es ihr gerade möglichst etwas leichter machen wollte, und war ihm dankbar dafür, obwohl ihr das klare Denken gerade noch furchtbar schwer viel, nachdieseln brutalen Übergriffen und den vielen Ereignissen, die da kurz aufeinander gefolgt waren.
Also nickte sie nur ebenfalls und griff mit bebenden Händen nach den beiden weichen, weiten Hemden, die sie gestern noch unter dem Kleid getragen hatte und welche ihr Farahn grade mit sittlich abgewandtem Blick hinhielt.

„Ist okay... schon gut. Ich gewöhne mich sicher bald schon dran, Kyl. Das klappt schon... irgendwie.", murmelte sie verstört und schniefte wieder, wollte sie sich das Hemd über den Kopf ziehen doch sie trug ja noch immer einen ihrer warmen Pullover... konnte sich noch nicht einmal mehr erinnern den wieder angezogen zu haben, hä?
Hatte sie gerade vielleicht Aussetzer?, fragte sie sich nervös und beunruhigt. Warum konnte sie sich nur nicht daran erinnern?
Also ließ sie das Hemd wieder sinken und sah die beiden Riesen-Krieger hinter Kyl, die nun wieder näher herangetreten waren seltsam verwirrt an. Wollten die ihr nun alle drei beim Umziehen zugucken?

„Geht bitte hinaus.", reagierte Kyl da aber nun ruhig auf ihren verängstigten Blick und die Riesen verschwanden wie weggebeamt, während er nur aufstand und an den Vorhang trat – wieder mal mit dem Rücken zu ihr.
Lena wusste nicht so recht was sie nun davon halten sollte, dass er sie gerade trotz ihrer offenkundigen Fassungslosigkeit selbst machen ließ, war ihm aber auch unendlich dankbar, dass er schon wieder Rücksicht auf ihre Gefühle nahm und zog sich nun hastig um.
Ihre Hand ließ sich sogar wieder komplett bewegen, war ganz gesund und echt wie neu... mehrfach schielte sie aber auf die dünnen Narben, die nun in zwei weißen Ritzern quer über das Handgelenk verliefen, während sie das Hemd und ihre alte Unterwäsche, also den Slip und ihr Bustier darunter anzog, weil sie sich darin doch etwas wohler fühlte.
Sie begegnete Kyls besorgtem Blick, als sie aus dem Hemdkragen wieder auftauchte und sich zupfend die Ärmel und Schulterpartieen des Hemdes zurecht zog.
Er kniete nun wieder vor ihr, vor dem Bett und half ihr ruhig dabei die Ärmel so zu ordnen, wie es sich gehörte und die Schnüre nach hiesiger Art, am Hals beginnend zusammen zu binden.
„Verzeih mir, Lena, dass gerade alles so furchtbar schnell gegangen ist.
Wir haben uns da früher doch immer viel mehr Zeit gelassen und angemessen um eine Frau geworben, bevor wir eine so tiefe Verbindung eingegangen sind. Es ist nun nahezu unmöglich diese wieder aufzulösen, musst du wissen. Doch ich will dir nie weh tun oder dich gar durch mein in deinen Augen seltsames Verhalten beschämen, wenn ich es vermeiden kann. Ich hoffe das du mir zumindest das nun glaubst.", brummelte er besorgt vor sich hin, ohne sie diesmal direkt anzusehen.
Lena schluckte nur hart, und schwieg lieber, während er ihr nun das zweite Hemd mit den weiter ausgestellten Ärmeln, wie dann auch noch das dritte tunikaratige Überkleid über streifte und dann erneut bei der noch viel komplizierteren Verschnürrung half, die doch etwas chaotisch angebracht wirkte aber das oberste Kleid an ihrem Körper nun wunderbar in eine enganliegende schlichte Form zog.
Ob das nun aber gut an ihr aussah, wusste sie nicht, dachte sie kurz und fuhr sich mit den Fingern durch die roten, wilden Locken, traute sich aber wieder nicht so richtig ihn noch mal direkt anzusehen, also war das vermutlich gerade so ganz okay, dass er ihr schlicht beim Anziehen half.
Es war eben nur ein bisschen peinlich für sie, weil ihr noch nie ein Junge oder gar ein Mann beim Anziehen geholfen hatte, nicht mal ihr Vater hatte das wirklich lange bei ihr gemacht. Immer nur ihre Mama, dachte sie mit stechender Kehle bei sich und schluckte dann mehrmals hart

Sie musste sich hier nun wohl noch an so manches Gewöhnen. Denn Kyl war jetzt vor dem hiesigen Gesetz ihr Ehemann, ... oder?
Also musste sie sich zumindest bemühen alles etwas anders, also komplett unortodoxer zu machen. einfach erst mal die Gegebenheiten akzeptieren, wie sie gerade waren, damit er sie zumindest ein bisschen mögen würde und nicht gleich wieder von ihrem Verhalten angenervt fühlte. Wenn sie hier zu schüchtern oder zu prüde herumduckste, konnte ihm das sicher nicht gefallen, überlegte sie bei sich.
Nein, es war gut, wenn sie das jetzt gleich akzeptierte und auch klärte.
Sie musste ihm gehorchen und ihn machen lassen. Zumindest einige Sachen von dem was er wollte.
Und dazu gehörte dann aber wohl sicherlich auch bald Sex.
Oh je...
Sie war doch erst siebzehn...
Ob sie es ihm vielleicht einfach sagen sollte?
Allerdings war heiraten auch schon unter Umständen in Deutschland mit sechzehn Jahren erlaubt.
Ach wenn ihr Vater das nun wüsste.
Er würde Kyl doch sicher glatt zu erschießen versuchen.
Oder ihn zumindest angreifen.
Einen Alienkrieger...
Der blitzschnell war.
Und ein Schwertkämpfer.
Nicht gut..

Takolia - Zwischen Schicksal und GlückWaar verhalen tot leven komen. Ontdek het nu