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„Ich glaub ja ernsthaft nicht das das jetzt noch groß was bringt ... nach Papa und Kevin zu suchen.", murmelte Lena ganz leise vor sich hin und starrte nur wieder ins Feuer hinein.
Diesmal stellte sie sich der Realität. Ja. So wie Kyl es auch tat.
„Wenn sie es nicht geschafft haben und nun schon im Nexus sind, sind sie tot. Also lass die Krieger doch besser nur den anderen Menschen helfen, die noch nicht tot sind und so wie ich auf der Flucht.
Die brauchen ihre Hilfe und... Es ist sowieso schon zu spät.", flüsterte sie heiser und blinzelte um die Tränen am Aufsteigen zu hindern, was ihr aber nicht gelang. Kyl stand langsam auf und kam um den Tisch herum zu ihr hin. „Wieso denkst du das sie tot sind? Spürst du es?", fragte er sie sorgenvoll.  Lena schüttelte sachte den Kopf. „Nein, so was können wir Menschen nicht ... spüren ob jemand tot ist oder nicht. Aber es besteht nur noch eine sehr geringe Chance, vielleicht eins zu einer Millionen.", schniefte sie leise heraus und sah wieder zu ihm hoch. „Die Masken waren viel zu viele... und viel zu schnell und schon so unglaublich dicht an uns dran.", fügte sie hoffnungslos hinzu und kämpfte wieder mit den Tränen. „Sie haben die Jungs noch nicht mal verfolgt, oder die Männer, sie auch nicht aufgehalten, wenn sie gerannt sind. Sie haben nur im vorbeizischen ihre Kehlen durchgeschnitten, oder Köpfe abgeschlagen. Und sie waren so unglaublich schnell und gleichgültig, haben alle auch nur noch die Frauen im Visier gehabt, die Männer und Jungen und Babys waren einfach ... tot, bevor noch irgendwas gesagt, getan oder entscheiden werden konnte. Sie waren schon hinter mir als ich mich verstecken wollte. Also haben sie auch sicher noch meinen Vater mit Kevin auf dem Arm durch den Busch rennen sehen.
Einer von denen hat mich da rausgezerrt und zu den anderen Masken geschleppt, dann ist er ihnen gefolgt. Sie sind den Jägern also wohl eher nicht entkommen, Kyl.
Ich kann es mir gerade einfach nicht vorstellen. Hätte der Ast mich nicht am Kopf erwischt und mich umgehauen, wäre ich bei ihnen gewesen, als sie getötet wurden. Sie hätten sich, so wie ich es eigentlich wollte, ungesehen eingraben müssen, um diesem Schicksal zu entkommen. Aber die beiden sind mitten durch den Wald gerannt, Sehr gut zu hören und zu sehen. Und die Masken waren überall... einfach überall, Kyl, das hast du doch selbst auch noch gesehen.
Du warst doch gar nicht viel später da. Und... da waren Papa und Kevin schon weg und ich gefangen. Und mit Kevin auf dem Arm war mein Vater bestimmt auch nicht so schnell...", flüsterte sie aufschluchzend
und bemerkte trotzdem erst das sie weinte, als Kyl ihr ein Tuch reichte und neben ihr niederkniete. „Eins zu einer Millionen.", wiederholte sie noch einmal heiser. Und schluchzte wieder in Kyls Tuch hinein, während Kyl ihr nun sachte eine Hand auf den arm legte.
„Selbst wenn es so ist, Lena, werden wir auch das herausfinden und ihre Körper angemessen bestatten. Doch nun solltest du vielleicht ein wenig ausruhen. Sich zu sorgen oder in Furcht zu verharren nützt gerade keinem auf der Erde. Der Morgen kommt hier außerdem früh. Die Tage sind bei uns gerade viel länger als die Nächte.", schlug er ihr vor und Lena nickte erschöpft.

Er stand auf reichte ihr noch einmal ihren Becher dass sie austrinken sollte, was sie auch tat und half ihr anschließend auf die Füße, stützte ihren Arm und zog sie sachte mit sich mit zu dem riesigen Bett hin.
Lena blieb noch ganz kurz davor stocksteif stehen, gab sich dann aber einen leisen Ruck und folgte Kyl, der geduldig auf sie wartete.
Doch ihr Blick schweifte nun nervös zu dem großen Bett mit den schneeweißen Fellen hin, auf das er sie mit einer wortlosen Geste niedersetzen hieß und dann wieder vor ihr auf ein Knie nieder ging.

Sie musste unwillkürlich hart schlucken, doch er behielt seine Ruhe bei und begann schlicht damit ihre Stiefel aufzuschnüren, zog sie ihr aus und stellte sie beiseite. Lena half ebenfalls indem sie die Schleifen an dem Obergewandt löste und aufzog, schließlich das ganze Gewandt abstreifte und zusammenfaltete, bevor sie mit dem zweiten Obergewand ebenso verfuhr. Das Zweite hatte sie gegen die Kälte getragen, die hier wirklich viel derber und eisiger war, als auf der Erde.
„Gib mir deine Kleider, Lena, ich lege sie dort hin, dass du sie morgen in der Frühe findest.", bat er sie ausdruckslos.
Und Lena begann mit leicht fahrigen Händen auch noch ihre dicken  Strümpfe auszuziehen. Nur die längeren Unterhosen behielt sie an und das lange weiße Unterhemd wollte sie ganz bestimmt auch nicht vor ihm ablegen. Oh nein... nicht vor ihm.
Zittrig holte sie Luft, als sie die Strümpfe aus hatte und wieder aufblickte.
Kyl stand nun mit bloßem Oberkörper vor ihr, trug nur noch seine enge schwarze Hose und auch keine Stiefel oder Strümpfe mehr. Er sah aus wie ein ganz normaler jugendlicher.. Na ja... nur vielleicht ein bisschen besser und trainierter ... und größer... und so Arme hatten die Jungs zu Hause auch nicht... oder so ein Eightpack ... oder...

Lena atmete nochmal ganz tief durch und errötete verlegen. Hoffentlich hatte er das gerade nicht mitbekommen, wie sie ihn in Gedanken verglichen hatte.
Nein... das konnte ihm sicher nicht gefallen... oder doch ...? Aber es war ihr peinlich, oberpeinlich sogar und er war gerade ja auch schon beinahe nackt... nur noch in langen Unterhosen...

Er seufzte leise und streckte mit einem nachsichtigen Lächeln die Hand nach ihren Strümpfen aus und sie reichte sie ihm verunsichert zu, bevor sie sich schnell umdrehte und weiter in die Mitte des Bettes zu krabbeln begann. Hinter ihr bewegten sich die großen Felle. Sanken ein, so dass sie nur wieder zittrig fühlend innehielt. Nun komplett verlegen.
Was würde er jetzt machen, blickte sie nun doch hypernervös zu ihm zurück.

- Er hatte sich indes nur auf das Bett gesetzt und blickte sie nicht einmal an.

Lena hielt inne und setzte sich dann ebenfalls hin und blickte erneut nervös zu ihm hin. Ihr Herz schlug ihr bis zum Halse hinauf, doch er legte nur noch wortlos sein Schwert an seine Seite des Bettes und ließ sich dann auf die weichen Felle zurücksinken. Sein Oberkörper hob und senkte sich ruhig, als er eines der großen weißen Felle nahm und sich halb damit zudeckte. Dann erst schaute er mit gerunzelter Stirn zu ihr hin.

„Schlaf! Es geschieht dir nichts, Lena.", erklärte er ihr freundlich und sanft, lächelte noch einmal ein wenig gequält nun und schloss dann einfach seine Augen, atmete tiefer und noch ruhiger aus und ein.

Ja... ernsthaft jetzt?

Takolia - Zwischen Schicksal und GlückOù les histoires vivent. Découvrez maintenant