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„Lena... ach, Kleines!", hörte er sofort auf zu schreien und wurde nun plötzlich ganz kleinlaut und flehend, als er ihre Hand fasste und sie ihn auch tatsächlich ihre Finger drücken lies, aber trotzdem böse schmollend vor ihm stehen blieb. Schließlich hatte ihre Mutter damit auch immer den größten Erfolg gehabt.

„Bitte, Lenchen, verzeih mir, ich hätte wirklich besser aufpassen müssen dass du auch mitkommst, dass du nicht zurück bleibst..."

„Hättest du das wirklich getan, Paps, dann wärst du jetzt mausetot und ich in der haargenau selben Situation wie jetzt, nur ohne dich, weil Kyliander ja schon fast da war.
Er hat mich gerettet.  Mein Leben, Papa! Ohne ihn wäre ich jetzt auch tot, ist dir das eigentlich mal klar, - Hallo? Und du brüllst ihn hier so an und beleidigst ihn so voll krass? Was soll denn das?
Und von wegen Ehe auflösen, bah. Da kannst du dich ja gleich mit zu den Attentätern gesellen die dauernd versuchen mich abzumurksen, denn er hat mich auch noch gegen seine eigenen Leute hier verteidigt und mit denen gekämpft, sich gegen sie gestellt, als die mich noch mit gebrochenen Knochen und sogar bewusstlos zurück zu den Masken schicken wollten, als der Rat, der damals die Macht hatte auch wirklich alle anderen geretteten Frauen und Kinder zurück auf die Erde und zu den Jägern geschickt hat, weil die die Menschen nämlich auch so sehr gehasst haben. Er hat mich also noch mal gerettet, Paps, zwei mal!
Deine Tochter! - MICH!", bellte sie ihn herrisch schrill an und Herr Werner begann nun doch ein wenig kleinlauter drein zu schauen als gerade eben noch.
Aber Lena wusste wenn sie jetzt aufhören würde würde er nur geich doch wieder mit was anderem anfangen was ihn störte, also meckerte sie noch etwas weiter. Wenn schon seine Tochter, dann aber richtig!
„Kyl war sooo prima, Paps. Und von wegen Ehe und er hat mich weggemopst, du weißt doch gar nicht was wirklich passiert ist und fragst mich auch noch nicht einmal. Schäm dich mal, Paps, es war nämlich in wirklichkeit ganz anders! Er hat mich nicht geheiratet, Papa. Das war anders herum, denn hier herrscht anscheinend komicherweise Damenwahl. Ich hatte also die Wahl, Nexus auf der Erde oder ein Krieger von den unverheirateten hier. Er hat sich mir überhaupt nicht aufgedrängt. Er sagte nur: wenn du zurück bist sieh dich vor, versteck dich so, lausche so und laufe in die Richtung... dann überlebst du vielleicht. Er wollte mich gar nicht, Papa! Aber ich hatte die Wahl und Kyl war wirklich supernett und ich hatte ja da auch schon seine schlechten Seiten gesehen. Das Kämpfen und killen mit dem Schwert zum Beispiel. Da wird er echt zum ... zum Krassen Mega-Samurai, die aus Japan, die Flying Dragons und so.

Aber dann war ich auch noch so richtig tödlich schwer verletzt und er hat fast sein Leben gefährdet um mich wieder gesund zu zaubern, in nur einer Nacht. Und dann zwigen die ihn mich gehen zu lassen, Papa.
Ich war zwischendurch bewusstlos aber als ich aufgewacht bin hat er gerade vor lauter Frust über den blöden Rat und die fünfzig Krieger die draußen standen und mich holen wollten seine Kumpels angeworben um uns zu beschützen. Er war bis an die Zähne bewaffnet, Papa. Und als die dann endlich weg waren hat er sein Haus durcheinandergebracht und sich betrunken, weil er wusste lange kann er's nicht mehr rauszögern dann muss ich zurück und sterben, weil die Scheiß Gesetze hier nun mal keine Aliens von der Erde vorgesehen hatten – uns zu retten oder zu beschützen.

Also war er betrunken und wirft Sachen an die Wand, aber keine Sekunde lang hat er mir dabei weh getan. Nein, er hat mir fast weinend vor Zorn ganz sachte was zu Trinken gegeben und was zu Essen und dann aber doch wieder weiter gewütet, weil er immer noch zornig war, nun auch noch weil ich so Angst hatte und nicht wieder zurück auf die Erde wollte.
Du hast mir immer gesagt man muss eine Medalie nach beiden Seiten beurteilen nicht nur nach der Glänzeseite. Und das hab ich gemacht.
Ich hab ihn wütend erlebt und er war nett zu mir, und ich hab ihn nett erlebt und da war er sogar noch netter zu mir und vorsichtig und Rücksichtsvoll, bis hin zur Selbstaufgabe! Er hat mir noch nie weh getan, Papa, im Gegenteil. Alles was mir passiert, alle Schmerzen die ich durch irgendwas haben kann und jedes Zipperlein nimmt er inzwischen auf sich, nur damit ich ja nicht darunter leide. Er hat mich eben gerade in den Finger geschnitten und ich hab rein gar nichts gespürt. Wie das bohren nach einer örtlichen Betäubung. Gar nichts, Paps. Er übernimmt das alles und ich bin okay. Und wenn andere mich angreifen kann er ja nichts dafür. Er beschützt mich schon die ganze Zeit über. Er hat dem fiesen Typen der mich in das blaue Tor geschubst hat sein Schwert durch den fetten Wanst gejagt und ich weiß dass du findest ich sollte so was nicht sehen, aber hier ist das eben so und inzwischen auch unten auf der Erde. Ich hab ja auch immer die Wahl wegzugucken, wenn es mich stört. Kyl meint ich könnte auch ihn ansehen, und er sieht mich an, wenns gerade geht und er nicht irgendjemand anderen bekämpfen muss. Aber er ist hier jetzt nun mal der Obermuffti und ich... tja er nennt mich immer seine Herrin und Gebieterin. Das ist echt kaum zu glauben, Und doch is es so. Ich sag was und sofort wird das so gemacht, es sei denn es ist nicht gut für alle anderen, dann erklärt er mir wieso das nicht so geht. Und ja, ich wollte zuerst auch zurück auf die Erde, aber dann hätten die ganzen Menschen da draußen, die Kyl hierher geholt hat ihr Leben verloren. Er hätte sie nicht herholen und nicht beschützen können.

Er hätte auch dich nicht herholen können und wer weiß ob ich dich je gefunden hätte, ganz allein auf mich gestellt, in einer Großstadt in einem Sammellager wo Millionen von durchgeknallten Menschen hausen.
- Wäre dir das ernsthaft lieber gewesen?
Ich wäre sicher an irgendeinen Kerl auf der Erde geraten der es böse mit mir meint und mich eingekascht, missbraucht und dann vielleicht sogar umgebracht hätte.
Kyl dagegen ist freundlich und liebenswürdig, du hast doch gesehen was er getan hat. Er hat dich einfach schießen lassen.
Er hätte dich ebensogut in einer Sekunde in lauter Filetstreifen zerhacken können, ohne alle Probleme. Aber er hat sich von dir für das was er selbst gar nicht gemacht hat, sondern ich, bestrafen lassen... weil er nämlich genau wie du denkt dass ich noch zu jung bin. Und deshalb rührt er mich auch nicht an. Zumindest nicht richtig. Er schleppt mich rum und macht mich gesund und ab und an pennen wir im selben Zimmer. Er aber auf dem Boden, weil er ein Gentleman ist..."
„Ein Schwertkiller und Gentleman?", fasste Konrad Werner nun finster zischend zusammen. „Bist du noch zu retten, Lena?"
Sie seufzte kurz auf und rieb sich niedergeschlagen die Stirn obwohl die sie gar nicht schmerzen konnte, doch wenn sie jetzt schmerzen haben könnte hätte sie sie bestimmt auch, garantiert.

„Nein, Papa, bin ich nicht mehr. Ich bin nicht mehr zu retten, nicht mehr zu scheiden. Ich hab ihn gewählt, hab den Tak gesagt ich wähle Kyl zum Gefährten und bin deshalb nun mit ihm verbunden und bei den Tak ist das eine nicht mehr aufzulösende Sache, Papa. Scheidung gibt es nicht, weil... die das hier einfach anders machen. Die Typen sind, obwohl sie so riesen und so stark sind eigentlich totale Softis, Papa. Die verschreiben sich ganz und gar ihren Frauen, werden sogar zu deren Dienern, wenn die das so wollen, aber das will ich nicht.

Er hat sogar gemeint, wenn ich ihn nicht irgendwann im Bett wollte aber einen anderen Typen hier auf Takolia, könnte ich das haben, mit wem auch immer was anfangen... bin aber trotzdem weiter mit ihm verbunden.
Alles so wie es mir gefällt... aber keine Sorge ich plane nichts mit niemandem."
„Das will ich dir auch geraten haben, Fräulein. Meine Tochter ist noch Jungfrau...", bellte er Kyl derbe an, doch der sah nur wieder schmunzelnd zu Boden und Lena fühlte Hitze in ihrem Kopf aufsteigen.
„Ähm... nein Papa. Bin ich leider nicht mehr.", murmelte sie nun absolut verlegen und diesmal kehrte sich der Terminator-Konrad Werner ganz langsam und finster zu seiner Tochter um. „Schon seid ein paar Monaten nicht mehr, um genau zu sein, nicht das du denkst Kyl hat was damit zu tun, ... das mit der Jungfräulichkeit.", sagte sie rasch hinterher als ihr Vater sie nur ansah... und nichts sagte.
Lena grinste ein bisschen schief und stirch sich verlegen die Haare hinter die Ohren zurück.
„Wer!", knurrte Herr Werner nur flüsternd.
„Erinnerst du dich noch an die Party bei Laura aus meiner Klasse? - Die ohne Eltern?", half sie ihm beim Erinnern und fühlte sich tödlich verlegen, weil er nun doch schon wieder so zornig aussah.
„Wer?", brachte er als einziges Wort wiederholend heraus.

„Tim Ehrlinger. ...Dieses Arschloch! Du hattest absolut Recht mit ihm, Papa. Er ist ein Schürzenjäger gewesen und ich hoffe die Jäger haben ihn erwischt... bevor du ihn findest! Erst popt er mit mir und das war echt keine schöne Sache, kann ich dir sagen. Das hat total gebrannt und weh getan und ein Kondom hat er auch nicht benutzt... und dann macht er sich – ehrlich wahr –  eine weitere Kerbe in den Ledergürtel, wo schon elf andere drinn sind und geht mit einer anderen tanzen.
Ich hab ihm dann zumindest noch ordentlich eine runtergehauen, als er zwei Wochen später ankam und meinte nur Übung macht den Meister und er würde gerne wieder mal mit mir üben.", erklärte sie ihm genervt.

Herr Werner sah aus als hätte man ihm gerade ohne Betäubung einen gesunden Zahn gezogen und den verfaulten drinn gelassen.
„Wenn ich den erwische...", fing er schließlich an zu knurren.
„Dann gehört er ganz dir, Paps.", beeilte sich Lena ihm grienend zu versichern und seufzte noch mal leise auf.

Takolia - Zwischen Schicksal und GlückWo Geschichten leben. Entdecke jetzt