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Kyl sah dass sie nun ruhig und gut unterhalten war und winkte sachte seinem Bruder zu ihm zu folgen.
„Wir müssen kurz hinaus gehen, Lena aber ein Jemay steht direkt vor dem Vorhang und zwei weitere vor dem Steinhaus. Du bist sicher.", sagte er ganz ernsthaft zu ihr und legte den Spieß zurück auf das Tablett.
Lena sah ich nur schüchtern lächelnd an und nickte wieder einmal spastisch zuckend und folgte ihm dann mit den Blicken, bis er und auch sein Bruder nach draußen verschwunden war.

„Er scheint ja wirklich ein echtes Herzchen geworden zu sein, dein Kyl. Als ich ihn damals kurz kennen gelernt habe war er noch ein höriger Cyborg für seinen alten Meister und hat versucht mir seinen grünäugige und mich nicht erkennenden Bruder wie auch den Schwertkampf schmackhaft zu machen. Beziehungsweise er meinte ich könnte mich nicht weigern auf seinen Meister zu hören. Ich hab ihm das Gegenteil bewiesen. Ihnen allen hier.", brummelte Natalie nur wiederfinster vor sich hin.
„Aber vielleicht hast du ihn ja auch nur nicht richtig kennengelernt, weil du alles hier gehasst hast. Ich kann dagegen nicht über ihn klagen. Er ist einfach spitze in allem und sieht auch noch  aus wie ein sexy Engel.", erwiderte Lena nun ehrlich betrübt und all die aufgesetzte Unbeschwertheit viel von ihr ab, wie ein Mantel den sie sich auszog.
Sie legte den Spieß ebenfalls auf das Tablett zurück und zog die Knie bis zur Brust, schloss die Augen und atmete erst einmal ganz tief durch.
„Dir geht es eigentlich gar nicht so gut wie du ihm vorspielen wolltest, oder?", fragte Natalie sie leise und mitfühlend und tauschte einen kurzen besorgten Blick mit Restra, die tatsächlich auch ein Stück vom Fleisch probiert hatte, wie es die Lady ihr höchstselbst angeboten hatte, in ihrer großen warmherzigen Güte. Sie schien aber nun wirklich wieder tief bekümmert zu sein, also legte auch Restra das Stück bei Seite, um ihr vielleicht wieder dienen zu können.

„Ist euch kalt meine Lady? Möchtet ihr vielleicht ein weiteres Fell oder einen warmen Umang?", fragte sie sie leise.
„Nein, danke Restra. Ich hol mir schon das was ich brauche, wenn ichs brauche. Ich will wirklich keine Sklaven haben und denen nun ständig rumbefehlen, was sie tun und lassen sollen. Ich will auch nicht das du Angst vor mir hast. Aber die hast du.
Weil die Lady vor mir anscheind wirklich total grausam war. Dabei dachte ich bis jetzt Kitoma wäre nett. Aber wenn sie so was zugelassen hat... und ... und Kyl will es nun ändern... weil ich es ändern will, glaub ich. Aber das wird sicher nur noch mehr Ärger geben, wenn ich's versuche, also weiß ich nun ehrlich nicht ob ich das sollte oder nicht."
„Ja, die Tak sind ein total überheblicher Haufen Arschlöcher die nichts als Ärger machen zumindest die begabten und die Edlen. Freunde dich da bloß mit keinem von denen an, Lena sonst rammen die dir am Ende noch lächelnd und freundlich tuend ihr Ahnen-Messer in die Kehle rein.", warnte Natalie sie schon wieder finster.

Lena sah ihre Schwägerin unglücklich an und in ihren Augen standen Tränen als sie heftig den Kopf schüttelte.
„Ich hab inzwischen so Angst.", verriet sie dem älteren Mädchen flüsterleise.
„Vor Kyl oder den anderen Tak?", flüsterte sie hauchleise zurück und war betroffen, als sie dazu nun überhaupt nichts genaueres sagte sondern sie nur wieder heftig vor und zurückwiegend ansah und dann auch Restra, die sie nun wie vom Donner gerührt anblickte.
- Ehrlich entsetzt.
Schließlich holte sie merhmals tief Luft und runzelte sorgenvoll die Stirn während sie schon wieder zuckte und bebte.

„Ich... Ich glaub ja  echt... und ganz wirklich... besser konnte ich es hier mit Kyl nicht treffen, Natalie. Ich meine... Ich bin hier in einem komplett fremden Land, auf einem komplett anderen Planeten, mit fremden Sitten und seltsamen Tak, die mich noch gar nicht kennen und darum auch noch gar nicht mögen können ... wenn sie das überhaupt jemals vorhaben... ich meine.... ich mach mir keine Sorgen um mein Leben. Die greifen an, Kyl rettet mich und der Heiler flickt mich wieder zusammen. So wird's dann auch wohl weiter gehen. Immer weiter.
Aber... Sie sehen aus wie Menschen, Natalie, sind es aber nicht.
Alles ist hier so anders als zu Hause und ich hatte am Anfang echt Angst dass Kyl bald was von mir erwarten würde, was ich absolut nicht kann, wie... ein rohes, blutiges Herz von eine Tier zu essen oder ... selbst jemanden abzumurksen, was er ja mit wachsender Begeisterung fertig bringt, ehrlich wahr.
Ich meine... Er hat mir am Anfang noch nicht mal seinen vollen Namen gesagt und... mich einfach nur da rausgeschickt, als ich halbwegs vom Schädelbruch gesund war und zurück auf  die Erde sollte und ... ich meine das musste er.
Er hatte keine Wahl. Da draußen standen fünfzig Krieger und wenn ich nicht von alleine rausgekommen wäre hätten die mich sicher bald geholt. Mann hat ihn dazu gezwungen, dass ich gehen musste und er war echt irre unglücklich deswegen. Aber du glaubst nicht wie viele irre und durchgeknallte, perverse Tak-Krieger es hier außerdem noch gibt.
Die haben mir auf dem Weg zum Platz ihre Namen zugebrüllt und... haben verlangt dass ich sie wählen soll, sonst komm ich zurück auf die Erde und werde den Samurai-Gildach überlassen.
Aber... aber dann als der Typ, dieser Rat mich gefragt hat, ob ich nicht lieber jemanden von hier zum Gefährten wählen möchte hab ich nur noch Kyls Namen gewusst und... ich hab ihn gesagt. Trotzdem hat der mich durch das Tor gestoßen und dann war ich zurück in dem Wald, bei der A5 und bin nach Süden gelaufen und den Samurai-Gildach natürlich direkt in die Arme. Die... die waren so brutal, Natalie, das kannst du dir nicht vorstellen! So entsetzlich grausam, was sie mit uns gemacht haben, ich... ich hab nur gebetet das ich vorher noch tot bin aber ... Ich konnte mich nur noch schnell selbst verletzten und dann hatten sie mich auch schon einkassiert.

Sie haben den Männern und den Jungs einfach so die Kehlen durchgeschnitten oder sie enthauptet. Ich hab's gesehen deshalb glaub ich echt auch nicht mehr daran dass sie meinen Vater noch finden werden, also Kyl und dein Mann... oder Kevin, meinen kleinen Bruder. Und damit... steh ich jetzt also ganz alleine da.
Hätte ich nicht irgendwie und irrerweise Kyl gerufen, als die mich in der Mache hatten, wäre dein Mann wahrscheinlich nur den Mädels auf den anderen Lastern zu Hilfe gekommen, weil... mich hatten sie abseits gezerrt. Aber dann war er da hat die Typen alle in fünf Sekunden getötet und mich dann als erstes nur mal befragt wer ich bin und wen ich da gerade gerufen habe. Und ich hab nur geblutet und mir hat alles sauweh getan und ich dachte: ups... jetzt bloß nichts falsches sagen. Erzähl ihm was er hören will, sonst bist du doch noch gleich tot oder die lassen dich einfach hier liegen, für die nächsten die kommen um weiter zu machen.", berichtete sie der Älteren Natalie ein wenig weinerlich und schon wieder bebend.

Natalie war erst erregt aufgestanden und hatte sich dann aber doch zu ihr aufs Bett gesetzt, wie auch Restra es schon längst tat, die gerade zögernd eine Hand auf Lenas Arm gelegt hatte, wie um ihr beizustehen. Doch Natalie nahm Lena einfach in den Arm, hielt sie fest und hörte nur mit heiß brennenden Augen weiter schweigend zu.
„Dein Mann... hat mich also zurück nach Takolia gebracht und ...da war ich nun und Kyl war da und der andere Kieger auch und beide stehen sie da und ich hab saumäßig Angst und ... ey, die haben mich echt halb tot geschlagen, auf dem Laster, nur damit ich mich nicht mehr wehre und es tat weh, ich meine so richtig weh, ich bin fast verblutet... Die haben so bullige Peitschen genommen, richtige echte Peitschen die die Haut ganz tief aufreißen..."

Natalie nickte nur rasch, weil sie sich an ihrer eigene Zeit bei den Jägern nur zu gut erinnern konnte. „Haben sie dir also nicht geholfen, bevor du nicht das richtige zu Kyl gesagt hattest?", fragte sie das jüngere Mädchen nun völlig  ausdruckslos vor unterdrücktem Zorn.

„Ich... ich weiß nicht, also nicht mehr genau. Ich hab keine Ahnung ob sie da schon angefangen hatten, kann sein, aber.. Na ja, meinen Arm hatten sie wohl noch auf der Erde soweit in Ordnung gebacht dass ich nicht verbluten würde, aber... bewegen konnte ich ihn noch nicht wieder und alles andere war auch so kaputt und aufgeplatzt... Und dann hat Kyl mich gefragt und mich noch mal sagen lassen was ich dem Ratsherr am Tor gesagt hatte und ich hab's ihm gesagt. Hab gesagt das ich ihn gewählt hab. ...Weil ich so Panik hatte. Ich wusste doch wer zu Hause auf mich wartet, gleich wenn ich rauskomme. Ich hab's genau gewusst, Kyl hatte es mir erzählt und mich gewarnt, was ich machen und bleiben lassen sollte. Also sagte ich, ich hab ihn gewählt, was auch wirklich so war, denn, hey? Was hätte mir denn hier noch schlimmeres passieren können als zu Hause? Und da kommt er plötzlich so an mit dem Quatsch von wegen ich könnte mich nun aber doch ganz frei entscheiden und ich krieg einen Platz im Nexus und sie suchen meine Familie und das alles, ganz ohne das ich mir da jemanden für auswählen muss."
„Also hast du ihnen das nicht mehr ernsthaft  abgenommen, nicht wahr?", fragte Natalie sie nun eisig kühl. Nur ihre Augen blitzten unheimlich auf, als sie nun wieder ein Stück zurückwich, um Lena wieder ins Gesicht sehen zu können.

Die schüttelte nur fast unmerklich den Kopf. „Es... war aber trotzdem die richtige Entscheidung. Denke ich. Gut das erste was er von mir wissen wollte war, wie ich so damit umgehe, wenn er jemanden vor meinen Augen killt, was mir denn da die angenehmste Methode wäre und so...", malte Lena nun beinahe nur noch murmelnd mit dem Finger kleine Kreise auf die Decke und zuckte wieder spastisch zusammen. Ihre Hand verkrampfte sich kurz zu einer Klaue dann war es wieder gut ud sie atmete wieder mehrmals aus und ein um sich zu beruhigen.

Takolia - Zwischen Schicksal und GlückWo Geschichten leben. Entdecke jetzt