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„Ja genau... so ist es ", murmelte Lena und sank schon wieder erschöpft seufzend gegen Kyl, der sie prompt auffing und auf die Arme hob.
„Halte dich an mir fest, meine Lady?", raunte er ihr leise ins Ohr. Dann trug er sie langsam durch die Menge. Die Tak gaben ihnen sofort den Weg frei und berührten Lena als sie vorbeigetragen wurde. Vereinzelt kamen Rufe, aber in Tak, aus der Menge. Die Jemay flankierten und beobachteten all Diejenigen ganz genau die Lena auch nur flüchtig berührten.
Erst als Kyl den freien Weg erreichte beschleunigte er wieder auf seine unnachahmliche Geschwindigkeit und trug sie den Hügel hinauf und ins Steinhaus.

Es war stockdunkel als Kyl es betrat, dennoch fand er zielsicher seinen Weg.
In ihren Räumen bettete er Lena im fahlen Mondlicht auf das Felllager und half ihr dann sachte dabei den Umhang wieder auszuziehen.
„Ich seh fast nichts.", beschwerte sie sich ein wenig atemlos bei ihm und lächelte schwach ins Dunkle hinein, in dem er sich so sicher bewegte, doch irgendwie war sie schon wieder schrecklich nervös. Was tat er? Zog er sich aus?

Seine Hände strichen auf einmal sanft über ihre kalten Arme und erwärmten sie leicht.
„Beruhige dich Lena. Wir werden schlafen, nichts sonst. Du kannst mir vertrauen.", flüsterte er ihr zu, doch wie er nun plötzlich hinter sie gekommen war entzog sich Lenas Verstand.
Eben war er doch noch vom Bett weggegangen oder? Und viel hatte er nun auch nicht mehr an, soviel stand fest.
Er musste sich mal wieder so unnachahmlich schnell bewegt haben...
Sie fühlte nun auch seine Körperwärme durch ihr Hemd hindurch und erbebete aufkeuchend.
„Was... machst du denn da hinter mir?", fragte sie ihn zögernd.
„Ich sorge nur dafür das meine Lady nicht allein ist oder friert. Ich werde dich wärmen, wenn du gestattest, mehr nicht.", raunte er an ihrem Hals.
Sie fühlte seinen Atem an ihrem Gesicht dann zog er sie herunter auf die Felle und breitete eine weitere Decke über ihnen beiden aus.

„Wenn das mein Vater wüsste.", kam es Lena urplötzlich wieder in den Sinn. „Er hat schon immer gesagt wenn ich noch vor meinem achtzehnten Geburtstag etwas mit Jungs anfange erschießt er sie.", plapperte sie nervös drauflos. Kyl zog sie sachte in seine Arme und bot ihr seine eigene Schulter als Kissen an ... oh ... es fühlte sich nun wirklich sehr warm und gut an, statt beängstigend.
Auch wenn sie sich trotzdem noch ein wenig seltsam fühlte. Denn wer bitte, schlief denn mit gerade mal siebzehn Jahren bei einem jungen Mann – oder Superkrieger von einem anderen Planeten – in dessen oft brettharten aber nun durch die Entspannung doch recht weichen Armen ein?
Egal was sie nun auch immer für ihn war.
„U...und mein Vater erschlägt mich außerdem, wenn er das jemals rausbekommt, dass ich das war, das ich das so wollte und dich ausgewählt habe.", flüsterte sie immer noch besorgt und sie hörte Kyl nun leise auflachen.
„Ich werde dich vor ihm beschützen.", versprach er ihr sanft.
„...Wenn er jemals gefunden wird.", murmelte Lena nur wieder sehr müde und schloss erschöpft gähnend die schweren Augen.

„Wenn er noch lebt dann wird er auch gefunden.", versprach Kyl ihr nochmals sanft und strich in einem beruhigenden Rhythmus über ihren Arm, hinauf und hinunter, immer wieder.
Es fühlte sich schön an... wie kraulen. Und doch auch wieder nicht. Es war anders als die Berührung der Eltern, ganz anders sogar.
So wohl hatte sie sich noch nie zuvor gefühlt.
Aber sie hatte ja auch noch nie mit einem Jungen zusammen im Dunkeln im selben Bett gelegen und geflüstert, bis auf die erste Nacht als Kyls Frau... Aber da hatte er sie nicht berührt... bis zum Morgen.

Sie bemerkte nicht einmal, dass Kyls Wärme zum größten Teil aus seiner Jemaymacht bestand, mit der er sie nun sanft beruhigte und ihre Muskeln entspannte. Tarrek hatte ihm selbst noch einmal gesagt wie wichtig es nun für Lena war möglichst entspannt, ruhig und locker zu fühlen. Wenn der Körper krampfte oder sich übernahm konnte es sonst schnell noch zu weiteren Überraschungen, Blutungen und Rissen in der Muskulatur kommen und das war in niemandes Sinne.
„Kyl...", murmelte Lena schon halb zwischen wachen und träumen und er beugte sich sachte über sie, immer noch besorgt, weil sie im Geiste so unruhig blieb und mit den Gedanken weiterhin bei ihrem Vater und Bruder war.

„Wir werden es einfach auf uns zukommen lassen, Lena. Wenn dein Vater gefunden wird werde ich mich ihm stellen und ihm Rede und Antwort stehen. Du brauchst dich da wirklich nicht zu sorgen, denn ich lasse nicht zu das irgendjemandem etwas geschieht, weder mir noch dir noch ihm... darauf hast du mein Wort.", murmelte er an ihrem Haar. Sie nickte nur ganz sachte, machte sich aber immer noch Sorgen.
Er bringt dich trotzdem um, Kyl, dachte sie noch, dann schlief sie ein und die unruhigen Gedanken verfolgten sie bis in der Schlaf hinein, in dem sie auf einmal vor Konrad Werner stand, mit der Krone und einem wunderschönen weiß-blauen Kleid, aus dem besonderen Stoff gefertigt, den die Meister-Weberin neulich erst vor ihren Augen gewebt hatte und er verlangte dass Lena nun sofort zurückkommen musste, weg von Kyl und weg von Takolia, weil sie noch viel zu jung für eine Heirat war.
Weil ihr Vater es so verlangte, weil er ihr Vater war, vor dem Gesetz und sowieso...
Vielleicht würde er sie dann auch vor die Wahl stellen: Ihre Familie oder Kyl.

Aber Lena wollte nicht wählen müssen. Im Traum war sie dann plötzlich wieder ein viel kleiners Kind, der Stirnreif zu groß, das Kleid viel zu lang. Ihr Vater zog sie an der Hand eisern und laut schimpfend mit sich fort, nahm ihr den Stirnreif weg und warf ihn sogar fort, weil er für ihren Vater nichts weiter bedeutete als ein kindisches Spiel.

Aber das hier war kein Spiel.
Lena hatte es von Anfang an begriffen.
Sofort als er ihr den Stirnreif der Hochlady aufgesetzt hatte.
Das hier war bitterer Ernst und eine nicht mehr umkehrbare Realität.
Kyl sah dennoch ihre Zerrissenheit mit an und wünschte sich besorgt weniger aufwühlende Träume für seine Gemaha. Doch Tarrek hatte ihm verboten noch einmal mit seiner Macht in ihre Träume einzugreifen, da er dadurch sonst wohlmöglich erneut die Dunkelkrankheit in sich selbst auslösen würde.
Schon die Traumreise zur Grenze war hochgefährlich für ihn gewesen.
Er hatte sich dort dann beinahe schon selbst verloren, war kurz blind und beinahe taub gewesen und erst Lena hatte ihn letztlich aus dem Bannfluch des Dunklen befreit.
Tarrek hatte ihn einen Narren geschimpft und nur sein Bruder hatte ihm dabei geholfen, sich zu Erden und es dann einfach zu tun.
Ihr an die Grenze zwischen Licht und Schatten zu folgen.
Denn mit ihrem Tod als einziger Alternative hatte Kyl einfach keine andere Wahl gehabt, als diesen Schritt zu gehen. - Und hatte es bislang auch beinahe unbeschadet überlebt.
Nur das da nun etwas Dunkles in ihm schlummerte, das immer mal Aufstieg und ausbrechen wollte. Nial hatte gemeint er würde es für den Rest seines Lebens nun in sich tragen und bändigen müssen. Ansonsten würde es ihn doch noch übermannen und sein Leben einfordern. Aber Lena war dieser Kampf mehr als nur wert. 

Sachte legte er seine Gemaha-Vebana auf den Fellen ab, als er sicher war dass sie nun tief und ruhig schlief und deckte sie sorgsam zu, bevor er sich an sie rutschend neben sie legte, einen Arm unter ihrem hindurchschauen und ihre Hand ergriff, damit auch er nun Halt bei ihr finden konnte, solange sie ausruhten.

Was nun auch immer auf sie beide zukommen würde, welche Hindernisse sich Ihnen noch in den Weg stellen würden... Sie würden es schaffen. Sie würden sich eine Zukunft erarbeiten. Sich selbst aber auch dem Volk der Tak. Als ihr Hochlord und die Hochlady von Takolia.

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Ende von Teil 3 😁✌🏻🍀
❤️🥰❤️
Wollt ihr noch mehr?
LG

Bea

Takolia - Zwischen Schicksal und GlückTempat cerita menjadi hidup. Temukan sekarang