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Bebend versuchte sie einfach immer weiter zu atmen und ihre Hände krampften sich nun fest ineinander. „Kyl...?", wollte sie ihn hauchleise fragen, was das jetzt schon wieder zu bedeuten hatte. Das war hier doch sicher keine echte Krönung oder?
Nicht so von wegen König und Königin von den ... wie auch immer diese Leute noch mal genannt wurden... , oder? Oh Mann, was machte er denn da nur mit ihr? Und noch besser gefragt... warum?
Kyl strich ich sachte über die Wange.
„Keine Angst, Lena. Das ist nur eine kleine Zeremonie. Sie hat nichts welterschütterndes für dich zu bedeuten. Du kannst immer noch genau die sein und bleiben die du bist.", beruhigte er sie murmelnd und lächelte kurz.
Sie aber begann schon wieder am ganzen Leibe zu zittern, weil es sich so komplett falsch anfühlte, was er da gerade gesagt hatte.
Er umfasste sachte ihr Gesicht und hob es zu sich an.
„Einmal nur ein kleiner Kuss... darf ich?", fragte er sie flüsternd und lächelte schon wieder so engelsgleich... immer noch mit den frischen Blutspritzern im Gesicht. Doch die bemerkte sie nun kaum noch, als sie in seine unglaublich grünen Augen blickte und schluckte ... und nochmal schluckte. Ihr Atem flog, zitterte und sie wollte schon verwirrt nicken. Ein Kuss, ja klar, warum nicht...? Doch er beugte sich bereits über sie und berührte ihren Mund mit seinem, fest und warm. Eine Sekunde... zwei Sekunden...
Sie versteifte sich kurz, als sie einen gewaltigen Schlag abbekam – als hätte sie gerade an einen E-Zaun gepackt. Ihre Lippen, der Mund, das Gesicht und ihr Nacken kribbelten, als wäre sie gerade in einen Ameisenbau gefallen. In der nächsten Sekunde hatte er sich wieder gerade hingestellt und sah leise lächelnd auf sie nieder.
„Ich denke das wird bald noch eine sehr interessante Werbezeit für uns beide werden", raunte er ihr leise ins Ohr, was sie wieder tief erröten ließ und führte sie dann an der Hand hinauf zu dem steinernen Stuhl, hieß sie stumm mit der Hand an sich darauf zu setzen und drehte sich dann erst zu seinem Vater um, der sich gerade eben den eigenen Stirnreif abzog und ebenso hoch in die Luft hielt wie Kyl eben noch ihren.
Wieder begann dieses seltsame Gefühl in Lenas Bauch zu rumoren.
Etwas geschah hier gerade, das ganz und gar unmöglich war, oder? Was wichtiges, bedeutsames.
Auch wenn Kyl das eben gerade noch abgestritten hatte.

„Die Zeit ist gekommen. Mein Erbe ward schon lange benannt und ich habe nur auf den Tag gewartet an dem er die Bürden des Amtes auf sich vereinigen kann, an der Seite einer guten und im Herzen reinen Gefährtin. Ich weiß er wird dem Volk ein gerechter und rechtschaffener Hochlord sein und das brauchen wir im Moment mehr als alles andere.
Die Familie Tak-Ninjah herrscht nun in der siebten Generation als gewählte erste Familie derer von Takolia und selbst wenn das Recht hart ist und die Rechtsprechung gerade oft Blut erfordert, so gibt es immer einen Grund hinter allem und den Weg den Kyliander, schon seid er sehr jung ist, klar vor sich liegen sieht. Er kann diesen Weg gehen. Er hat geschworen Takolia nicht den Rücken zu kehren. Er will diese Welt und seine Bewohner retten.
Und so verlasse ich die hohen Ämter und Kreise, kehre zurück zu meinen Wurzeln des schlichten Meisters der hohen Kunst der Jemay, übergebe die Würden an diese starke Hand in der Verbindung mit der sanften Natur dieser, unserer neuen geehrten Hochlady.
Sie ist keine Tak, das ist richtig. Doch das braucht es dieser Tage auch nicht mehr zu sein. Sowieso hat es in den letzten sechzehn Triaden keine Veränderungen mehr gegeben. Diese leitet nun also Kyliander wie man sieht ein, zunächst mit der Wahl seiner Gefährtin.
Unser Volk begründet sich nicht nur auf den Schultern weniger Familien.
Kyliander wird dies allen wieder zu Bewusstsein rufen.
- Es hat bereits begonnen.
Lang lebe Hochlord Kyliander Tak-Ninjah, lang lebe Hochlady Lena-Sophie Tak-Ninjah, sowie alle ihre Nachkommen!", rief er laut und deutlich.
Die Tak brüllten einhellig auf, jubelten und hoben die Fäuste.

„Schlecht. Oh Gott, mir wird schlecht...",
murmelte Lena nur panisch vor sich hin und versuchte schnellstens an irgendwas anderes zu denken, an bunte Blumen... Sonnenschein... ja das war gut. Hier war es viel zu kalt und zu dunkel.
Gott, Kyl hatte sie eben gerade belogen!
Es hatte doch was zu bedeuten. Der Stirnreif auf ihrem Kopf. Lang lebe der König... hu...! Von wegen sie könnte bleiben wer sie war, von wegen...
Übelkeit rann ihr in einem großen Schauer den Rücken hinab.
Jemand begann Musik zu spielen, andere holten Tische und Bänke hervor, Schläuche mit Getränken gingen herum und Lena saß nur immer noch geschockt auf dem steinernen Stuhl und wurde sich gerade erst bewusst, dass sie ganz offensichtliche einen angehenden und nun gerade eben wirklich gewordenen Herrscher geheiratet hatte und nicht einfach nur einen schlichten schwertschwingenden Krieger... Einen ziemlich jungen Herrscher noch dazu.

Takolia - Zwischen Schicksal und GlückWhere stories live. Discover now