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„Wirklich?", fragte sie ihn leise zweifelnd. „Du würdest mich retten, auch wenn ich schon tot wäre und nicht nur so halb?"

Er nickte nur stumm und schloss ganz kurz und tief durchatmend die Augen, bevor er sie wieder so ernsthaft und eindringlich anblickte und seine Augen wurden dunkel.
Heile uns.", flüsterte er ihr leise zu, so sanft und milde, dass Lena instinktiv den Atem anhielt und ihn nur wie verzaubert ansah.
Ihre Finger erwärmten sich über seiner glatten Haut. Ein klein wenig pikste es nur hier und da. Er hatte Bartwuchs, dachte sie noch ganz am Rande, doch dann waren diese Gedanken sofort auch wieder weg, denn ihre Hände glühten hell auf, als hätte sie eine Taschenlampe darinnen. Das Licht ging natürlich von seinen Händen aus, die über ihren lagen. Sie selbst konnte das ja nicht. Doch diese Heilung hatte in diesem Moment eine ganz seltsame atemlose Ernsthaftigkeit. Sekundenlang sahen sie sich nur schweigend an... und ihre Augen brannten nicht mehr ihre Kopfschmerzen hörte auf, Kyls Gesicht verlor die geschlagenen roten umrisse ihrer Finger.
... Huuuu?!

„Mein Hochlord, verzeiht! Aber ich kann wirklich nicht gut heißen, dass ihr eure Lady schon wieder überanstrengt und aufregt. Vor allem nach diesen neuerlichen Begebenheiten!", rügte Tarrek Kyl plötzlich von der Tür her.
Er war also auch endlich eingetroffen?

Lena sah verwirrt blinzelnd zu ihm hin und dann wieder zu Kyl, der sogleich schuldbewusst guckte und sich viel zu schnell von ihr zurückzog.
„Es geht ihr schon wieder recht gut.", meinte er nur lapidar.
„Das überprüfe ich nun lieber selbst, wenn ihr gestattet, ... meine Hochlady?", meinte Tarrek nur ausgesprochen streng zu ihr und sie zuckte lediglich seufzend mit den Schultern.

„Ich... chrmmm... hab ihm eben eine geknallt Tarrek.", räusperte sie sich angelegentlich und sah kurz betont gleichgültig zum Fenster rüber, bevor sie sich ihr Haar schnappte und die dicken Locken zu einem Schopf ausdrehte den sie sich über die Rechte Schulter herunter zog und dann noch ein bisschen extra daran herumzupfte, bevor sie es wieder wagte den Heiler anzusehen. „Das hat mir echt gut getan ... und auch gleich mal zwei, drei Dinge klargestellt. Jetzt bin ich nicht mehr so wütend auf ihn.", erklärte sie ihm bemüht würdevoll, doch es klang trotzdem fast wie eine trotzige Entschuldigung.

Tarrek sah kurz skeptisch zu seinem Herrn hinüber, der verschmitzte grinste und dann aber wie ein ertappter kleiner Junge zu dem Heiler hinsah und den Kopf senkte.
Der aber schüttelte nur wieder streng guckend den Kopf und nickte Kyl dann stumm zu nach draußen zu verschwinden, was dieser denn auch widerwillig jedoch wortlos akzeptierte und ging.

Lena sah nur wieder schmollend vor sich hin.
„Och, Menno..."
„Geht es eurem Kopf nun wieder etwas besser?", fragte Tarrek nun deutlich sanfter, beugte sich über sie und tastete sachte ihre Stirn und die Nebenhöhlen an der Nase ab.
„Ja, klar. Kyl ist immerhin auch ein... ein Heiler, - oder so."

„Ja, oder so trifft es am Ehesten. Meine Kunst ist doch sehr viel spezieller als die seine, meine Hochlady, doch begreift man die Feinheiten erst, wenn man das Heilen schon länger studiert hat."
„Also könnt ihr euch auch einfach so den Kopf abschlagen und den dann selbst wieder anwachsen lassen?", fragte sie ihn ehrlich verwundert.

Tarrek erbleichte kurz und riss die Augen auf, dann aber setzte er sich zu ihr auf das Bett und atmete erst mal ganz tief durch.
„Hat er das also wirklich getan?", fragte er sie
heiser und Lena nickte nur reichlich erstaunt dass er das als bester Heiler Takolias gar nicht wusste. War er denn nicht auch Kyls Arzt?

Er schüttelte gleich mehrmals tief durchatmend den Kopf und lächelte dann plötzlich hauchfein. „Es gab da einige Gerüchte, aber kaum einer redet jemals über die Prüfungen der Jemay, wenn die Prüflinge das nicht wünschen..."

Takolia - Zwischen Schicksal und GlückWhere stories live. Discover now