Die dritte bis fünfte Rückkehr

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Don't know if it's worth waiting for you again.
Don't know if it's worth telling you
'bout the rain inside me.
Feel like I'm losing control.

(Orange Blue – The voice of my blood)

Am Tag nach Harrys Vision und der unheilvollen Begegnung mit Professor Snape erwachte Hermine früh. Sie hatte vier Stunden geschlafen, fühlte sich aber trotzdem, als hätte sie kein Auge zugetan. Die Müdigkeit umgab sie wie ein dichter Nebel. Nachdem sie sich ins Bad geschlichen hatte, suchte sie Pergament, Feder und Tinte heraus, um sich im Gemeinschaftsraum an den Aufsatz für Professor Snape zu setzen.

Zu ihrer Überraschung war sie nicht die Einzige hier. Harry saß mit einem Buch in der Hand in einem der Sessel. „Guten Morgen, Harry."

„Morgen", erwiderte er tonlos und zog seine Beine noch dichter an sich.

Im Kamin knisterte bereits ein Feuer und Hermine legte ihre Schreibsachen weg und holte sich ebenfalls einen Sessel heran, sah einige Minuten in die Flammen und kuschelte sich schließlich auf ähnliche Art wie Harry in die Polster. Nun galt ihre Aufmerksamkeit ihm und sie versuchte zu ergründen, was in seinem Kopf vorging.

„Warum fragst du mich nicht einfach?", murmelte er nach einer Weile, blickte allerdings nicht zu ihr auf.

„Was soll ich dich denn fragen?"

Harry zuckte mit den Schultern. „Wie es mir geht. Und ... wie lange ..." Er beendete den Satz nicht, sondern schluckte. Seine Finger klammerten sich am Buchdeckel fest und Hermine holte einmal tief Luft.

„Wie lange tat deine Narbe schon weh?", fragte sie also das, worüber er anscheinend reden musste, obwohl sie bereits eine Ahnung hatte.

„Den ganzen Tag." Nun endlich klappte er das Buch zu und drehte sich komplett zu Hermine um. „Ich konnte nicht ... Es hätte alles zerstört, verstehst du?" Hermine nickte. „Aber seitdem ich gesehen habe, was passiert ist ... Ich hätte es verhindern können." Seine Stimme war sehr leise geworden.

„Du hast verhindert, dass Mr Weasley stirbt", erinnerte sie ihn.

„Ich hätte verhindern können, dass er überhaupt angegriffen wird."

„Wie denn?", fragte sie provokant. „Selbst wenn du Professor Dumbledore davon erzählt hättest, dass deine Narbe wehtut ... Was hätte er machen sollen? Wie hätte er wissen sollen, dass Mr Weasley angegriffen werden würde?"

Er schloss die Augen, atmete langgezogen aus. „Ich ertrage das nicht, Hermine", flüsterte er schwer verständlich. „Diese Hilflosigkeit ... Ich sitze nur rum, während Voldemort unsere Leute umbringt!" Nun starrte er sie mit weit aufgerissenen Augen an. Dunkle Ringe lagen darunter und das Weiß war rot unterlaufen.

„Harry, wie lange hast du heute Nacht geschlafen?"

Er wandte den Blick ab und vergrub das Gesicht hinter seinen Knien. Erneut zuckten seine Schultern. „Ein oder zwei Stunden", gab er nuschelnd zu und Hermine seufzte.

„Warum hast du nicht den Trank genommen, den Madam Pomfrey dir hiergelassen hat?"

„Und du?", fragte er scharf. „Wo bist du gestern Abend gewesen, nachdem du Madam Pomfrey benachrichtigt hast?"

Hermine zuckte zusammen und zog sich tiefer in ihren Sessel zurück.

„Du warst wieder draußen, nicht wahr?", fragte er weiter. „Hast nach Snape geguckt!"

Sie presste die Lippen aufeinander, nickte aber. „Ich musste wissen, ob ..." Ihre Stimme verlor sich.

„Ob was? Ob es Snape gut geht?"

Inter Spem et Metum - Zwischen Hoffnung und FurchtWhere stories live. Discover now