Der Unterschied

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So close, no matter how far.
Couldn't be much more from the heart.
Forever trusting who we are.
And nothing else matters.

(Metallica – Nothing else matters)

„Was ist eigentlich mit deinem Auge passiert?", fragte Ron später an diesem Abend, als sie sich im Gemeinschaftsraum einen freien Tisch gesucht hatten.

Hermine hob die Hand und betastete die Haut unter ihrem Auge, während sie fieberhaft nach einer Erklärung suchte. „Ich weiß es nicht. War heute Morgen einfach da. Aber Madam Pomfrey meinte, es wäre harmlos und verschwindet von allein wieder." Sie lächelte unverbindlich.

„Na dann", murmelte er schulterzuckend. „Schach oder Zauberschnippschnapp?"

„Zauberschnippschnapp", erwiderte sie sofort und während Ron die Augen verdrehte, grinste Harry. Sie war einfach mies im Schach und heute nicht erpicht darauf, sich daran erinnern zu lassen. „Hey, ich kann dich auch in Verwandlung abfragen", fügte sie frech hinzu, als Ron den Kopf schüttelte.

„Danke, ich verzichte." Er verzog das Gesicht und rief die Karten aus seinem Schlafsaal zu sich, ehe er anfing, sie auf dem Tisch auszubreiten.

Während sie mitten in der dritten Runde steckten (Hermine und Harry hatten Ron beide Male besiegt), kam Ginny zu ihnen an den Tisch und legte ihre Hand in Harrys Nacken. Seine Wangen wurden rot. „Habt ihr euch endlich wieder vertragen?", fragte sie.

„Ähm, ja", entgegnete Harry und sah zu ihr auf.

„Merlin sei Dank ..." Sie schenkte Hermine ein breites Lächeln; obwohl sie und Ginny in den letzten Wochen auch nicht viel Zeit miteinander verbracht hatten, war sie eine der wenigen gewesen, die keinen Groll ihr gegenüber gehegt hatte. Sie war ihr lieber aus dem Weg gegangen und Hermine war ihr unglaublich dankbar dafür. „Dann will ich euch gar nicht weiter stören. Wir sehen uns morgen." Die letzten Worte waren an Harry gerichtet. Bevor er antworten konnte, beugte sie sich zu ihm und küsste ihn.

Ron gab Würgegeräusche von sich und während Hermine die Augen verdrehte, streckte seine Schwester ihm den Mittelfinger entgegen, bevor sie kommentarlos ging.

„Du hattest kein Problem damit, als du noch mit Lavender zusammen warst", sagte Harry und sah ihn provokant an.

„Da habt ihr nie vor meinen Augen geknutscht."

„Doch, haben wir. Aber du hast auch geknutscht."

„Ist dasselbe", entgegnete Ron schulterzuckend und drehte zwei weitere Karten um – ein passendes Paar.

„Ihr habt euch getrennt?", fragte Hermine überrascht.

Ron verzog den Mund. „Jaah ... Hat einfach nicht gepasst."

„Aber nicht ... meinetwegen, oder?"

Ron schüttelte den Kopf. „Nein, nicht deinetwegen. Sie fing einfach an, mich zu nerven ..."

„Endlich!", murmelte Harry und riss die Augen auf.

Hermine grinste schief. Wie hatte sie bloß monatelang hierauf verzichten können? Auf ihre Freunde, ihre Wahlfamilie, die sie so leicht vergessen ließ, dass da draußen ein größenwahnsinniger Tyrann versuchte, sie alle umzubringen? Selbst jetzt, wo alles wieder in Ordnung war, schmerzte etwas in ihr.

Sie blieben lange im Gemeinschaftsraum, sahen einen Mitschüler nach dem anderen ins Bett gehen und lachten so viel, als hätten sie gemeinschaftlich beschlossen, die letzten Monate an diesem Abend nachzuholen. Morgen war Sonntag, sie konnten alle ausschlafen. Aber Hermine wollte nicht schlafen gehen, ohne nochmal mit Harry gesprochen zu haben. Sie hatten sich zwar beieinander entschuldigt, aber in der Großen Halle hatten sie nicht so offen reden können, wie sie es sich gewünscht hatte.

Inter Spem et Metum - Zwischen Hoffnung und FurchtWo Geschichten leben. Entdecke jetzt